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26.03.11 / Eiertanz um Chefposten des DHM beendet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-11 vom 26. März 2011

Eiertanz um Chefposten des DHM beendet

Das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin hat einen neuen Direktor. Am 15. März wählte das Museumskuratorium, in dem je fünf Vertreter von Bundestag, Bundesregierung und Ländern sitzen, Alexander Koch zum neuen Chef des Hauses – nur wenige Stunden, bevor sein Vorgänger verabschiedet wurde. Damit findet eine peinliche Posse endlich ihr Ende. Seit elf Jahren wussten die politisch Verantwortlichen, dass der bisherige Leiter, Hans Ottomeyer, an diesem Tag in den Ruhestand gehen würde – doch mit der Nachfolgeregelung haben sie sich bis zur allerletzten Minute Zeit gelassen. Erst war die Umwandlung des Museums in eine Stiftung, dann die Bundestagswahl 2009, die veränderte politische Mehrheiten brachte, und schließlich die parlamentarische Weih­nachtspause schuld. Auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), aus dessen Etat das Museum jährlich mit 20 Millionen Euro finanziert wird, blieb untätig.

Dem DHM, das mit 900000 Besuchern im Jahr einen Spitzenplatz in der Berliner Museumsszene einnimmt, kommt als dem nationalen zeithistorischen Museum eine besondere Bedeutung zu. Es versteht sich als Ort der „Aufklärung und Verständigung über die gemeinsame Geschichte von Deutschen und Europäern“. Im Jahre 2009 wurde das DHM in eine vom Bund getragene Stiftung umgewandelt, unter deren Dach wiederum die „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ agiert. Das Kuratorium überwacht die Arbeit des Stiftungspräsidenten, der zugleich Direktor des DHM ist. Vor allem aber stellt es sicher, dass die deutsche Geschichte in der politisch gewünschten Weise dargestellt wird. Die Tatsache, dass lange kein geeigneter Kandidat für den Direktorenposten gefunden werden konnte, lässt vermuten, dass es keinen Museologen von Rang gab, der sich darauf einlassen wollte.

Der Neue war zuvor Leiter des Historischen Museums der Pfalz in Speyer. Als profilierter Zeithistoriker hingegen ist er bislang nicht aufgefallen, dafür aber mit Forschungen über die Fibeln der Merowingerzeit. Nicht nur dies, sondern auch seine allzu späte Berufung lassen Koch als lediglich politisch genehmen Kompromisskandidaten, nicht aber als Idealbesetzung für diesen kulturpolitisch wichtigen Posten erscheinen.

Seinen Vorgänger hatte man gar nicht erst fragen müssen, ob er über die Altersgrenze hinaus weiterarbeiten würde. Denn der hatte immer beklagt, die Stiftung sei „von politischen Interessen durchsetzt“. Ottomeyer freute sich sogar darauf, „den riesigen Verwaltungsapparat und mit ihm die Ministerien“ loszuwerden, die ihm immer mit „bindenden Vorschriften“ das Leben schwer gemacht hätten. Die Idee, aus dem Museum eine Stiftung zu machen, habe „der Teufel gesät“.  Jan Heitmann


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