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30.04.11 / Die Götter kehren zurück / Französisches Rondell im Park von Sanssouci erlebt seine zweite Vollendung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-11 vom 30. April 2011

Die Götter kehren zurück
Französisches Rondell im Park von Sanssouci erlebt seine zweite Vollendung

Kein geringerer als Ludwig XV. machte einst mit den ersten fünf Skulpturen dem preußischen Herrscher ein wahrhaft fürstliches Geschenk. Die Statuen „Venus“ und „Merkur“ von Jean-Baptiste Pigalle sowie eine Jagd- und eine Fischzugszene von Lambert Sigisbert Adam gelangten 1750 als Präsente des französischen Herrschers an Friedrich den Großen nach Potsdam. Friedrich war davon so beeindruckt, dass er in einer eigens dafür mit französischen Bildhauern eröffneten Werkstatt die anderen Statuen und Allegorien in Auftrag gab. Weitere Werke entstanden so im Atelier Fran-çois Gaspard Adams in Berlin. Die erste Vollendung des Rondells war 1764.

Nach 13 Jahren und einem Investitionsvolumen von 2,3 Millionen Euro feierte das Rondell im Park Sanssouci nun seine zweite Vollendung. Mit der Aufstellung der letzten beiden noch fehlenden Skulpturen „Wasser“ von Andreas Klein und „Feuer“ von Peter Flade ist das Französische Figurenrondell an der Großen Fontäne im Park Sanssouci wieder komplett.

In Anwesenheit zahlreicher Besucher wurden die letzten beiden Skulpturen am 16. April bei „Kaiserwetter“ feierlich enthüllt. Gleichzeitig eröffnete die Stiftung damit den Saisonbeginn ihrer zahlreichen historischen Parks. Marmorne Abbildungen der Götter Venus, Merkur, Apollo, Diana, Juno, Jupiter, Mars, Minerva und der Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft hat in dieser gleißenden Schönheit und Pracht zuletzt der große König gesehen. Der Verein „Höfische Festspiele Potsdam“ erweckte die Statuen mit Tanz, Musik und Gesang am Tag danach symbolisch zum Leben durch einen „Danse des Eléments“. Die Geschichten hinter den marmornen Allegorien und olympischen Gottheiten wurden auf diese Weise anhand historischer Texte, barocker Tänze und französischer Barockmusik nacherzählt und erklärt.

Zu Füßen seines Sommerschlosses bestimmte Friedrich der Große zwischen 1750 und 1764 die Aufstellung der Kunstwerke am prominenten Kreuzungspunkt der beiden Hauptalleen des Parks. Somit ermöglichte der Herrscher in Sanssouci ein künstlerisch bedeutendes Ensemble, das sich durch außergewöhnliche Kunstfertigkeit auszeichnete. Der Zahn der Zeit nagte an den Kostbarkeiten trotz winterlicher Holzverschalung, sodass eine Einlagerung der Originale zum Schutz vor der Witterung unvermeidbar wurde.

Die Instandsetzung dieser Werke sei eines der größten, umfangreichsten und finanziell aufwändigsten Restaurierungsvorhaben der letzten 20 Jahre gewesen, erklärt Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung.

Von 1998 bis 2011 arbeiteten Bildhauer in der Restaurierungswerkstatt unter der Leitung von Rudolf Böhm, ab 2006 von Kathrin Lange und der Sammlungskustodin Saskia Hüneke an größtmöglicher Genauigkeit und Werktreue. Skulpturengruppen der vier Elemente sowie acht Statuen antiker Götter wurden als maßgenaue Kopien der Originale aus dem 18. Jahrhundert aus Carrara-Marmor geschaffen. „Wir sind weltweit die einzige Institution, die historische Skulpturen nicht durch verfälschende Abdrücke ersetzt“, erklärt der Direktor der Schlösser und Sammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), Samuel Wittwer. „Bei uns werden die Originale durch Kunsthandwerker auf ganz traditionelle Art gefertigt.“

Eine großzügige Förderung durch die Cornelsen Kulturstiftung für die Allegorie des Feuers ermöglichte nun die Vollendung der letzten beiden Skulpturengruppen. Damit ist das Figurenrondell endlich komplett. „Allen Bildhauern ist es gelungen, die außerordentlich filigranen Originale werkgetreu zu reproduzieren“, freut sich Skulpturenkustodin Saskia Hüneke.

Mit der Vollendung des „Französischen Rondells“ wird eines der wichtigsten Bilder des Schlossparks Sanssouci für alle Besucher wieder erlebbar.

            Silvia Friedrich

Anlässlich der zweiten Vollendung des Figurenrondells ist eine Publikation erschienen: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Die Götter kehren zurück. Marmorkopien für das Französische Rondell im Park Sanssouci, Jaron-Verlag, Berlin, 128 Seiten, 185 Abbildungen, ISBN 978-3-89773-652-8, 19,95 Euro.


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