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30.04.11 / Die Truppe blutet aus / Es gibt Gründe, warum die Bundeswehr kaum mehr Nachwuchs findet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-11 vom 30. April 2011

Die Truppe blutet aus
Es gibt Gründe, warum die Bundeswehr kaum mehr Nachwuchs findet

Eine bessere Armee für weniger Geld soll die Bundeswehr werden. Das gehe, so der damalige Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg im vergangenen Jahr, am besten ohne die Wehrpflicht. Freiwillige würden sich schon finden. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Mit nur noch 185000 Mann soll die Bundeswehr wesentlich kleiner, dafür aber einsatzfähiger und schlagkräftiger werden. Doch auch eine kleine, aber feine Truppe braucht Nachwuchs. Um die geplante Personalstärke zu halten, benötigen die Streitkräfte mehr als 70000 Bewerber pro Jahr. Wie sie diese Freiwilligen rekrutieren sollen, ist allerdings noch völlig offen. Bis Anfang März 2011 verschickten die Kreiswehrersatzämter 160000 Werbebriefe an bereits gemusterte junge Männer. Das Ergebnis war dürftig: Zum 1. April rückten gerade einmal 1494 Freiwillige in die Kasernen ein. Das Echo auf ein weiteres Schreiben, diesmal an knapp eine halbe Million junge Männer und Frauen gerichtet, war noch entmutigender. Lediglich 1800 spielen mit dem Gedanken, sich zu verpflichten.

Dieses Desinteresse kann indes kaum überraschen. Schließlich bleiben fast alle Rahmenbedingungen des Militärdienstes mehr oder minder im Dunkeln. Zunächst stellt sich vielen die grundsätzliche Frage nach dem Sinn soldatischen Dienens in heutiger Zeit. Die Definition der nationalen Sicherheitsinteressen sind alle Bundesregierungen seit 1990 schuldig geblieben. Wird die Teilnahme an Auslandseinsätzen nur noch mit bündnissolidarischen Aspekten oder dem Streben nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat begründet, fällt es schwer, jungen Menschen die Ziele, Normen und Werte der Bundeswehr zu vermitteln und sie für den Soldatenberuf zu interessieren. Sie wollen wissen, wofür oder für wen sie ihr Leben opfern sollen. Sicherheit erscheint vielen nur noch als bezahlte Profi-Dienstleistung ohne gesellschaftliches Prestige.

Die Faktoren, die bei der Wahl des Soldatenberufes den Ausschlag geben, sind selten politischer oder finanzieller Art, sondern Motive wie Ehre, Kameradschaft und Disziplin. Das aber sind Werte, die in Deutschland seit Jahrzehnten von fast allen gesellschaftlichen Schichten systematisch diskreditiert werden. Auch ein Verweis auf die preußisch-deutsche Militärtradition zur Legitimation des Soldatenberufes ist nicht möglich, da die Vorgängerarmeen der Bundeswehr quasi als geächtet gelten. Wer sich aber überhaupt nicht mehr auf das Erbe der Vergangenheit als verbindendes Element zwischen den Generationen berufen darf, vermisst Orientierung für das eigene Handeln.

 Nicht zuletzt sind es die unsicheren Zukunfts- und Laufbahnaussichten und die unzureichende Finanzierung, die den Soldatenberuf derzeit kaum attraktiv machen. Niemand kann sagen, wie die Bundeswehr in einigen Jahren tatsächlich aussehen wird. Die älteren Soldaten wissen, was das bedeutet. Das, wofür man sie vor Jahren geholt hat, gibt es nicht mehr. Die Bundeswehr ist ihnen schon jetzt fremd geworden.  Jan Heitmann


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