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19.03.11 / Ehrung für den Frontsoldaten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-11 vom 19. März 2011

Ehrung für den Frontsoldaten

In Stahlgewittern“. So hat der Schriftsteller Ernst Jünger das Fronterlebnis des Ersten Weltkrieges überschrieben, das eine ganze Generation geprägt hat. Der Letzte, der noch aus eigenem Erleben wusste, was das bedeutet, ist tot. Der US-Amerikaner Frank Buckles starb Ende Februar im Alter von 110 Jahren in Charles Town, Virginia. Seine letzte Ruhe hat er auf dem zentralen Heldenfriedhof „Arlington National Cemetary“ gefunden. Eine Geste einer dankbaren Nation und eine besondere Ehrung für den einfachen Frontsoldaten, denn dafür muss man eigentlich Träger der höchsten Tapferkeitsauszeichnungen gewesen oder auf dem Schlachtfeld gefallen sein.

Buckles meldete sich 1917 im Alter von 16 Jahren freiwillig zum Militärdienst. Die Marineinfanterie wies ihn ab: Zu jung. Die Marine bemängelte seine Plattfüße. Bei der Army hatte er schließlich mit einer gefälschten Altersangabe Glück. Er wurde genommen und meldete sich an die Front nach Frankreich. „Da war etwas los, da warteten Beförderungen und Auszeichnungen“, begründete er später seinen jugendlich-unbekümmerten Entschluss. Er diente als Kradmelder und Sanitäter und kehrte unversehrt heim. Nach dem Krieg ging er in die Schifffahrtsbranche. In Manila geriet er 1942 in japanische Gefangenschaft und durchlebte drei schreckliche Jahre. Später engagierte er sich in Soldatenverbänden und setzte sich für ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Washington ein. Er erhielt zahlreiche Orden und Ehrungen, wurde Ritter der französischen Ehrenlegion. Sogar ein Film wurde über ihn gedreht. 2008 empfing ihn Präsident George W. Bush. Frank Buckles wird seinen Landsleuten unvergessen bleiben.

Auch Frankreich bewahrt seinen Veteranen ein ehrendes Andenken. Als der vorletzte Teilnehmer des „Grande Guerre“ Ende 2007 starb, berichteten alle Medien des Landes. Präsident Nicolas Sarkozy würdigte den Verstorbenen und verband dies mit einer Ehrung für alle französischen Frontsoldaten. Der letzte Veteran, Lazare Ponticelli, erhielt 2008 ein Staatsbegräbnis.

Ganz anders dagegen ist es in Deutschland. Als Erich Kästner, der letzte deutsche Weltkriegsveteran, im Januar 2008 im Alter von 108 Jahren starb, wurde davon hierzulande kaum Notiz genommen. Dabei war er kein ganz Unbekannter. Seine 75 Jahre währende Ehe hatte ihm einen Eintrag ins Guinness Buch eingebracht und bei seinem Tod war er der zweitälteste männliche Deutsche. Deshalb konnte man seine Vita sogar im Internet-Lexikon Wikipedia abrufen. Einem Leser fiel die Namensgleichheit in Kästners Todesanzeige mit dem berühmten Schrftsteller auf. Er recherchierte und stieß auf den Wikipedia-Eintrag. Nur so wurde das Ableben des letzten deutschen Weltkriegsveteranen überhaupt bekannt. Als erste berichtete die „Neue Zürcher Zeitung“ über ihn; französische und britische Medien folgten. Der „Daily Telegraph“ forderte – hierzulande unvorstellbar – sogar eine Würdigung durch die Bundeskanzlerin. Still war Kästner gestorben und still blieb es in Deutschland auch um seinen Tod. Das Leben, Leiden und Sterben der „Schützengrabengeneration“ von 1914/18 ist im kollektiven Gedächtnis der Deutschen nicht mehr existent. Zudem schont auch sie der Bannstrahl der Diffamierung des deutschen Soldatentums nicht. Kein Wunder also, dass über Kästners Ableben hinweggegangen wurde.         Jan Heitmann


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