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07.05.11 / Ein beliebter, aufgeklärter Fürst / Vor 300 Jahren wurde Markgraf Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-11 vom 07. Mai 2011

Ein beliebter, aufgeklärter Fürst
Vor 300 Jahren wurde Markgraf Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth geboren

Er war ein aufgeklärter und beim Volk beliebter Fürst, der jedoch politisch wegen seiner Begeisterung für Preußen umstritten war. In die Geschichte eingegangen ist Friedrich III. von Bayreuth vor allem als Gatte einer aktiven und prominenten Ehefrau.

Friedrich III. von Bayreuth wurde am 10. Mai 1711 geboren. Das kleine Markgrafentum (Brandenburg-)Bayreuth war – wie der Name schon andeutet – eng mit dem Kurfürstentum Brandenburg verbunden, denn beide Fürstenhäuser entstammten dem Hause Hohenzollern. So hätte sich auch ein Herrscher mit einer ausgeprägteren Persönlichkeit, als es Fried­rich war, dem Einfluss und den Wünschen des Königs in Preußen, Friedrich Wilhelm I., nicht entziehen können – besonders, wenn auch die eigenen Eltern sich gegenüber den Wünschen des übermächtigen Verwandten in Berlin willfährig zeigten.

Der Wunsch des Preußenkönigs nach einer engen Verbindung mit den verwandten süddeutschen Markgrafentümern Ansbach und Bayreuth entstammte dem machtpolitischen Kalkül, wenigstens durch Verheiratung im fränkischen Raum einen Hauch von Einflussnahme wahrnehmen zu können. Daher kam es, dass die älteste Tochter des Preußenkönigs, Wilhelmine (1709-1758), mit dem Erbprinzen in Bayreuth verheiratet wurde. Schon die Vorgeschichte der Heirat verlief prekär, denn das immer unerfreulicher werdende Klima im preußischen Königshaus verdichtete sich zur Krise, als Wilhelmine ungewollt in Intrigen ihrer Mutter verwickelt wurde. Königin Sophie Dorothea wollte nämlich ihre älteste Tochter mit Friedrich Ludwig von Hannover, Prince of Wales (1707-1751), Sohn von Wilhelmines Onkel, dem König Georg II. von England (1683/1727-1760), verheiraten. Außerdem verdächtigte ihr Vater sie der Mitwisserschaft des Fluchtversuchs ihres Bruders Friedrich, der spätere Friedrich der Große (1712-1786), im August 1730. Daher kam es, dass Fried­rich III. und seine Gattin gegen ihren Willen am 20. November 1731 mit einander verheiratet wurden. Friedrich war eine leicht lenkbare, labile Persönlichkeit, aber er teilte die Kunstliebe seiner Frau. Er hatte Wilhelmine gern, und seine Zuneigung wurde erwidert, da seine Ehefrau auch dezent über seinen Sprachfehler (er lispelte) hinwegsah.

Im Jahre 1735 wurde der Erbprinz als Friedrich III. regierender Markgraf. Da er sehr gebildet war, gründete er im Jahre 1742 die Landesuniversität Bayreuth, die im Februar 2011 wegen einer abgeschriebenen Doktorarbeit ins Gerede kam. Nach der Geburt ihrer Tochter Elisabeth Friederike Sophie am 30. August 1732 (bis 1780), die 1748 den Herzog Karl Eugen von Württemberg (1728-1793) heiratete, entfremdete sich das Ehepaar aber, denn der Markgraf begann 1739 ein Verhältnis mit der Hofdame seiner Frau, Wilhelmine Dorothea von der Marwitz. Zwar musste Friedrich aufgrund des Protestes seiner Ehefrau 1744 der Verheiratung der Mätresse nach Österreich zustimmen, aber er hatte weiterhin gelegentliche Liaisons. Friedrich der Große versuchte, seine Schwester zu trösten: „Freue Dich, wenn Dein lieber Schmetterling zu Dir kommt, und gewöhne Dich daran, dass er Dich oft verlässt.“ Wilhelmine kompensierte ihre privaten Misshelligkeiten durch Entfaltung ihrer künstlerischen Neigungen. Dazu gehörte die Schaffung zahlreicher musikalischer Werke. Außerdem ließ Friedrich – um selbst seine Ruhe zu haben – es zu, dass seine Gattin eine beachtliche Auftragstätigkeit entfaltete. Sie erschuf in der kleinen Markgrafschaft eine Perle des Rokoko. An ihrem 24. Geburtstag hatte Friedrich ihr das Schloss „Eremitage“ geschenkt, und sogleich beschäftigte sich Wilhelmine mit Umbauplänen. Finanziell gelangte das Markgrafentum bald an seine Grenzen. Friedrich unternahm – diesmal aber auch aus eigenem Interesse – mit seiner Ehefrau eine Reise vom 10. Oktober 1756 bis zum 9. August 1757 nach Frankreich und Italien, wo sich das Markgrafenpaar mit zahlreichen antiken Skulpturen und Objekten der Kleinkunst eindeckte. Nach dem Tode seiner Frau kamen alle Objekte ihrer Sammlung in den Besitz ihres Bruders Friedrich II. Ihr Witwer heiratete dann Sophie Caroline Marie von Braunschweig-Wolfenbüttel, hatte aber keine Kinder mit ihr, so dass das Markgrafentum nach seinem Tode am 26. Februar 1763 an seinen Onkel Friedrich Christian fiel. Seinen Untertanen ist er als Förderer der Kunst und der Wissenschaften in Erinnerung geblieben. Jürgen Ziechmann


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