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07.05.11 / Konkurrenz für Mucki / Peter Rottmanns hinterlistige Idee macht Tanja einsam

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-11 vom 07. Mai 2011

Konkurrenz für Mucki
Peter Rottmanns hinterlistige Idee macht Tanja einsam

Anfangs war Her Rottmann sehr dagegen, dass seine neunjährige Tochter Tanja von Onkel Albert zum Geburtstag einen Zwerghasen geschenkt bekam. Schließlich verlangt so ein niedlicher Mümmelmann fürsorgliche Pflege, die allein mit zärtlichen Streicheleinheiten nicht abgegolten ist. Dann aber wurde für Mucki – so wurde der neue Hausgenosse getauft – eine geräumige Behausung gebaut. Mucki mit seinem lustigen braunen Knopfaugen sollte bald Mittelpunkt einer vielköpfigen Kinderhorde der ganzen Straße werden. Peter Rottmann hätte nie geglaubt, dass es so viele Kinder in ihrem Viertel gab. Sie belagerten bald Garten, Terrasse und tollten durch Haus und Flur. Tanja aber kostete es sichtlich aus, plötzlich im Rampenlicht der ganzen Kinderschar zu stehen. Lediglich Mucki schienen diese erdrückenden Liebesbekundungen längst unheimlich zu werden.

Peter stützte seinen Kopf in die Hand. Er wandte sich seiner Frau Rosi zu. „Meinst du nicht auch, dass dieses Treiben hier langsam unheimlich wird? Aber wir können ja die Kinder nicht fortjagen. Das können wir schon wegen Tanja nicht machen“. Doch dann huschte ein spitzbübisches Lächeln über sein Gesicht. Sein Schmunzeln verstärkte sich noch, als er in den Ort ging und die drei Treppenstufen zur Tierhandlung nahm. Als Peter am anderen Tag von der Arbeit nach Hause kam, empfing ihn eine wohltuende Stille. „Nanu, wo sind denn die Kinder?“ fragte er scheinheilig. Rosi meinte:  „In unserer Straße gibt es ein neues aufsehenerregendes Ereignis! Dem Jungen von gegenüber ist eine Schildkröte zugelaufen. Jetzt ist natürlich die ganze Kinderschar dort versammelt. „Und Tanja?“ „Sie kann einfach nicht begreifen, nun nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Sie hat sich in ihrem Seelenschmerz mit Mucki in ihrem Zimmer verkrochen.“

Peter eilte nach oben. Dort saß Tanja und schluchzte herzergreifend, dann klang es fast wie ein Aufschrei und anklagend reckte sie die Hände in die Höhe. „Alle Kinder sind weg. Nur wegen dieser doofen Schildkröte. Nach Mucki und mir sieht niemand mehr. Das ist gemein!“ Damit schielte sie zur Seite. „Papi, kaufst du mir eine Giraffe oder einen Elefanten …?“ „Damit alle Kinder wieder zu dir zurückkehren?“ Tanja nickte eifrig. Aber sicher wird das nicht nötig sein – Papa tröstete sie, dass es bald zwei Parteien geben würde bei den Kindern, die Mucki-Partei und die mit der langweiligen Berta. Werner Hassler


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