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19.03.11 / Eine Frau mit vielen Gesichtern / Zum 100. Geburtstag der unvergessenen Brigitte Horney

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-11 vom 19. März 2011

Eine Frau mit vielen Gesichtern
Zum 100. Geburtstag der unvergessenen Brigitte Horney

Man kennt ihr Gesicht noch aus Fernsehserien wie „Der Kommissar“ oder „Derrick“. Zum Publikumsliebling aber wurde die am 29. März 1911 in Berlin-Dahlem geborene Brigitte Horney erst im reifen Alter. 1980 spielte sie sich als Tante Polly in der deutsch-kanadischen Fernsehverfilmung von „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ in das Herz der jugendlichen Zuschauer. Neun Jahre (1981 bis 1988) verkörperte sie in „Jacob und Adele“ die weibliche Hauptrolle und wurde zum absoluten „Muss“ am Fernsehabend der „älteren Semester“. Als mopsfidele Rentner besuchten die Protagonisten Jacob und Adele eine Diskothek, ein andermal betätigten sie sich als Detektive und unternahmen viele Reisen. Schließlich wurde Brigitte Horney für eine der weiblichen Hauptrollen in der Fernsehserie „Das Erbe der Guldenburgs“ ausgewählt, die in mancher Hinsicht als die deutsche Antwort auf „Dallas“ und „Denver Clan“ angesehen wurde und sehr erfolgreich war. Drei Tage nach dem Abdrehen der zweiten Staffel der „Guldenburgs“ starb Brigitte Horney am 27. Juli 1988. Das Drehbuch der dritten Staffel musste daher vollkommen umgeschrieben werden.

Schon als kleines Kind erkrankte Brigitte Horney an Tuberkulose und musste mehrfach in der Schweiz behandelt werden. Dennoch konnte sie eine umfassende Allgemeinbildung erwerben. Ihre vermögenden Eltern ermöglichten ihr außerdem den Besuch von Schauspiel- und Tanzschulen, unter anderem bei Mary Wigman. Nach einigen Theaterauftritten in Würzburg, Berlin, Zürich und Göttingen erhielt sie 1930 ihre erste Filmrolle in „Abschied“ unter der Regie von Robert Siodmak. Später übernahm sie Engagements in patriotischen Filmen wie „Ein Mann will nach Deutschland“, „Der Katzensteg“ (nach Hermann Sudermann), „Feinde“, „Ziel in den Wolken“, „Aufruhr in Damaskus“ und „Der Gouverneur“. Dort verkörperte sie resolute, selbstbewusste Frauen, die dann, wenn die Lage kritisch wurde, ihren „Mann stehen“ konnten und zudem eine gewisse erotische Ausstrahlung verbreiteten. So war Horney in den 30er Jahren eine sehr gefragte Darstellerin. In den Jahren 1934, 1938 und 1939 wirkte sie jeweils in vier Filmen mit. Während der nationalsozialistischen Herrschaft verließ sie Deutschland nicht, machte aber Freundschaften weder von politischer Gesinnung noch von ethnischer oder religiöser Herkunft abhängig. 1940 heiratete sie Konstantin Irmen-Tschet, einen gebürtigen Russen, der bei dem Propagandafilm „Hitlerjunge Quex“ als Kameramann mitgearbeitet hatte. Die Ehe wurde 1954 geschieden.

1943 gehörte Brigitte Horney zu dem Aufgebot der Schauspieler, die in „Münchhausen“, dem vierten deutschen Farbfilm überhaupt, mitspielen durften. Mit diesem 6,5 Millionen Reichsmark teuren Streifen, dessen Drehbuch Erich Kästner mit Genehmigung von Josef Goebbels schreiben durfte, feierte die Ufa ihr 25-jähriges Bestehen. Trotz allem gab es für Brigitte Horney nicht den Durchbruch zum „großen Star“.

Nach Kriegsende konnte sie ab 1948 unangefochten ihre Karriere fortsetzen und in einigen bekannten Kinofilmen mitwirken. „Nacht fiel über Gotenhafen“, 1959 unter der Regie von Frank Wisbar aus Tilsit gedreht, und „Das Erbe von Björndahl“, 1961 unter der Regie von Gustav Ucicki entstanden, waren die bekanntesten Streifen, die auch heute einem breiten Publikum bekannt sind. Gelegentlich werden sie in den 3. Fernseh-Programmen wiederholt.

Nach dem Tod ihrer Mutter, der Psychoanalytikerin Karen Horney, zog Brigitte Horney nach Boston, um deren Lebenswerk und deren Poliklinik weiterzuführen. Sie erwarb die dortige Staatsbürgerschaft und heiratete den Kunsthistoriker Hanns Swarzenski, der seit 1948 in der Gemäldeabteilung des „Museum of Fine Arts“ in Boston tätig war und durch seine Bekanntschaft mit bedeutenden Künstlern wie Max Beck-mann, Alexander Calder und Henry Moore der Abteilung für zeitgenössische Skulptur einige wichtige Werke vermitteln konnte.

Das „Metropolitan Museum of Art“ in New York vergibt jährlich ein „Hanns Swarzenski und Brigitte Horney-Swarzenski Forschungsstipendium“ an junge Kunsthistoriker.          Hans Lody / os


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