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02.04.11 / Gelassen zu Wohlstand / In Australien wächst die Wirtschaft kontinuierlich und das ohne jede Hektik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-11 vom 02. April 2011

Gelassen zu Wohlstand
In Australien wächst die Wirtschaft kontinuierlich und das ohne jede Hektik

Die Experten staunten: Der weltweite Einbruch der Industrieproduktion 2009 hat der Wirtschaft des globalen Rohstofflieferanten Australien kaum etwas anhaben können. Ebenso schnell wurden die Folgen der Überschwemmungen wirtschaftlich überwunden, welche etliche Tagebaue über Wochen lahmgelegt haben. Was ist das Geheimnis der blühenden Ökonomie am anderen Ende der Welt?

Australien gehört zu den wohlhabendsten Nationen der Welt, beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (BIP) liegt es auf Rang 11. Nur wenige Länder – meist Kleinstaaten wie Katar, Luxemburg, Singapur oder die Schweiz – übertreffen den Kontinent mit seinen nur 22 Millionen Einwohnern in diesem Punkt. Auch die weiteren Eckdaten der Wirtschaft sind stark: Nur etwa fünf Prozent Arbeitslosigkeit und wenig Inflation, dafür zuletzt 3,3 Prozent reales Wachstum – davon können andere Völker nur träumen. Der Staat ist mit nur 22 Prozent seines jährlichen BIP verschuldet; zum Vergleich: Der deutsche Staat steht mit 76 Prozent seines BIP in der Kreide.

Die verbliebenen Wirtschaftsprobleme sind vergleichsweise gering: Die Sparquote könnte höher sein und die Immobilienpreise gelten als überhöht, wobei letzteres auch eine Folge des anhaltenden Bevölkerungswachstums und überhaupt des steigenden Wohlstands ist.

In den großen Städten haben sich die Häuserpreise seit 1990 nahezu vervierfacht, im selben Zeitraum gewannen deutsche Immobilien kaum noch an Wert. Seit langem wird über eine Blase im Immobilienbereich diskutiert, erst recht seit der Weltfinanzkrise, denn in den am stärksten betroffenen Ländern USA, Großbritannien, Spanien, aber auch Irland war diese Krise ja vor allem eine Immobilienkrise. Verfallende Preise fraßen sich dort wegen unsolider Finanzierungen wie Säure durch das Bankensystem und rissen nacheinander Staatsfinanzen und Realwirtschaft hinunter.

Auch dieser Einbruch ging an den Australiern vorbei. Hier gibt es bisher keine Immobilienkrise: Selbst in der heißen Phase des weltweiten Einbruchs gaben die Preise nur um fünf bis zehn Prozent nach und liegen inzwischen höher denn je.

Tatsächlich blieb das Land von der globalen Krise sogar fast ganz verschont. Selbst im „schwarzen“ Jahr 2009 wuchs die Wirtschaft real noch um 0,3 Prozent, nur ganz wenige Länder schafften damals ein Plus. Grund: Australiens Banken hatten grundsolide gearbeitet. Auf dieser soliden Grundlage konnte das Land die

Rückgänge seiner Rohstofflieferungen in das strauchelnde Ausland leichter schultern. Kohle, verflüssigtes Erdgas, Eisen-erz, Gold, Weizen, Wolle, Wein sowie etliche weitere Rohstoffe und Agrarprodukte sind die wichtigsten Exportgüter. Deren Preise brachen – ausgehend von hohem Niveau – 2008 erheblich ein, die Handelsbilanz rutschte ins Defizit, über Bergbau und Landwirtschaft zogen dunkle Wolken auf.

Doch bevor es hier zur Krise kam, hatten sich die Weltmarktpreise schon wieder erholt und sogar neue Rekorde erreicht. Umso besser steht die Wirtschaft des fünften Kontinents heute da, und auch die weitere Perspektive gilt als exzellent. Rohstoffe und Agrar, also der primäre Sektor der Volkswirtschaft, sind zudem nur beim Export dominierend. Kaum jedoch auf dem australischen Arbeitsmarkt: Nur vier Prozent der Beschäftigten arbeiten hier, dagegen 25 in der Industrie und 71 Prozent im Dienstleistungsbereich.

Vergleicht man Australien mit Deutschland, springen drei große wirtschaftliche Vorteile ins Auge: der enorme Rohstoffreichtum, eine intelligente Zuwanderungspolitik, die das Land vor Integrationsproblemen und Überalterung bewahrt hat, und der Umstand, dass Australien nicht wie Deutschland relevante Teile seines Wohlstandes durch Transferzahlungen schlicht an andere Länder abgeben muss. Bei dieser Ausgangslage könnte sich der Wohlstand des Landes durchaus in den Sphären Luxemburgs oder Katars bewegen.

Dass er tatsächlich nur moderat höher ist als der deutsche hat wohl auch mit dem entspannten Arbeitsverhalten der Australier zu tun. Bildungssystem und Wirtschaftsleben haben europäischen Zuschnitt, aber man lässt es doch ruhiger angehen. Der pünktliche Dienstschluss gilt den Australiern als heilig. Konrad Badenheuer


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