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12.03.11 / Militärtradition in Polizeigrün / Vor 60 Jahren wurde der Bundesgrenzschutz gegründet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-11 vom 12. März 2011

Militärtradition in Polizeigrün
Vor 60 Jahren wurde der Bundesgrenzschutz gegründet

Kaum eine staatliche Institution hat ihre Aufgaben, ihre Organisation und ihr Selbstverständnis so häufig ändern müssen wie die heutige Bundespolizei. Aus dem vor 60 Jahren als paramilitärische Truppe aufgestellten Bundesgrenzschutz (BGS) ist mittlerweile eine Polizei des Bundes geworden.

Die Gründung des BGS geht auf die Forderung der Westalliierten nach einem westdeutschen Wehrbeitrag zurück. Da sie der Bundesrepublik zunächst noch keine Streitkräfte zugestehen wollten, wurde die Schaffung einer dem Bundesinnenministerium unterstellten Grenzschutztruppe mit spezialpolizeilichen Befugnissen beschlossen. Um genügend qualifiziertes Personal rekrutieren zu können, musste vor allem auf ehemalige Angehörige der Wehrmacht zurückgegriffen werden. Eine Voraussetzung zum personellen Aufbau des BGS war daher eine Ehrenerklärung für die deutschen Soldaten durch den Nato-Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower. Offizielles Gründungsdatum des BGS ist der 16. März 1951, an dem das BGS-Gesetz verabschiedet wurde. Am gleichen Tag begann die Aufstellung der BGS-Verbände in Stärke von zunächst 10000 Mann. Ihre Hauptaufgabe war der Sicherungseinsatz an der „Frontlinie“ des Kalten Krieges, der innerdeutschen Grenze.

Bis in die 1980er Jahre hinein war der BGS, dessen Angehörige teilweise militärische Dienstgrade führten und bis 1994 sogar Kombattantenstatus besaßen, mehr militärisch als polizeilich organisiert und ausgerüstet. Die erste Ausstattung mit Uniformen, Effekten, Ausrüstung, Gerät und Bewaffnung stammte überwiegend noch aus teils umgefärbten Altbeständen der Wehrmacht, deren symbolträchtigstes Teil, der Stahlhelm M35/42, beim BGS über 40 Jahre in Gebrauch blieb. Auch bei späteren Änderungen orientierte sich der BGS lange an bewährten Modellen und Vorbildern aus der preußisch-deutschen Militärtradition. Als die Einheiten im Frühjahr 1951 in ihre Garnisonen einzogen, wurde die „neue Wehrmacht“ freudig willkommen geheißen. Mit seinem allgemein anerkannten Auftrag, der Verwendung traditioneller nationaler Formen, Symbole und Zeremonien und einem Erscheinungsbild, mit dem sich Millionen identifizieren konnten, fand der BGS in der Bevölkerung mehr Akzeptanz als später die mit einem sicherheitspolitischen Auftrag versehene junge Bundeswehr. Auch nach deren Gründung verkörperte er noch lange die preußisch-deutsche Militärtradition in stärkerem Maße als die Streitkräfte, die zwanghaft bemüht waren, sich auch äußerlich von ihren Vorgängern abzugrenzen.

Am 1. Juli 1956 wurden knapp 10000 Freiwillige der 16500 Mann starken BGS-Truppe in die Bundeswehr überführt. Nach diesem personellen Aderlass erfolgten der Aufbau einer zweiten Generation im BGS und mehrfache Umstrukturierungen. Zugleich erweiterten sich die Aufgaben des BGS, und er wurde zunehmend zu polizeilichen Großeinsätzen herangezogen. Die große BGS-Reform 1976 führte nicht nur zu einer grundlegend neuen Personal-, Organisations- und Ausbildungsstruktur, sondern auch zu einem Paradigmenwechsel. Fortan fielen dem BGS weitere schutzpolizeiliche Aufgaben zu, was auch durch die Ersetzung der militärischen Dienstgrade durch die Amtsbezeichnungen der Polizei und eine Angleichung an die einheitliche Polizeiuniform der Bundesländer unterstrichen wurde. Die größte Zäsur brachten der Wegfall der innerdeutschen Grenze und das Inkrafttreten des Schengener Abkommens vor 20 Jahren, denn damit war die Hauptaufgabe des BGS obsolet geworden. Dafür übernahm er jetzt bahnpolizeiliche und Aufgaben der Luftsicherheit. Am 1. Juli 2005 wurde der BGS in Bundespolizei umbenannt. Damit fielen auch die letzten BGS-typischen Uniformeffekten fort. Seitdem ist die Bundespolizei mit 40000 Beamten flächendeckend im Land präsent und mit vielfältigen sonderpolizeilichen Aufgaben betraut.     Jan Heitmann


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