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26.03.11 / Kampf den Gutmenschen / Autor fordert Höchstleistung von jedem statt »sozialer Gerechtigkeit«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-11 vom 26. März 2011

Kampf den Gutmenschen
Autor fordert Höchstleistung von jedem statt »sozialer Gerechtigkeit«

Boris Grundl hat sie gefressen: die Gutmenschen. Er kann Menschen, die immer von einer besseren Welt reden und die herrschenden Zustände nur als ungerecht und furchtbar abtun, ohne sie jedoch selbst aktiv zu verbessern, einfach nicht ertragen. „Sie fordern ,Weltfrieden‘“, so der Management-Trainer, „lösen aber nicht einmal die Konflikte in der eigenen Familie  oder in ihrem eigenen Team. Sie fordern Authentizität, aber ihre innere Zerissenheit zwischen Schein und Sein lässt sie selbst emotional ausbrennen.“

In „Diktatur der Gutmenschen – Was Sie sich nicht gefallen lassen dürfen, wenn Sie etwas bewegen wollen“ demaskiert der Inhaber der Grundl Leadership Akademie jene Weltverbesserer, die aus seiner Sicht Deutschland mit einer süßlichen Glasur von sozialer Gerechtigkeit und ihrer Vorstellung von Moral überziehen und das Land damit zur Erstarrung bringen. Waldsterben, Atomtod, Rinderwahn sind nur einige Untergangsszenarien, die der Autor nennt, die die von ihm als Gutmenschen Bezeichneten entwerfen würden, um Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Der Autor ist keiner dieser typischen Worthülsen schwingenden Tschaka-Motivatoren, sondern „brennt“ für sein Thema. Oft genug hat er in Unternehmen gesehen, wie eine künstlich erzeugte Wohlfühlatmosphäre, in der jeder zu Wort kommen soll und es immer Kekse zu den vielen „Meetings“ gibt, jegliche Kreativität lähmt. Zwar empfindet er Harmonie auch als etwas Schönes, doch ist diese künstlich, nur durch die Vermeidung von Konflikten entstanden, dann führt sie zu Stillstand, so Grundl.

Der Autor sieht sich als Menschenentwickler, der seine Mitmenschen fordert, denn nur so würden diese Höchstleistungen erbringen, die diese auch wirklich befriedigen würden. Für ihn ist die so oft gepriesene „soziale Gerechtigkeit“ nur eine Forderung hin zum Mittelmaß, doch genau dieses sei Gift für eine Gesellschaft. „Menschen gleich zu behandeln zeugt von der mangelnden Bereitschaft, sich mit ihnen auseinanderzusetzen … Gerecht zu sein bedeutet nämlich, Unterschiede zu machen, um jeden Einzelnen gerecht zu werden. Unterschiedliche Menschen haben ein Recht auf unterschiedliche Behandlung.“

Auch hasst es der Autor, dass gerade jene Menschen, die sich für sozial halten, dazu neigen, Schwache so zu bedauern, dass sie ihnen die Kraft nehmen, sich aus ihrer Lage zu befreien. Nur wer aufhöre, ständig eine gerechtere Welt zu fordern, und sich stattdessen mit der gegebenen Welt versöhnt, habe die Kraft, diese zu verändern. Unternehmer wie Eltern, die ihren Mitarbeitern beziehungsweise Kindern alles abnehmen, weil sie ja angeblich nur das Beste für ihre Schützlinge wollten, würden diese hingegen von sich abhängig machen und so selbst das Gefühl bekommen, gebraucht zu werden und Macht zu haben.

Im vorliegenden Buch beweist der Autor, dass er ein guter Beobachter ist. Er formuliert zwar manchmal sehr spitz, aber das macht seine Ausführungen unterhaltsam. Da er mit vielen seinen Beispielen ins Schwarze trifft, wünscht man sich, so mancher würde sich seine Erkenntnisse zu Herzen nehmen. Zudem schreibt Grundl keine leeren Phrasen, denn er hat selbst erfahren, wie es ist, ganz am Ende zu sein und von anderen kleingehalten zu werden, indem sie, anstatt ihn dazu zu ermutigen, über sich selbst hinauszuwachsen, ihn mit ihrem Mitleid einlullen: Vor einigen Jahren brach sich der Autor die Wirbelsäule, so dass er seit dem im Rollstuhl sitzt. Nur der Glaube, dass er trotz dieses Schicksalsschlages ein selbstbestimmtes Leben weiterführen kann, hat es ihm ermöglicht, dies auch zu tun.   Rebecca Bellano

Boris Grundl: „Diktatur der Gutmenschen – Was Sie sich nicht gefallen lassen dürfen, wenn Sie etwas bewegen wollen“, Econ, Berlin 2010, geb., 263 Seiten, 19,95 Euro


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