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23.04.11 / Ein Wegbereiter der Moderne / Drei Ausstellungen widmen sich Max Liebermann, aber auch seinen Gegnern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-11 vom 23. April 2011

Ein Wegbereiter der Moderne
Drei Ausstellungen widmen sich Max Liebermann, aber auch seinen Gegnern

Das Jahr 2011 steht erneut ganz im Zeichen von Max Liebermann: Die Bundeskunsthalle in Bonn und die Hamburger Kunsthalle zeigen eine große Ausstellung zum Thema „Liebermann und die Moderne“, während die Liebermann-Villa am Wannsee nach der Winterausstellung „Ein öffentlicher Kopf“ nun „Max Liebermann am Meer“ zeigt. Liebermanns Gegner hingegen stehen im Mittelpunkt einer Schau im Max-Liebermann-Haus am Brandenburger Tor.

Eine kleine Sensation ist der naturgetreue Nachbau einiger Teile von Liebermanns berühmtem Garten am Wannsee. In über 200 Werken hat der Künstler die Gartenanlage aus immer neuen Blickwinkeln festgehalten. Auf dem Dach der Bundeskunsthalle wurden die Hauptelemente des Wannseegartens – Heckengärten, Birkenallee und Blumengarten – nun nachgebaut. So wird ein direkter Vergleich mit Liebermanns Werken möglich sein. Wie kaum ein anderes dokumentiert das Werk dieses Künstlers die Veränderungen innerhalb der Kunst und der Gesellschaft im Deutschland des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Retrospektive zeigt neben rund 100 Gemälden und Papierarbeiten Liebermanns auch Arbeiten jener Künstler, die seinen Kunstbegriff geprägt haben oder deren Werke in seiner eigenen Kunstsammlung vertreten waren, wie etwa Frans Hals, Rembrandt und Adolph Menzel, van Gogh  oder Manet.

Mitten hinein in den Sommer führt die Ausstellung in der Liebermann-Villa am Wannsee. Dort sind fast 50 Gemälde, Pastelle und Grafiken zu sehen, die der Künstler unter dem Eindruck seiner Begegnung mit dem Meer schuf.

1872 war Liebermann erstmals nach Holland gereist, um dort zu arbeiten. Scheveningen, Noordwijk, Katwijk und Zandvoort hat er oft besucht. Zunächst schuf er Bilder vom einfachen Leben. Berühmt sind seine „Netzeflickerinnen“ oder der „Bauer in den Dünen“. „Erst unter dem Eindruck des französischen Impressionismus veränderte sich seine Malerei und mit ihr das Verhältnis zur holländischen Landschaft“, erläutert Martin Fass, Museumsleiter der Liebermann-Villa. „Aus der Marsch- und Dünenlandschaft, die Liebermann beschäftigt hatte, trat er nun heraus ans Meer und ließ den Blick über den Strand und die weite Wasserfläche schweifen.“

Von 1896 an fuhr er immer wieder zu längeren Sommeraufenthalten an die holländische Nordseeküste, um sich von den Motiven der See inspirieren zu lassen. Er malte badende Kinder, Damen unter Sonnenschirmen, Reiter am Strand. Seine Farben wurden lichter und Zeitgenossen waren begeistert: „Man riecht förmlich die Seeluft“, schwärmten sie. In Noordwijk, wo Liebermann in Strandnähe wohnte, sah man ihn mit Staffelei und Farbkasten losziehen, oft aber skizzierte er das Gesehene auch nur, um es dann in seinem Berliner Atelier auszuführen. Kritiker bescheinigen ihm durch den räumlichen und zeitlichen Abstand eine Intensivierung der Darstellung. „Was man nicht aus dem Kopf malen kann, kann man überhaupt nicht malen“, schrieb Liebermann in einem Aufsatz 1904. „Wir malen nicht die Natur, wie sie ist, sondern wie sie uns erscheint, das heißt wir malen sie aus dem Gedächtnis.“

In Berlin lebte Max Liebermann im Haus am Pariser Platz, direkt neben dem Brandenburger Tor. Dort ist nun die Ausstellung über seine Gegner zu sehen. Ausgewählte Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier, die einst in den historischen Ausstellungen der Neuen Secession zu sehen waren, machen die unterschiedlichen Kunstauffassungen deutlich. Die Neue Secession war 1910 aus Protest gegen die Berliner Secession und ihren Ersten Vorsitzenden, Max Liebermann, gegründet worden. Anlass war die ungewöhnlich hohe Zahl von Zurückweisungen durch die Jury der jährlichen Ausstellung der Berliner Secession. In den zehn Jahren ihres Bestehens war die selbst aus Opposition zur konservativen Akademiekunst gegründete Secession konservativ geworden, so dass Künstler wie Georg Tappert oder Max Pechstein keine Chance hatten. Die Künstlergruppe, der neben Tappert Mitglieder der „Brücke“ und des „Blauen Reiters“ angehörten, bestand von 1910 bis 1914 und war wesentlich an der Etablierung des Expressionismus in Berlin und in Deutschland beteiligt.           Silke Osman

Die Ausstellung sowie der Garten auf dem Dach der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Friedrich-Ebert-Allee 4, Bonn, ist dienstags und mittwochs von 10 bis 21 Uhr, donnerstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

Die Ausstellung in der Liebermann- Villa am Wannsee, Colomierstraße 3, Berlin, ist bis zum 11. September täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet.

Die Ausstellung im Max-Liebermann-Haus – Stiftung Brandenburger Tor, Pariser Platz 7, Berlin, ist bis zum 3. Juli täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende von 11 bis 18 Uhr geöffnet.


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