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07.05.11 / Gedenken in Gdingen an die größte Schiffskatastrophe / 66. Jahrestag der Versenkung der »Wilhelm Gustloff«, »Steuben« und »Goya« − Kranzniederlegung an der Ostseepromenade

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-11 vom 07. Mai 2011

Gedenken in Gdingen an die größte Schiffskatastrophe
66. Jahrestag der Versenkung der »Wilhelm Gustloff«, »Steuben« und »Goya« − Kranzniederlegung an der Ostseepromenade

Seit 1997 werden in Gdingen  Gedenkveranstaltungen zum Tag der Versenkung der Evakuierungsschiffe „Wilhelm Gustloff“, „Steuben“ und „Goya“ abgehalten. 1945 fanden über 20000 Menschen in der Ostsee den Tod, verursacht durch die sowjetischen U-Boote. Über 7000 Frauen und Kinder ertranken damals. Nur 176 Menschen überlebten diese Katastrophe. Die diesjährige Gedenkfeier wurde vom Bund der Deutschen Bevölkerung in Gdingen unter der Leitung des Vorsitzenden Benedikt Reschke organisiert. Wie immer war der Ort der Gedenkfeier die Seemannskirche in Gdingen, wo sich die Gedenktafel für die Opfer dieser Seekatastrophe befindet. An der Veranstaltung nahmen der deutsche Konsul in Danzig, Gerhard Weicht, Mitglieder der deutschen Minderheit aus West- und Ostpreußen, Vertreter der deutschen Minderheit in Danzig, die Jugendgruppe der deutschen Minderheit in der Republik Polen sowie die Kulturassistentin der deutschen Minderheit, Vertreter der deutsch-polnischen Gesellschaften aus Danzig und Gdingen, der Chor              „Vaterhaus“ aus Allenstein, Angehörige der evangelischen Gemeinde aus Stolp in Pommern   mit Pastor Wojciech Fröhlich und zahlreiche Einwohner aus Gdingen, Danzig und Umgebung teil. Die Kirche war mit deutschen und polnischen Besuchern gefüllt.

20 Minuten vor dem Gedenkgottesdienst gaben die Chöre der deutschen Minderheit „Vaterhaus“ aus Allenstein und „Stella Maris“ aus Gdingen in Begleitung des Trompetenbläsers Piotr Kukowski ein Konzert. Den Trauergottesdienst hielt Priester Edward Pracz, Seelsorger für die Seeleute, und der Pfarrer Wojciech Fröhlich von der evangelischen Gemeinde in Stolp. Die Messe zelebrierte der Schweizer Pfarrer Dr. Siegmund Iwicki, der selbst aus Westpreußen stammt.

Eva Reschke eröffnete die Gedenkfeier mit einem selbst verfassten Gelegenheitsgedicht „Den Gustloffopfern“. Pastor Wojciech Fröhlich erinnerte in seiner Predigt an die tragischen Ereignisse auf See am Ende des Krieges. Besonders hob er die tragische Situation der Frauen und der Kinder, die vor den Sowjets fliehen mussten, hervor.

„Bei diesem Begräbnis gab es keine Blumen, keinen Trauermarsch, keine Totenlichter, es gab nur Verzweiflung und die erbarmungslosen Fluten der Ostsee, die Tausende von Menschenleben verschlungen haben. Solche Namen wie Goya, Gustloff, Katyn und Auschwitz erinnern uns auf eine brutale Art an die Schrecken des Krieges. Die Jahrestagsfeier hat die Aufgabe, die kommenden Generationen vor der Barbarei zu warnen, welche der Mensch verschuldet, der einen Krieg entfachte, sozialen Hass schürt oder eine irre Idee der Überlegenheit über den Anderen verbreitet.“

Die Kirche war voll und alle waren begeistert von dem Auftritt des Chores „Vaterhaus“ und darüber, dass dieser so wunderschön in der Muttersprache gesungen hatte.

Während der heiligen Messe wurde für die Opfer und für die Versöhnung zwischen Polen und Deutschen gebetet. Auch für Papst Benedikt XVI.

Nach der Messe wurden Kränze und Blumen vor der Gedächtnistafel für die Opfer der versenkten Evakuierungsschiffe niederlegt. Als erster legte der deutsche Konsul einen Kranz in den deutschen Nationalfarben der Bundesrepublik Deutschland nieder. In seiner Ansprache sagte er: „Es ist inzwischen schon eine gute Tradition, dass wir Deutsche und Polen uns hier in Gdingen treffen, um gemeinsam der vielen Tausend Menschen zu gedenken, die vor inzwischen 66 Jahren in tragischer Weise Opfer einer der größten Schiffskatastrophen der Menschheit wurden.“

Im Anschluss an die Gedenkfeier in der Kirche kamen die Teilnehmer zur Uferpromenade am Skwer Kosciuszki. Auch hier wurde eine Gedenkstunde mit Kranzniederlegung abgehalten. Lichter und Kerzen wurden angezündet und anschließend das „Vater unser“ auf Deutsch und Polnisch für alle Opfer gemeinsam gebetet.

Im Rahmen des Treffens war auch ein Vortrag „Ostsee Exodus und die Flucht“ von Artur Kawinski gehalten worden. Die anwesenden Vertreter der deutschen Volksgruppe aus dem südlichen Ostpreußen hatten die Gelegenheit, sich näher kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen.           B. R.


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