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16.04.11 / Slawisch oder doch eher deutsch? / »Slaskie Radio« (Schlesisches Radio) - feierte sein vierjähriges Bestehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-11 vom 16. April 2011

Slawisch oder doch eher deutsch?
»Slaskie Radio« (Schlesisches Radio) - feierte sein vierjähriges Bestehen

Am 3. Februar 2007 startete im Internet „Slaskie Radio“ (Schlesisches Radio), das Sprachrohr der slawischen Schlesier, die ihre Eigenart stets hervorkehrten: „Nicht Deutsche, nicht Polen – Schlonsaken!“ Ihr Radio grenzt nicht ab, verbindet vielmehr Region mit Land und Welt: Man will „Mundart und Kultur in Slask fördern“, neueste Informationen aus der Region verbreiten und „schlonsakische, polnische und internationale Musik spielen“. Für Namen und Programm bekam es am 24. November 2010 vom Ponischen Patentamt Markenschutz.

In Stellenangeboten gibt sich „Slaskie Radio“ lokalpatriotisch-professionell: Wer Moderator werden möchte, muss „in Slask“ geboren sein, Schlonsakisch und Deutsch lesen und sprechen können. Von Polnisch ist keine Rede, das versteht sich wohl von selbst. Die Redaktion leiten Justyna und Michal Otrzonsek im deutschen Hildesheim (Amalie-Sieveking-Straße 50, Telefon 0160-9837 6558 ). Michal Otrzonsek ist stolz darauf, „Hörer in der ganzen Welt“ zu haben, die Slaskie Radio per Internet oder Satellit empfangen. Er schätzt, dass 80 Prozent der Hörer echte Schlonsaken sind, 10 Prozent Polen und 10 Prozent Deutsche ihre  Musikwünsche auf Deutsch formulieren. Just so werden sie auch im Programm verlesen, darum die Deutschkenntnisse der Moderatoren.

Wer sind Schlonsaken? Michal Otrzonsek erzählt lachend, wie viel Ärger sich Ex-Premier Jaroslaw Kaczynski jüngst in der Woi-wodschaft Slask einhandelte, als er die dortigen Einwohner als „Polen oder versteckte Deutsche“ bezeichnete. Die Schlonsaken haben nichts gegen Deutsche und „Deutschland“ gibt es für sie gar nicht: Man lebt in Slask oder „w rajchu“ (im Reich). Noch Fragen? Der polnische Linguistikprofessor Jan Miodek ist Studiogast, wenn Slaskie Radio einmal monatlich bei TV Polonia gas-tiert. Miodek spricht über „Polszczyzna slaska“ (schlesisches Polnisch), nicht aber über eine regionale „jezyk“ (Sprache) oder „gwara“ (Mundart). Slaskie Radio hat damit keine Probleme, seine „Prezentere“ auch nicht. Die wollen „kupa szpasu“ (einen Haufen Spaß) verbreiten, „fajne szlagry grac“ (feine Schlager spielen), den vierten Geburtstag des Senders „fajrowac“ (feiern) und durchweg „godac po naszemu“ − schwatzen, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Dass dabei viele deutsche Wörter erklingen, weiß man spätestens seit 1998, als das „Internetwörterbuch der slonsakischen Sprache“ startete, in der ein gutes Drittel deutsches Wortgut sein dürfte.

Weniger wird das bestimmt nicht, wofür schon deutsch-polnische Veranstaltungen sorgen, etwa das „Slaski Oktoberfest“ und viele weitere. In seiner Weise und seiner Sprache macht Slaskie Radio ein wahrhaft einmaliges Programm, mitunter in generationsspezifischem Feinschliff: Oster-Malwettbewerb für Kinder, Sportwetten für deutsche Bundesliga oder polnische „Ekstraklasa“ für Väter, „Kuchcik“ (Küche) samt Rezepten für Mütter. Und für alle Schlonsaki in aller Welt Musik, die laut Radiochef Michal Otrzonsek zu 70 Prozent heimische Töne aus Slask sind.        Wolf Oschlies


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