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30.04.11 / Wie ein Märchenschloss / Ruine der Ordensburg Marienwerder wartet auf den Prinz, der sie wiederaufbaut

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-11 vom 30. April 2011

Wie ein Märchenschloss
Ruine der Ordensburg Marienwerder wartet auf den Prinz, der sie wiederaufbaut

Im Herbst vergangenen Jahres veranstaltete das Ostpreußische Landesmuseum Lüneburg, organisiert vom Kulturreferat des Museums, eine Studienreise zu den Burgen des Deutschordensstaates Preußen, die von der Kunsthistorikerin Malgorzata Jackiewicz-Garniec begleitet wurde. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Fotografen und Graphiker Miroslaw Garniec, hat sie das Buch „Burgen im Deutschordensstaat Preußen“ verfasst. Es vereint Geschichte und Gegenwart zu einem einmaligen kulturhistorischen Dokument. Der in Königsberg geborene Hamburger Architekt Christian Papendick hat als Teilnehmer der Reise deren Höhepunkte festgehalten, welche die PAZ nun in loser Folge veröffentlicht. Diese Woche: Stuhm, Marienwerder und Schönberg.

Durch den westpreußischen Teil Ostpreußens geht der Weg in Richtung Marienwerder. Zwischen Stuhmer und Barlewitzer See zeigt sich auf einer Landenge zwischen den beiden Seen die ehemalige Burg des Deutschen Ordens, die nach einem unregelmäßigen Grundriss und zwei Türmen an Stelle einer Wehranlage errichtet wurde. Seit 1331 Jagdschloss der Hochmeister und Sitz eines Komturs, war sie zuletzt Sitz eines Vogts des Ordens. 1414 erhielt sie noch eine Kapelle. Durch Zerstörungen im 17. Jahrhundert wurde sie nach 1772 teilweise zur Gewinnung von Baumaterial abgetragen. Heute zeigen sich nur noch Reste der einstigen Anlage mit dem erhalten gebliebenen Tor und der Wehrmauer, dem sechseckigen Gefängnisturm und den zwei umgebauten, jetzt nur noch wenig erkennbaren Burgflügeln.

Bei klarem Herbstlicht liegt in der Landschaft Marienwerders die Burg des pomesanischen Domkapitels. Das eindrucksvoll erscheinende Gesamtensemble von Burg und Dom zeigt sich als das Weichseltal beherrschende Anlage. Weit hineingeschoben in das flache Vorland nimmt der Turm des Danskers den auf das steil ansteigende Gelände zur Burg hin auf fünf Bögen ruhenden Verbindungsgang auf. Er zeigt als herausragender Teil des Gesamtbauwerkes mit seiner annähernd 200 Meter langen Ostwestausdehnung und dem an dem Kammgiebel des Domes angelehnten mit Zinnen bekrönten Hauptturm, der als Bergfried über dem gesamten Burgkomplex thronend herausragt, eine absolute Meisterleistung großartiger Architektur des Deutschen Ordens.

Der Hauptturm ist zugleich Glockenturm der Domkirche, einer gotischen Wehrkirche, die über den Seitenschiffen verlaufend die Wehrgänge vorweist. Eine kleine Ordensstreitmacht unter dem Ordensmeister Hermann Balk überquerte hier zum ersten Mal die Weichsel, gelangte so auf prussisches Gebiet, baute 1233 ein befestigtes Lager und gründete 1235 die Anlage der Stadt mit Handfeste nach Kulmischem Recht.

Nicht weit davon entfernt steht die Ruine der ehemaligen Burg des Domkapitels von Pomesanien in Schönberg (Szymbark) (1301–1386). Die Planung dieser Burg unterscheidet sich erheblich von den üblichen Bauwerken in Preußen. Diese Burganlage erscheint streng gestaltet auf rechteckigem Grundriss von mächtigen Wehrmauern eingerahmt. Das Terrain des großen Schlosshofes liegt zirka zehn Meter über dem Terrain des Sockelbereichs der Außenmauern. Die stark erhöhten Außenmauern geben der Burg mit ihren einst zwölf Türmen ein wuchtiges, aber auch pittoreskes Gepräge – als Ruine fast an ein Märchenschloss erinnernd, das auf einen Prinzen wartet, der es wieder aufbaut!

Die nachfolgende Familie des Bischofs von Samland, Georg von Polentz, der zum protestantischen Glauben übergetreten war und die Burg von Herzog Albrecht mit Erbrecht versehen übernahm, ließ die alte Burganlage als Renaissanceresidenz von 1570 bis 1590 umbauen. Heute zeugt davon noch das erhöhte Torhaus mit seinem Giebel.

Von 1699 bis 1945 war das Schloss in Besitz der Grafen Finck von Finckenstein. Durch  Kriegshandlungen nicht beschädigt, wurde das Schloss im April 1945 durch die Sowjets in Brand gesteckt.


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