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23.04.11 / Ruf zwischen Extremen / »Schwäbische Tugenden« stehen bei Nachbarn hoch im Kurs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-11 vom 23. April 2011

Ruf zwischen Extremen
»Schwäbische Tugenden« stehen bei Nachbarn hoch im Kurs

Alle deutschen Stämme haben ihr festes Image, ausgenommen die Schwaben, deren Ruf zwischen Extremen pendelt. Ein „Schwabenstreich“ ist entweder eine wagemutige oder eine törichte Handlung. Ähnlich klingt’s bei den Nachbarn im Osten: Bei Polen ist „Szwab“ ein Schimpfwort, und das Verb „oszwabic“ bedeutet „betrügen“. So etwas würden Serben gar nicht verstehen, denen der „Svaba“ eine willkommene Ergänzung ist: „Der Serbe taugt nicht zum Chef, der Schwabe nicht zu Musikanten“, sagen sie. 

Zoran Konstantinovic (1920-2007), der große Literaturmittler zwischen Südslawen und Deutschen, hat das genau erklärt: Ursprünglich waren die Deutschen „Franken“, unter Kaiserin Maria Theresia, die im späten 18. Jahrhundert ihre von Türken befreiten Südregionen mit Deutschen auffüllte, wurden sie „Schwaben“ – weil sie in Schwaben gesammelt wurden. Ihre Eingeschaften – Fleiß, Ehrlichkeit, Ideenreichtum, Ordnungsliebe – bewirkten, dass „Svaba“ ein sehr positiver Begriff war. Mehr noch (sagte Konstantinovic): Im späteren Jugoslawien bestand zu den 600000 Deutschen ein „Nahverhältnis“, das in dem Ausdruck „nase Svabe“ (unsere Schwaben) hörbar wurde.

Österreich-Ungarn zerbrach 1918, in allen Nachfolgestaaten lebten große Gruppen von „Schwaben“, die nur in Rumänien Untergruppen aufwiesen, die witzig charakterisiert wurden: „Siebenbürger Sachsen sind groß, schlank und protestantisch – Banater Schwaben sind klein, dick und katholisch“. Das war ein rumänisches Spezifikum, sonst überwogen in ganz Südosteuropa die „Schwaben“, die nur nach ihren Siedlungsgebieten differenziert wurden: Donau-Schwaben, Sathmarer Schwaben. Die Deutschen gehörten einfach „dazu“, in Andric Novellen finden wir Kinder in „svapsko“ Kleidung, die weder Deutsch noch Schwaben waren. Diese Koexistenz endete am 21. November 1944, als die Führung der Tito-Partisanen Vertreibung der Deutschen und Konfiskation ihres Besitzes befahl. Wenige Deutsche blieben, die erst seit 1991 wieder eigene Organisationen gründen dürfen. Angst bestimmt ihren Alltag, während „schwäbische“ Tugenden bei ihren Nachbarn immer noch hoch angesehen sind.       Wolf Oschlies


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