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30.04.11 / Rohstoffpreise bremsen / Peking meldet erstmals seit sieben Jahren negative Handelsbilanz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-11 vom 30. April 2011

Rohstoffpreise bremsen
Peking meldet erstmals seit sieben Jahren negative Handelsbilanz

Erstmals seit sieben Jahren  verbucht China im Außenhandel für das erste Quartal 2011 eine negative Handelsbilanz von 1,02 Milliarden Dollar. Während die Exporte der chinesischen Wirtschaft nur noch moderat wachsen, legt das Volumen der Importe immer stärker zu. Die durch das verarbeitende Gewerbe im Außenhandel erzielten Überschüsse schmelzen durch explodierende Rohstoffpreise bei den Importen dahin.

In welcher Bredouille sich die chinesische Exportwirtschaft befindet, wird an den Daten für den Monat März deutlich: Die Exporte erreichten mit einem Volumen von 152,99 Milliarden Dollar den dritthöchsten Wert in der Geschichte des chinesischen Außenhandels. Allerdings stiegen auch die Importe auf ein Rekordhoch von 152,06 Milliarden Dollar. Triebkraft hinter dem Rückgang des traditionell hohen Überschusses des chinesischen Außenhandels sind vor allem die rasant gestiegenen Rohstoffpreise. Während zum Beispiel die Menge der Rohölimporte gegenüber dem Vorjahresquartal um 11,9 Prozent anstieg, legte der Preis für die importierte Öl-Menge um über 39 Prozent zum Vorjahresquartal zu. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei anderen wichtigen Rohstoffen, wie Eisenerz, Aluminium und Kupfer, aber auch bei Agrarrohstoffen. Obwohl sich die Einfuhrmenge des größten Kupferverbrauchers der Welt im ersten Quartal des Jahres 2011 sogar um 15,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal verringerte, musste für diese Einfuhren ein 9,5 Prozent höherer Preis als im Vorjahr bezahlt werden. Noch drastischer dreht sich die Preisspirale bei den von China importierten Agrarprodukten: Für Pflanzenöle mussten 24 Prozent und für Sojabohnen 24,8 Prozent mehr bezahlt werden. Noch dramatischer war der Auftrieb bei Bauholz mit einem Plus von 64 Prozent oder Zellstoff mit einem Zuwachs von 51,7 Prozent.

Sollte diese Entwicklung anhalten, könnte sich bewahrheiten, was skeptische Beobachter des chinesischen Wirtschaftsmodells bereits vor einigen Jahren prophezeit haben: Tendenziell sinken die Preise für Produkte, die in China hergestellt werden, aber alles, was China einführen muss, wird teurer.

Zu spüren bekommen dies bereits die chinesischen Verbraucher, die die Zeche für die importierte Inflation bezahlen. Der Konsumentenpreisindex stieg allein im März um 5,4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Das stellt den höchsten Steigerungswert seit 2008 dar. Daran konnten auch statistische Tricks, wie die Neugewichtung der Anteile des Konsumentenpreisindex im Januar nichts ändern. Fast dramatisch ist der Preisauftrieb für die chinesischen Verbraucher inzwischen bei Lebensmitteln. Dieser legte im März sogar um 11,7 Prozent zum Vormonat zu. Bisher sind die Versuche der chinesischen Zentralbank, mithilfe von Leitzinserhöhungen die Inflation einzudämmen, fehlgeschlagen. Zur Entschärfung der durch steigende Rohstoffpreise importierten Inflation könnte die Aufwertung der künstlich niedrig gehaltenen Währung beitragen: Ein Balanceakt, denn die bisherigen Exporterfolge beruhten  mehr auf niedrigen Preisen als auf Qualität der Waren.             N. Hanert


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