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07.05.11 / Gesundheit – ein teurer Luxus? / Immer mehr Kranke – auch das System ist krank

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-11 vom 07. Mai 2011

Gesundheit – ein teurer Luxus?
Immer mehr Kranke – auch das System ist krank

Wer soll das bezahlen? Was einst, zu Zeiten der Währungsreform von 1948, noch als lustiger Karnevalsspaß galt, wird bald bitterer Ernst. Das deutsche Gesundheitswesen, heute schon tief in den roten Zahlen, wird in wenigen Jahren unfinanzierbar. Die Zuwachsraten der sogenannten Volkskrankheiten wie Diabetes, Krebs oder Herz-/Kreislauferkrankungen liegen im zweistelligen Bereich; zugleich steigen die Behandlungskosten pro Patient. Gesundheit wird zum kaum noch bezahlbaren Luxusgut.

Die Zahlen und Fakten sind beängstigend. Ein Beispiel: Bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts wird man allein für die medizinische Versorgung der Diabetiker mehr Geld brauchen als heute für das gesamte Gesundheitswesen.

Im vergangenen Jahr lagen die Gesamtausgaben für das Gesundheitswesen in Deutschland bei über 253 Milliarden Euro. Das sind rund 10,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Im Schnitt lässt sich jeder Deutsche, vom Säugling bis zum Greis, seine Gesundheit jährlich fast 3200 Euro kosten; darin sind allein 500 Euro für Medikamente enthalten. Die Zuwachsrate liegt derzeit bei drei Prozent, dürfte aber aufgrund des demografischen Wandels deutlich ansteigen.

Die statistische Lebenserwartung steigt weiter, in Deutschland leben immer mehr betagte Menschen. Das hat dramatische Auswirkungen. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes belasten Kinder bis 14 Jahre das Gesundheitssystem mit durchschnittlich 1260 Euro, die Altersgruppe 15 bis 29 sogar nur mit 1190 Euro. Der 44-Jährige kostet bereits 2870 Euro. Ab 65 wird es richtig teuer: 6090 Euro für die Senioren bis 84 Jahre, ab 85 klettern die Kosten auf 14370 Euro. Inzwischen entfallen 47 Prozent der Kosten auf den Bevölkerungsanteil über 65. Am teuersten ist die Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen (über 35 Milliarden Euro). Mit 42 Prozent liegen sie auch in der Statistik der Todesursachen auf dem ersten Platz, gefolgt von Krebs (25 Prozent).

Viele dieser teuren und oft tödlichen Erkrankungen werden verursacht durch Diabetes, eine Volkskrankheit mit dramatischen Zuwachsraten. Die Dunkelziffer eingerechnet, dürften heute in Deutschland über zehn Millionen Zuckerkranke leben. Experten rechnen mit einer Verdoppelung alle zehn Jahre. Die durchschnittlichen Behandlungskosten liegen oberhalb 2500 Euro pro Jahr, Tendenz steigend. Eine dramatische Entwicklung beobachten die Medizin-Statistiker auch bei den psychischen Erkrankungen. In den letzten sechs Jahren hat sich die Zahl der Krankheitstage nahezu verzehnfacht. Für 2010 errechnete die AOK bundesweit 1,8 Millionen Fehltage – krankgeschrieben wegen „Burnout“.

Neben der zunehmenden Überalterung unserer Gesellschaft sind die sogenannten Zivilisationskrankheiten verantwortlich für die stetige Verteuerung unseres Gesundheitswesens. Ob Herzinfarkt, Lungenkrebs oder diabetesbedingtes Nierenversagen  – neben Nikotin und Alkohol spielt die Kombination von falscher Ernährung und Bewegungsmangel immer eine verhängnisvolle Rolle.

Besorgniserregend ist ferner, dass die Gesundheitskosten deutlich schneller steigen als die Wirtschaftsleistung. Laut OECD kletterten die Ausgaben im Zeitraum 1990 bis 2005 um 80 Prozent, das BIP jedoch nur um 37 Prozent. Und in den letzten 40 Jahren hat sich der Anteil der Krankheitskosten am volkswirtschaftlich Erwirtschafteten mehr als verdoppelt – es wird nicht mehr lange dauern, bis wir uns Gesundheit nicht mehr leisten können.  Hans-Jürgen Mahlitz


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