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07.05.11 / Sinnloses Wassersparen / Deutsche müssen zahlen, obwohl das Problem in Südeuropa liegt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-11 vom 07. Mai 2011

Sinnloses Wassersparen
Deutsche müssen zahlen, obwohl das Problem in Südeuropa liegt

Beinahe im Wochenrhythmus werden von den EU-Kommissaren Vorhaben für die Zukunft präsentiert. Derzeitiges Lieblingsprojekt des slowenischen EU-Umweltkommissars Janez Potocnik ist die Abwendung einer Wasserknappheit, von der bis 2050 zahlreiche Regionen des Kontinents betroffen sein sollen – so die düstere Prognose aus Brüssel. Abhilfe soll eine neue Richtlinie zur Gebäudeeffizienz schaffen, die den Wasserverbrauch um 30 Prozent vermindern soll. Für Deutschland würde dies bedeuten, dass der durchschnittliche Verbrauch von 122 Litern pro Tag und Kopf, nochmals auf zirka 86 Liter abgesenkt wird. Bei über 25 Millionen Eigenheimen und Wohnungen in Deutschland, könnten sich hiesige Hausbesitzer und Vermieter mit geschätzten Investitionskosten von bis zu zehn Milliarden Euro für Wasser sparende Armaturen und WC-Spülungen konfrontiert sehen.

Diese Milliardenkosten sind nur die eine Seite der mit der Richtlinie verbundenen Kostenlawine: Aufgrund des geringen Verbrauchs der Haushalte müssen immer mehr Abwasserleitungen in Deutschland von den Versorgern zusätzlich mit Frischwasser durchspült werden, um einen Durchfluss zu gewährleisten. In der Rangfolge der Verbraucher rangieren die privaten Haushalte ohnehin hinter der Industrie und dem Hauptverbraucher Landwirtschaft.

EU-Spitzenreiter beim Wasserverbrauch ist Spanien. Obwohl dort die Bedeutung der Landwirtschaft seit 1990 stetig abnimmt, steigt der Wasserverbrauch der spanischen Landwirtschaft doppelt so schnell wie der anderer Wirtschaftsbereiche. Neben maroden Leitungsnetzen in denen Wasser einfach versickert, geht ein Großteil des spanischen Wasserverbrauchs auf das Konto von intensiv bewirtschafteten Flächen mit hohem Verbrauch. Die Missstände um den spanischen Wasserverbrauch sind auch in Brüssel seit langem bekannt, schon im Jahr 2003 gab es Schätzungen, dass 45 Prozent der Wassermenge zur Bewässerung ohne jede Kontrolle gefördert werden. Der Anteil illegaler Brunnen ohne Registrierung und Kontrollen wird von der Naturschutzorganisation WWF auf über eine halbe Million geschätzt. Genutzt wird das Wasser obendrein sehr ineffektiv: Das wasserarme Israel braucht pro Tonne erzeugtem Gemüse nur ein Zehntel der Wassermenge, die dafür in Spanien aufgewendet werden. Erleichtert wird den spanischen Landwirten der sorglose Umgang mit der knappen Ressource durch Kommunen, die Wasser fast kostenlos bis an den Feldrand liefern.

Statt europaweiter Reglementierungsmaßnahmen durch Umweltkommissar Potocnik wäre EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia wohl der richtige Mann, um in seinem Heimatland die Subventionierung der spanischen Landwirte durch nicht kostendeckende Wasserpreise zu beenden – der sparsame Umgang mit Wasser wäre dann quasi ein natürlicher Nebeneffekt.Norman Hanert


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