19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.04.11 / Zwei Intelektuelle über Eichmann / Arendt und Fest über den Mann, der selbst für ein Ungeheuer zu dumm war

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-11 vom 16. April 2011

Zwei Intelektuelle über Eichmann
Arendt und Fest über den Mann, der selbst für ein Ungeheuer zu dumm war

Das „Dritte Reich“ ist nicht tot. Immer wieder tauchen neue Dokumente auf, die den Anlass dazu bieten, sich wieder einmal mit der Vergangenheit, die nicht vergehen will, auseinanderzusetzen. So ist es auch in diesem Fall: Nach fast 50 Jahren wurden nun die Briefe zwischen Hannah Arendt und Joachim Fest über Adolf Eichmann und die Frage, wie ein „erschreckend normaler“ Mensch zu einem Verbrecher werden konnte, entdeckt.

Die Briefschreiber sind nicht irgendwer. Arendt lehrte nach ihrer Emigration in die USA – in Deutschland hatte sie Philosophie, Theologie und Griechisch unter anderem bei Heidegger, Bultmann und Jaspers studiert – Politische Theorie. Fest legte 1963 seine Porträtsammlung „Das Gesicht des Dritten Reiches“ vor. Später sollte der Autor einer monumentalen Hitler-Biographie das Feuilleton der „FAZ“ verantworten.

Zwei ausgewiesene Arendt-Kenner haben die Einleitung zu dem jetzt erschienenen Buch geschrieben: Ursula Ludz und Thomas Wild. Die kluge Einleitung der beiden Herausgeber öffnet den Blick dafür, dass es einige damals als Skandal empfanden, dass Arendt in ihrem Prozessbericht „Eichmann in Jerusalem“ dessen abgrundtiefe Oberflächlichkeit herausgestellt hatte. Eichmann war in ihren Augen kein „Ungeheuer“, sondern eher ein „Hanswurst“.

Im folgenden sind ein Rundfunkgespräch zwischen Fest und Arendt sowie ihr Briefwechsel in den Jahren 1964 bis 1973 abgedruckt. Texte von Golo Mann, Mary McCarthy, Reinhard Baumgart und des Council of Jews from Germany runden das Buch ab.

Denjenigen, die der Deutschen Dauerbeschäftigung mit der braunen Vergangenheit ihres Landes noch nicht vollends überdrüssig geworden sind, mag diese Neuerscheinung ans Herz gelegt werden. Ansgar Lange

Hannah Arendt und Joachim Fest: „Eichmann war von empörender Dummheit – Gespräche und Briefe“, Piper, München 2011, broschiert. 208 Seiten, 16,95 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren