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14.05.11 / »Eurofighter« auf Erfolgskurs / Europäische Flugzeugbauer können auf Großauftrag aus Indien hoffen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-11 vom 14. Mai 2011

»Eurofighter« auf Erfolgskurs
Europäische Flugzeugbauer können auf Großauftrag aus Indien hoffen

Das „Eurofighter“-Konsortium hat große Chancen, bei einer Ausschreibung der indischen Luftwaffe den Zuschlag für einen Auftrag über zehn Milliarden Dollar zu erhalten. Nach dem Ausscheiden zweier US-Flugzeugbauer sowie von Anbietern aus Schweden und Russland befinden sich nur noch zwei europäische Hersteller im Wettbewerb.

Nach Meldungen des Verteidigungsministeriums in Neu-Delhi bleiben im Ausschreibungsverfahren für 126 Kampfflieger nur noch die Modelle „Eurofighter Typhoon“ von EADS und die französische „Rafale“ von Dassault Aviation im Rennen. Die Nachricht bedeutet eine Absage an die US-Flugzeugbauer Lockheed Martin und Boeing. Bei dem seit Jahren laufenden Ausschreibungsverfahren sind bereits der schwedische Anbieter Saab mit der „Gripen NG“ und der russische Hersteller Mikojan mit der „MiG 35“ ausgeschieden. Zeitgleich mit der Absage an die amerikanischen Anbieter hat der US-Botschafter in Indien, Timothy Roemer, seinen Rücktritt verkündet. Als Begründung für diesen Schritt wurden persönliche Gründe angegeben. Aus Kreisen der US-Regierung war etwas eindeutiger zu hören, dass man über die indische Entscheidung „zutiefst enttäuscht“ sei. Noch machen sich die beiden US-Anbieter allerdings Hoffnung auf eine nochmalige Aufrollung des Bieterverfahrens, wie es bereits mehrfach bei Rüstungsprojekten in Indien vorgekommen ist.

Für den Hersteller des „Eurofighter“, ein Konsortium der Firmen EADS und BAE Systems sowie der italienischen Finmeccanica, wäre ein Zuschlag ein großer Erfolg.   Für EADS wäre der Auftrag mit geschätzten 6,8 Milliarden Euro Volumen nicht nur finanziell attraktiv. Auf dem internationalen Markt wäre das Geschäft auch ein Prestigegewinn. Das Ausscheiden der bisherigen Mitbewerber hat nicht nur technische Gründe: Vor allem politische Ursachen dürfte das Aus für die „MiG 35“ von Mikojan haben. Indien hat bereits moderne russische Jets von Suchoi erworben und möchte eine Diversifizierung betreiben, um die Abhängigkeit von einzelnen Rüstungslieferanten zu verringern. Nachteilig für Lockheed Martin mit seiner „F-16I“ war, dass Indiens Gegner Pakistan bereits ähnliche Maschinen von den Amerikanern beschafft hat. Der schwedischen „Gripen“ wurden von vornherein nur geringe Chancen zugeschrieben, da Indien bereits ein ähnliches Kampfflugzeug („Tejas Mk II“) selbst herstellt. Der schwedische Hersteller steht durch den Misserfolg vor ernsthaften wirtschaftlichen Problemen. Unter den beiden verbliebenen Bewerbern werden dem „Eurofighter“-Konsortium etwas höhere Chancen zugeschrieben. Praktischer Nebeneffekt des französischen Libyen-Einsatzes war zwar, dass die „Rafale“ ihre Tauglichkeit im Kampfeinsatz beweisen konnte, allerdings ist das Triebwerk der Franzosen weniger leistungsfähig als das von EADS verwendete. Als ein weiterer Pluspunkt für den „Eurofighter“ könnte sich eine zusätzlich gemachte Offerte erweisen. EADS hat Indien angeboten, eine Flugzeugträgerversion zu entwickeln. Zurückgreifen würde man dabei vor allem auf Erfahrungen des britischen Unternehmens BAE Systems. Die technischen Veränderungen für einen „Eurofighter Sea Typoon“ wären nicht einmal sehr umfangreich. Interesse an einer Trägerversion zeigt unter anderem auch die britische Marine. Während des Ausschreibungsverfahrens haben sich zahlreiche Politiker nach Indien bemüht, um sich für ihre nationalen Hersteller einzusetzen.

Profitieren von dem Milliarden-Auftrag für EADS würde auch der deutsche Triebwerkshersteller MTU. Dort rechnet man allerdings bei einem Zuschlag damit, dass Teile der Triebwerke in Indien hergestellt werden müssten. Gleiches gilt für die Endmontage der Kampfflugzeuge. Bedingung der Inder ist, dass diese zum überwiegenden Teil in ihrem Land erfolgen wird. Mit einer endgültigen Entscheidung im Ausschreibungsverfahren wird erst zum Anfang des nächsten Jahres gerechnet. Insbesondere von dem, mit dem Industriellen Dassault befreundeten, französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy sind weiter Bemühungen um den Großauftrag zu erwarten, da der französische Hersteller bereits bei Ausschreibungen in Brasilien und Saudi-Arabien nicht zum Zuge gekommen war.  N.H. Hanert


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