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19.03.11 / Versöhnung muss folgen / Spurensuche in Ostpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-11 vom 19. März 2011

Versöhnung muss folgen
Spurensuche in Ostpreußen

Bei Stephanie Kuhlmanns Roman „Hoffnung heißt Nadjeschda“ ist der Titel sozusagen Programm. In ihrem teils fiktiven, teils autobiographischen Roman berichtet die Autorin von einer Frau namens Sarah, die sich auf die Reise zum Geburtsort ihres Vaters macht, um sich den Schauplatz der lieb gewonnenen Geschichten einmal persönlich anzuschauen.

Waldhausen heißt heute Bjereschkowskoje und liegt im heute russischen Teil Ostpreußens. Voller Euphorie macht sich Sarah mit ihrem Mann Georg auf die Reise, immer auf den Spuren der Vergangenheit ihres Vaters. Aber schon bald muss sie erkennen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Denn auch wenn sie von den Orten der Kindheit ihres Vaters wie verzaubert ist, so sind auch der Verfall der Häuser und historischen Gebäude sowie die allgegenwärtige Armut nicht zu übersehen.

Doch Sarah lässt sich nicht entmutigen. Gespannt und voller Erwartungen macht sie sich mit Georg in einem verwilderten Waldstück auf die Suche nach dem Elternhaus ihres Vaters. Als die beiden kurz davor sind, die Suche abzubrechen, meint Sarah jedoch etwas zu spüren: „Die vertrockneten Blätter rascheln unter meinen Schuhen. Ganz in der Nähe ruft er wieder, der Kuckuck. Ich gehe noch ein paar Schritte weiter in den Wald und bleibe dann wie vom Blitz getroffen stehen … Erst sehe ich nur ein paar Ziegelsteine zwischen den Blättern liegen, dann geht es Schlag auf Schlag. Erdhügel, ein bemoostes Treppengeländer. Auf den Hügeln liegen dunkelgrüne und weiße Kacheln, die an unterschiedlichen Stellen abgesplittert sind. Es ist wie auf einem Schlachtfeld … Die Kindheit meines Vaters liegt zerbrochen vor meinen Füßen.“

Stephanie Kuhlmann gelingt es in ihrem Roman „Hoffnung heißt Nadjeschda“, den Leser für Ostpreußen zu begeistern. Einerseits durch die Tatsache, dass dieses Gebiet noch heute vielen Deutschen, die vor nun mehr sechs Jahrzehnten die Flucht antreten mussten, sehr viel bedeutet. Aber andererseits auch durch ihre junge und unverbrauchte Sichtweise, mit welcher sie das Land und vor allem die Leute, deren Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit, dort wahrgenommen hat.

In dem Roman der gebürtigen Hamburgerin vermischen sich persönliche Erlebnisse und Eindrücke mit fiktiver Handlung. Dabei wird deutlich spürbar, wie sehr es Stephanie Kuhlmann am Herzen liegt, mit ihrem Roman die Wichtigkeit der „deutsch-russische Verständigung“ hervorzuheben. Denn wohin Sarah und Georg sich auch wenden, ob es die flotte Kellnerin im Restaurant ist, der quirlige Fremdenführer oder die leidenschaftliche Restauratorin, sie stoßen überall nur auf Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.

Obwohl die Traurigkeit der Geschichte immer noch durchschimmert, richtet die Autorin ihre Aufmerksamkeit nicht auf die dunkle Zeit der Vertreibung und Umsiedlung der Menschen, sondern strebt eine hoffnungsvolle Zukunft an, eine Zukunft der fortwährenden Verständigung und Freundschaft zwischen Deutschen und Russen. Wie der Titel schon andeutet, ist dies ein Buch über Hoffnung, denn Hoffnung heißt Nadjeschda.            Vanessa Ney

Stephanie Kuhlmann, „Hoffnung heißt Nadjeschda“, Bod, Norderstedt 2010, broschiert, 280 Seiten, 19,80 Euro


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