23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
19.03.11 / Heitere Gelöstheit des Herzens / Herrliche Prosa der ostpreußischen Autorin Frieda Jung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-11 vom 19. März 2011

Heitere Gelöstheit des Herzens
Herrliche Prosa der ostpreußischen Autorin Frieda Jung

„Ja, ich habe ein paar Lieder gesungen – aber lange nicht so schön wie die Lerche da draußen in der blauen Luft!“, bekannte Frieda Jung, als ihr 60. Geburtstag 1925 im Insterburger Rathaussaal begangen wurde. Die bescheidene Frau, die sich selbst als eine „schlichte Frau“ sah, „die mit ihren grauen Haaren noch immer die Menschen für gut hält, die hin und wieder gern ein wenig plattdeutsch spricht und fest an die Gottesschrift in Bibel, Wald und Sternen glaubt“, konnte auf ein Leben voller Schicksalsschläge zurückblicken.

Geboren am 4. Juni 1865 als Tochter eines Lehrers in Kiaulkehmen, Kreis Gumbinnen, verlor sie früh den Vater. Ihre Ehe mit einem ungeliebten Mann wurde nach einem Jahr geschieden; ihr einziges Kind verlor sie früh. Im harten Kampf um die Existenz bewährte sie sich – als Erzieherin und Gesellschafterin wirkte sie in vier verschiedenen Haushalten, bis sie als freie Schriftstellerin ein Auskommen fand. In Buddern, Kreis Angerburg, baute sie sich 1912 ihr Dichterheim auf, das sie allerdings im Ersten Weltkrieg bereits wieder verlassen musste. Auf Lesungen im mitteldeutschen Raum machte sie Freunde der Dichtkunst auch außerhalb Ostpreußens auf ihr Werk aufmerksam. Ihre Lyrikbände „Gedichte“, „Mairegen – Gottessegen“, „Freud und Leid“, „Gestern und heute“ sowie der nach ihrem Tod erschienene Band „Auch ich hab’ mit dem Schmerz zu Tisch gesessen“ durften in keinem ostpreußischen Haushalt fehlen. Ihre Kindheitserinnerungen, die sie 1910 unter dem Titel „In der Morgensonne“ veröffentlichte, fanden einen großen Leserkreis. Sie schildert darin ihre frühen Lebensjahre in dem Schulhaus von Kiaulkehmen, die geprägt waren von finanziellen Einschränkungen. Dennoch blitzt aus fast jeder Zeile ein ursprünglicher Humor. So ist eines der schönsten Familienbücher der ostpreußischen Literatur entstanden. Nachzulesen jetzt in der Neuausgabe.

Als Frieda Jung am 14. Dezember 1929 in Insterburg starb, ging mit ihr eine Dichterin, die „Verse von letzter Lauterkeit“ geschaffen hat, wie Martin A. Borrmann es einmal ausdrückte: „Sie trösten durch ihre fast heitere Gelassenheit und Gelöstheit die Herzen derer, die, wie die Dichterin selbst, Schweres erlebt haben.“ Doch nicht nur Jungs Verse sind es wert, gelesen zu werden, auch die herrliche Prosa hat mehr als ein Augenmerk verdient.         Silke Osman

Frieda Jung: „In der Morgensonne. Kindheitserinnerungen“, Husum Verlag, 167 Seiten, brosch., 7,95 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren