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07.05.11 / Sarrazin: Es geht ihm nicht um Muslime, sondern um Deutsche

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-11 vom 07. Mai 2011

Moment mal!
Sarrazin: Es geht ihm nicht um Muslime, sondern um Deutsche
von Klaus Rainer Röhl

Am Gründonnerstag wurde das  Parteiausschlussverfahren der SPD gegen ihr Mitglied Thilo Sarrazin eröffnet und nach fünf Stunden auch abgeschlossen. Doch er hat seine innerhalb seiner Partei umstrittenen Thesen zur Integration nicht widerrufen, anders als weiland Galileo Galilei vor der Inquisition. Die Tatsachen stehen wieder auf den Füßen. Auf dem Kopf stehen nach wie vor Sarrazins Gegner in der Partei und alle, die versuchten, sein Buch zu diffamieren oder zu verfälschen.

Am 30. August 2010 erschien, nach Vorabdrucken in der „Bild“ und im „Spiegel“ Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“. Hier beschrieb der SPD-Politiker und Bundesbanker die Folgen, die sich seiner Ansicht nach für Deutschland aus der Kombination von Geburtenrückgang, wachsender Unterschicht und Zuwanderung aus überwiegend muslimischen Ländern ergeben würden. Sarrazins Thesen erzeugten, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch kaum einer das Buch gelesen hatte, einen Sturm der Entrüstung und erhebliches Echo in den Medien. Dann kam das mediengemachte Missverständnis mit den „Juden-Genen“. Nun hieß es, Sarrazin müsse nicht nur aus allen Ämtern bei der Bundesbank entfernt, sondern auch aus der SPD ausgeschlossen werden. Unterdessen überstieg die Auflage seines Buches die Millionengrenze. Die SPD-Zentrale wurde mit Sarrazin zustimmenden Briefen und Mails förmlich überschüttet. So änderten die Gegner der Aufklärung bald ihre Taktik. Nach dem unerwarteten Erfolg des Sarrazin-Buches war schon im Herbst auch die gute alte Tante „Zeit“ scheinbar auf den Trend eingeschwenkt und hatte das Wort dem Senior der deutschen Linksintellektuellen, Hans-Ulrich Wehler, erteilt, einem der Hauptgegner Ernst Noltes beim Historikerstreit. Was war geschehen? Linke Einsicht in das Notwendige? Ich würde eher denken, die Katze lässt das Mausen nicht. Dennoch ist erstaunlich, dass Wehler Sarrazin vom Vorwurf des Biologismus und Rassismus freisprach. Ja, aber … Doch es war offenkundig, dass Wehler im Gegensatz zu den meisten Sarrazin-Kritikern dessen Buch gelesen hatte.

Als der erste Schock über Sarrazins durchschlagenden Erfolg vorbei war, begannen kluge Gegner eine Strategie zu entwickeln. Einer der wichtigsten Bestandteile dieser neuen Linie war: Er hat recht, wir brauchen mehr Integration. Man tat so, als hätte Sarrazin nicht mehr und nichts weniger analysiert, aufgezeigt und gefordert, als die stärkere Integration der „Migranten“. Dieses bewusst falsche, also verfälschende Wort setzt sich seit einiger Zeit immer mehr im Sprachgebrauch durch, bleibt aber falsch. Es gibt Emigranten (Auswanderer) und Immigranten (Einwanderer). „Migranten“ (= Wanderer) soll die Unterschiede zwischen sesshaft gewordenen Gastarbeitern, Scheinasylanten und einfach Illegalen ins Allgemeine verwischen. Wie nach einer einheitlichen Sprachregelung sprach und schrieb man nur noch von „Wanderern“. Hier wird die Vorsilbe von Ein-wanderer oder Aus-wanderer weggelassen, um die Frage der Zulässigkeit von Ein- oder Auswanderung gar nicht erst zur Debatte zu stellen. Sie sind eben „da“, soll das heißen. Millionen Migranten, vorwiegend Muslime, sind einfach da. Friss oder stirb, deutsches Volk.

In dem „Zeit“-Artikel von Hans-Ulrich Wehler können wir die zweite Phase im Kampf gegen Sarrazin ausmachen. Sie bestand darin zu erklären, Sarrazin habe recht! Obwohl Rassist, also je nach Sichtweise des Kommentators wahlweise gefährlich oder lächerlich, habe er doch den Finger auf die richtige Wunde gelegt, weil er das so wichtige Thema der mangelnden Integration der „Migranten“ aufgebracht, also die mangelnden Deutschkenntnisse, auch die oft geradezu strikte Verweigerung der Integration durch einen Teil der Ausländer beim Namen genannt habe. Plötzlich hieß es überall, man müsse über die Versäumnisse der deutschen Politik reden, es müsse dringend etwas für die Eingliederung der „Migranten“ getan werden. Es begann die Phase der scheinbaren Anerkennung des Rebellen, das Einschwenken auf eine schiefe Linie: „Sarrazin hat recht, aber ... “. Aus der Aufklärung über die gefährliche, an die Grenzen des Erträglichen stoßende Belastung der deutschen Gesellschaft mit Millionen mehrheitlich muslimischen Einwanderern und der Aufklärung über ihre Herkunft aus bildungsfernen, teilweise sogar analphabetischen, aber außerordentlich kinderreichen Unterschichten soll plötzlich ein edler Wettstreit um mehr Sprachkurse für türkische Zwangsbräute, mehr Kindergartenplätze und Ganztagsschulen für ihren schnell wachsenden Nachwuchs werden. Als wenn das das Problem wäre. Erinnern wir uns doch daran, welchen Titel Sarrazins Buch hat. Sein Titel lautet nicht „Wie man die muslimischen Einwanderer besser in Deutschland integriert“, sondern es heißt bis heute – immer noch auf der Bestsellerliste des „Spiegel“ nachzulesen: „Deutschland schafft sich ab – Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“. Es ist das Buch eines Deutschen, der in großer Sorge ist, dass wir Deutschen uns selbst als Volk abschaffen und langsam aus der Geschichte verschwinden – in einer Weise, wie selbst die schlimmsten Deutschlandhasser Henry Morgenthau jr. oder der amerikanische Rassenforscher Ernest Hooton 1944 es nicht zu hoffen gewagt hatten.

Sarrazin beschreibt im letzten Kapitel seines Buches einen Albtraum: „Seit Herbst 2017 führte Angela Merkel eine schwarz-grüne Bundesregierung. Das Kapitel zu Migration und Integration in der Koalitionsvereinbarung war besonders lang. Es wurde bekräftigt, dass die Bundesrepublik ein Einwanderungsland sei; der wachsende Einfluss fremder Kulturen sei für das Land eine Bereicherung … Bereits von 2015 an hatte sich die jährliche Einwanderung deutlich erhöht; etwa die Hälfte der Immigranten kamen im Rahmen des Familiennachzugs, bei der anderen Hälfte handelte es sich überwiegend um Wohlstandsflüchtlinge aus Afrika sowie Nah- und Mittelost. Das Asylrecht und andere Einreisehemmnisse stellten infolge der Duldungsregelung keine großen Hindernisse mehr dar: Wer es nach Deutschland geschafft und sich sechs Monate keiner kriminellen Vergehen schuldig gemacht hatte, erhielt automatisch eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung und vollen Anspruch auf Sozialleistungen wie jeder deutsche Staatsangehörige …

Im Jahre 2100 konnte der kritische Historiker beim Blick in die Vergangenheit zufrieden registrieren, dass Deutschland seine demografischen Probleme vorbildlich und multikulturell korrekt gelöst hatte. Zwar war die Bundesrepublik im Lebensstandard weit hinter China zurück-gefallen, auch Indien hatte Deutschland im Pro-Kopf-Einkommen überholt, aber man zeigte der Welt, dass sich die Probleme friedlich lösen ließen.“

Sorgen wir dafür, dass Sarrazins Satire nicht eines Tages Wirklichkeit wird. Diejenigen, die diese Sorge umtreibt, werden täglich mehr. Nicht nur in Finnland. Überall in Europa. Auch in Deutschland. Das Rad der Geschichte dreht sich nach vorwärts und nicht zurück. Und sie, die Erde, bewegt sich doch.

Klaus Rainer Röhl beendet gerade sein Buch „Sarrazin auf die Füße gestellt“. Es erscheint im Spätsommer, Universitas Verlag, München und Wien.


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