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07.05.11 / Garching: Bilderfälscher / Wie AKW-Gegner den Münchner Forschungsreaktor bekämpfen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-11 vom 07. Mai 2011

Garching: Bilderfälscher
Wie AKW-Gegner den Münchner Forschungsreaktor bekämpfen

Das Geschäft mit der Atomangst hat Hochkonjunktur. Da wollen auch Bayerns Grüne nicht abseits stehen. Nachdem ihnen CSU-Umweltminister Markus Söder in Sachen AKW-Ausstieg den Wind aus den Segeln genommen hat, bleibt ihnen als Resthorror-Szenarium der Forschungsreaktor der TU in Garching bei München (FRM II): Er soll seit Jahren kräftig Rost angesetzt haben und darf daher, so die wenig überraschende grüne Forderung, nicht weiter betrieben werden, um Schlimmeres (also den GAU) zu vermeiden.

Zum Beweis legen die Grünen und die ihnen verbundene „Bürgerinitiative“ knallig bunte Fotos vor – etwas zu bunte, wie sich inzwischen herausstellt. Grünen-MdL Ludwig Hartmann will sie einem Gutachten der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung entnommen haben, das bislang „der Öffentlichkeit vorenthalten“, also geheimgehalten worden sei.

Tatsächlich gibt es ein solches Gutachten. Es stammt aus dem Jahre 2006, ist seither durchaus bekannt und von fünf weiteren unabhängigen Gutachtern sowie dem TÜV Süd gründlich überprüft worden. Dabei bestätigten sich seine Aussagen als so undramatisch, dass es niemandem „vorenthalten“ zu werden brauchte, sondern niemanden mehr interessierte.

Die Experten von der Bundesanstalt hatten „farbliche Ablagerungen“ von wenigen millionstel Millimeter Stärke festgestellt, die als „sicherheitstechnisch unbedeutend“ eingestuft, gleichwohl fotografisch dokumentiert wurden. Auch der TÜV kam 2008 zu dem Ergebnis, diese Verfärbungen seien „unbedenklich“ und beeinträchtigten „weder die Dichtigkeit noch die Integrität oder Standsicherheit des Beckens oder der Einbauten“.

Damit war der Vorgang abgeschlossen. Außer für die AKW-Gegner. Sie kramten das Uralt-Gutachten wieder hervor, sprachen von einem „Nicht tolerierbaren Zustand“ und beschimpften die Betreiber des Forschungsreaktors, also die Uni München, als „Hasardeure, denen die Sicherheit egal ist“. Dass sie die Fotos, die diese massiven Vorwürfe angeblich belegen, manipuliert und nachträglich „koloriert“ hätten, bestreiten sie zwar. Doch sind die Unterschiede zwischen Originalbildern und jetzt vorgelegten „Beweisstücken“ unübersehbar.

Bei dem Münchner Forschungsreaktor handelt es sich um eine Neutronenquelle, die für Materialforschung sowie Grundlagenforschung in Chemie, Biologie und Medizin eingesetzt wird. Mit einem Kernkraftwerk ist der Reaktor überhaupt nicht vergleichbar. Seine Leistung liegt bei lediglich 20 Megawatt, die Blöcke der japanischen AKW haben jeweils bis zu 1100 Megawatt. Die Betriebstemperatur liegt bei 51 Grad gegenüber 250 Grad bei großen Siedewasserreaktoren. Daher kann hier selbst bei Ausfall aller Kühl- und Notkühlsysteme keine gefährliche Restwärme entstehen. Ferner ist das Reaktorgebäude auf Erdbeben und Flugzeugabstürze (bis hin zum Airbus A 380) ausgelegt.

Der FRM II wird mit hochangereichertem Uran (93 Prozent) betrieben. Daraus haben AKW-Gegner immer wieder den Verdacht abgeleitet, der Reaktor könne zu militärischen Zwecken missbraucht werden. Dies ist absurd, da erstens die maximal verfügbare Uranmenge in den Brennelementen für die kritische Masse einer Atombombe (24 Kilo) bei weitem nicht ausreichen würde und weil zweitens der Betrieb der Anlage einer lückenlosen Kontrolle der Internationalen Organisation in Wien unterliegt.             H.J.M.


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