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23.04.11 / Von der K-Gruppe zur K-Frage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-11 vom 23. April 2011

Moment mal!
Von der K-Gruppe zur K-Frage
von Klaus Rainer Röhl

Wozu hat der liebe Gott, der leider nur allzu selten einmal eingreift, überhaupt die Grünen geschaffen? Denn nichts geschieht auf Erden, was ER nicht sieht, also sieht er auch Jürgen Trittin und Renate Künast. „Wer weiß, wozu es gut ist“, sagte meine Großmutter. Aber wozu sind die Grünen gut und wegen welcher großen Sünden hat der Herr die grüne Landplage über Deutschland gebracht?

Vor Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat und alle Linksintellektuellen sich nur noch den Kommunismus wünschten, natürlich mit „menschlichem Antlitz“, da entstanden die Grünen. Weil es einen Kommunismus mit menschlichem Antlitz aus der Natur der Menschen heraus nicht geben konnte, sollte eine „vierte Partei“ links von der SPD gegründet werden. Ich war 1976 dabei, als wir zusammen mit Rudi Dutschke und dem SPD-Politiker Jochen Steffen, dem roten Jochen, diese Partei gründen wollten. Aber es gab noch andere, ganz andere Ansätze. Sie kamen gewissermaßen aus der Tiefe des Raumes, wenn man so will, nämlich direkt aus der Zeit des Nationalsozialismus. Die Nationalsozialisten hatten auch einen heute wenig beachteten Müsli-Flügel, der Nichtrauchen als Krebsvorbeugung, vegetarisches Essen und eine natürliche Lebensweise verkündete. Wanderprediger, die an unseren Oberschulen Vorträge hielten, behaupteten, dass ein gekochtes Ei „der Tod im Topf“ sei. Man warb für fleischlose Ernährung, („Der Führer ist Vegetarier!“) und alle sollten topfit sein und viel singen. Das alles stammte aus der Jugendbewegung, die hatte es schon lange vor der NS-Zeit gegeben, und dazu gehörten auch Sorgen um die Folgen der Industrialisierung und Luftverschmutzung,  also eine irrationale Industriefeindlichkeit. Deshalb wollte man heraus „aus grauer Städte Mauern“ und an die frische Landluft und die Morgenfrühe. In der Tradition solcher industriekritischer, naturfrommer Denkweisen bildeten sich um 1970 zwei Gruppen: Ein Diskussionskreis in Wenningstedt auf Sylt, der das Wattenmeer und die Dünen der Insel schützen wollte, und eine Bewegung von Weinbauern in Whyl, die sich gegen den Bau eines französischen Kernkraftwerks auf der anderen Seite des Rheins richtete.

Diese Gruppen wurden Keimzellen einer Partei, die anders sein wollte als die anderen, auch anders als die wilden und undisziplinierten 68er. Als die neue Bewegung sich als „grüne“ und „bunte Liste“ am 4. Juni 1978 in Hamburg und Niedersachsen erstmals zur Wahl stellte, strömten die Mitglieder der kommunistischen Splitterparteien, die sich nach 1969 etabliert hatten, die sogenannten K-Gruppen, gezielt in die neue Partei und eroberten nach kurzer Zeit alle Spitzenpositionen. Aus den K-Gruppen wie RK (= Revolutionärer Kampf) kamen unter anderen Joseph (Joschka) Fischer und Antje Vollmer, die meisten wie Trittin vom KB (= Kommunistischer Bund). Nach 1978 waren die Grünen etabliert.

Zu allem Überfluss kam wenige Jahre nach der Gründung der Grünen Tschernobyl. Der GAU. Das war zwar keineswegs der „größte anzunehmende Unfall“, aber er war schlimm genug. Zahlreiche Todesopfer. Erst nach Jahren auftretende tödliche Erkrankungen bei den Bewohnern in der unmittelbaren Umgebung und Tausende von Toten unter den ohne ausreichende Schutzkleidung zur Zubetonierung des strahlenden Reaktors abkommandierten „Helden von Tschernobyl“.

Aber nicht einmal in der Ukraine und den schwer von den Folgen des Reaktor-Unglücks betroffenen Nachbarländern gab es eine solche Panik wie ausgerechnet in Deutschland, das kein einziges Opfer der Katastrophe zu beklagen hatte.

Jedenfalls gab die Angst vor einem neuen Tschernobyl den Grünen einen mächtigen Auftrieb, der ausreichte, sie 1998 zusammen mit der SPD an die Macht zu bringen. Bei der rot-grünen Regierungsbildung konnten Joschka Fischer und Trittin die vorzeitige Abschaltung sämtlicher Kernkraftwerke bei ihrem Koalitionspartner durchsetzen. Angela Merkel übernahm diese, gezwungenermaßen, in den schwarz-roten Koalitionsvertrag. Einmalig in der Welt. Wie unsere ewig ratternden Windmühlen und unser in der Welt einmalig dastehendes Flaschenpfand auf Mineralwasser. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Die „nachhaltigste“ Bremse jeder wirtschaftlichen Entwicklung, die einmalige, nur in Deutschland mögliche freiwillige Zerstörung der modernen, in der ganzen Welt geschätzten – und verkauften – deutschen Kerntechnologie wird uns verfolgen, bis es keine Grünen mehr geben wird. Woher dieser deutsche Sonderweg, diese „German Angst“?

Wir Kriegskinder lebten nicht mit der Angst, obwohl wir allen Anlass dazu gehabt hätten. Aber die Generation, die heute Fernseh-Magazine moderiert und Zeitungen vollschreibt, die von 68er Lehrern und Hochschulprofessoren gewaltfrei, angstfrei, repressionsfrei, oft auch lernstofffrei erzogenen wurde, scheint voller Angst. Alles wird teurer. Inflation, kein Benzin mehr im Tank, kein Gemüse mehr bezahlbar. Und Überbevölkerung. Alle haben Angst. Überall, hämmern uns die Genossen Journalisten ein, lauert der Tod. Atomtod, Kältetod, Hitzetod, Seuchentod, Nahrungsmitteltod, Energietod, Klimatod: alle tot. Siehe Tschernobyl. Die ganze Welt verstrahlt für rund 2000 Jahre. Ungefähr. Ohne Gewähr. So kann man Wahlen gewinnen. Nicht in der Ukraine, nicht in den USA, nicht mal in Japan. Aber im Ländle, in Baden-Württemberg, in Deutschland.

Und die ehemaligen Mitglieder der K-Gruppen haben jetzt wieder ein K-Problem: Wer wird Kanzler? Trotz Alice Schwarzers 40 Jahre lang andauernde, wundertätigen Wirken wird es wohl doch auf einen Mann hinauslaufen. Trittin oder sogar Joschka Fischer. Obwohl Renate Künast in ihrer modischen Halbstarken-Sprache schon verkündete „Ich kann Kanzlerin!“ Das vertraute sie einer Reporterin der Berliner Boulevardzeitung „BZ“ an. Verständlich, was sie dachte, die jeden Tag im Bundestag Angela Merkel herumeiern sieht: „Was die kann, kann ich auch. Warum die und nicht ich?“ Joschka oder Künast. Gott schütze unser Land.

Wenn der liebe Gott angesichts des Größenwahnsinns der Grünen doch wieder einmal zornig wird über seine Geschöpfe, wie in Genesis 6,12 (Sintflut), ist der nächste Super-Tsunami fällig. Er kann auch anders.

Der Leiter des Meinungsforschungsinstituts Forsa sieht das gelassener: Wenn die größte Angstwelle nach Fukushima  abgeflaut ist, werden sich die Werte der Grünen wieder auf ein normales Maß einspielen.


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