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12.03.11 / Und was gehört außer dem Islam noch zu Deutschland?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-11 vom 12. März 2011

Moment mal!
Und was gehört außer dem Islam noch zu Deutschland?
von Klaus Rainer Röhl

Ein Blick in die Geschichte lohnt sich. Ein schneller Sprung durch die Zeitmaschine ins Jahr 1957: Die von der deutschen Nachkriegsgeneration in kaum glaublicher Kraftanstrengung, mit Fleiß und Ideenreichtum im kleinen Rumpfdeutschland aus Trümmern und Schrott aufgebaute Wirtschaft brauchte billige Hilfskräfte für die groben Arbeiten beim Bergbau, in der Stahlindustrie, bei den Autofirmen. Man heuerte Gastarbeiter an: Italiener, Griechen, Spanier und Portugiesen, am Ende auch Türken, immer im Vertrauen auf deren Heimatliebe, die vor allem die türkischen Gäste zurück in ihre warme Heimat führen würde. Zeitverträge wurden geschlossen, die man irgendwann in ein Bleiberecht umwandelte (welcher Trottel war das?) und ein Recht auf Nachzug der Familie, der Omas und Opas, Onkel und Tanten und der restlichen Mitglieder der Großfamilie. Das war der Anfang vom Ende.

Es gab Leute, die warnten, aber sie wurden verspottet und von den guten Deutschen als Menschenfeinde beschimpft: „Man rief Arbeitskräfte – und es kamen Menschen!“ Uns kommen die Tränen. Klar waren die Gastarbeiter Menschen – niemand hat das bestritten. Aber die Türken waren auch Muslime.

Noch ein Sprung mit der Zeitmaschine und wir sind im Jahr 2011: 220000 bis 300000 türkische Muslime sitzen, mit einer hohen Wachstumsrate, bereits in Berlin und bilden in einigen Stadtteilen eigene Wohnbezirke mit eigener türkischer Infrastruktur. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der auch betonte, der ihre zu sein, sprach denn auch vor kurzem in Düsseldorf nach seiner aufwiegelnden, desintegrierenden Rede vor drei Jahren in Köln noch deutlicher aus, was wir schon lange wussten und seit Thilo Sarrazins Buch nur noch besser und genauer schwarz auf weiß haben: Die Türken – und die arabischen Zugezogenen – denken gar nicht daran, sich zu assimilieren oder zu integrieren (beides ist gehupft wie gesprungen) wie alle bisherigen Einwanderer – Polen im Ruhrgebiet seit Ende des 19. Jahrhunderts, Italiener oder Griechen und Spanier und Portugiesen und viele andere. Die Türken sollen sich, so Erdogan, nicht anpassen, sie sollen Türken bleiben. Gerne sollen sie auf deutschem Staatsgebiet leben, wo es eine funktionierende Wirtschaft, also gute Jobs und eine vorzügliche Krankenversorgung und soziale Sicherungen gibt. Das schätzen sie sehr. Für die Unterhaltung am Abend gibt es eigene türkische Fernsehprogramme. Da freut sich Erdogan. Es sind seine Untertanen, sagte er bei seinem Staatsbesuch im erst teilweise eroberten Land.

Das war nur „Wahlkampf“, möchte uns eine willfährige Presse einreden, der Mann sei etwas grob, aber meine es gut mit Europa. Erdogan, der mit Deutschland seinen viertgrößten Wahlbezirk nach Istanbul, Ankara und Antalya besuchte, machte mit seiner demonstrativ Kopftuch tragenden Frau Wahlkampf und rief seine Untertanen auf, Türkisch zu sprechen und zu denken. Und unser Bundespräsident behauptet ohne Angaben von Gründen der Islam gehöre zu Deutschland.

Finde ich aber gar nicht, sagte der neue Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und fragte den Präsidenten gleich in seiner ersten Pressekonferenz, wie er darauf komme, dass der Islam zu Deutschland gehöre? Gehört er dazu? Wir würden sagen: Noch nicht! Obwohl es immer das Ziel der türkischen Machthaber war, die Religion des Islam in Europa auszubreiten. Der Islam gehört zu Deutschland? Kurzer Geschichtsunterricht für die Redenschreiber des Bundespräsidenten: Es waren kinderreiche Nomaden im Inneren Asiens, die im 11. Jahrhundert in Kleinasien einfielen und sich dort häuslich einrichteten. Unter rivalisierenden Stämmen setzten sich schließlich die Osmanen durch. Seit dem 11. Jahrhundert Muslime geworden, suchten sie bald weitere Länder zu erobern. Im 14. Jahrhundert überschritten die Türken unter ihrem energischen Sultan Murad I. zum ersten Mal die Dardanellen. Byzanz (= Konstantinopel), nur zögerlich und mangelhaft unterstützt von Kaiser und Papst, hielt noch über ein Jahrhundert lang stand. 1453 fiel Konstantinopel.

1529 stehen die Türken vor Wien. Die Stadt wird gehalten, doch verliert Kaiser Karl V. einen großen Teil Ungarns. Europa tut sich schwer, eine gemeinsame Strategie gegen die Türken zu finden. Es dauert noch über ein Jahrhundert, bis nach der zweiten erfolglosen Belagerung Wiens 1683 und dem Sieg der vereinigten europäischen Heere am Kahlenberg im gleichen Jahr Prinz Eugen 1697 schließlich bei Zenta das türkische Heer vernichtend schlägt und den Frieden von Karlowitz (1699) erzwingt. Doch behält der Sultan alle seine balkanischen Eroberungen. Von ihnen werden Albanien und Bosnien (siehe Seite 6) zum Großteil islamisiert, in den übrigen Gebieten wird das orthodoxe Christentum geduldet, aber die türkische Besatzungsmacht regiert, teils mit geschmeidiger Diplomatie, teils mit großer Grausamkeit. Bis die Völker sich gegen die Muslime erheben. Als die Balkanländer ab 1821 eines nach dem anderen ihre Unabhängigkeit zurückerobert haben, bleibt nur der europäische Teil von Istanbul und ein vorgelagertes Stück Bauernland, Ostthrakien, türkisch. Die türkischen Anprüche, zu Europa zu gehören, gründen sich also auf  den europäischen Teil der Großstadt Istanbul mit acht Millionen Einwohnern und drei ostthrakische Provinzen mit rund eineinhalb Millionen, also insgesamt rund zehn Millionen Einwohner. Der Rest der rund 72 Millionen Türken (Tendenz stark steigend) hängt an diesem europäischen Zipfel wie der Hund am Schwanz.

Die Türkei in die EU? Kaum einer will das ernsthaft. Die USA aber wollen den Beitritt der Türkei zu Europa. Das Land soll ein „Bollwerk der Demokratie“ werden in einer sich radikalisierenden islamischen Welt. Eine Schnapsidee, wie viele Ideen aus den USA. Denn: Je ausgeprägter die parlamentarische Demokratie in einem islamischen Land ist, je freier die Wahlen, desto stärker wird oft der militante Islamismus. Nach den Wahlen kommen die Mullahs. Das zeigte sich im Iran und wird in den Ländern der sogenannten Facebook-Revolution nicht anders sein.

Was nun, Deutschland? Schaffen wir uns ab? Viele haben das Buch von Sarrazin gekauft, aber die Schreiber der linken Presse missverstehen Sarrazin gezielt, nachdem sein Erfolg nicht mehr aufzuhalten war. Alle reden und schreiben immer nur über Integration. Als gelte es nur, die Millionen türkischer Kinder möglichst früh in eine Kita zu bringen und Deutsch lernen zu lassen. Anstatt die Frage zu stellen, ob die Mehrheit der Deutschen die Türkei  überhaupt in die EU aufnehmen will. Macht auf die Tür, die Tor macht weit? 20 Millionen arbeitslose anatolische Bauern und ihre Frauen, Mütter und Omas warten auf Europa. Wie die – integrierte oder nicht integrierte – Einwanderung zur gewaltlosen Landnahme wird, können wir in den Berliner Stadtbezirken Neukölln, Wedding und einem Teil von Kreuzberg besichtigen. Da hilft kein Prinz Eugen mehr. Aber der neue Bundesinnenminister Friedrich hat die von Sarrazin angestoßene Diskussion wieder auf den Punkt gebracht. Der islamistische Attentäter von Frankfurt, der zwei US-Soldaten ermordete und zwei weitere Menschen schwer verletzte, hat einen weiteren Beitrag zu dem Thema geliefert. Eine klare Absage der rot-rot-grünen Opposition und der türkisch-islamischen Seite an den militanten Islamismus steht aus. Stattdessen greift man den neuen Innenminister als Feind der „Migranten“ an. Doch die Frage, die er aufgeworfen hat, bleibt auf der Tagesordnung. Gehört der Islam zu Deutschland? Was noch alles?


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