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14.05.11 / »Nun haben wir den Salat« / Josef Priller sagte Generalen die Meinung und hatte meist Recht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-11 vom 14. Mai 2011

»Nun haben wir den Salat«
Josef Priller sagte Generalen die Meinung und hatte meist Recht

Nun haben wir den Salat“. Das dachte der deutsche Jagdflieger, der am Morgen des 6. Juni 1944 über die Küste der Normandie flog. Unter ihm spie die alliierte Invasionsflotte Unmengen an Menschen und Material auf den Strand. Ein lohnendes Ziel, doch außer dem Oberstleutnant Josef Priller und seinem Rottenflieger war nichts von der deutschen Luftwaffe zu sehen. Einen Anflug, mehr würden sie nicht schaffen, ging es ihm durch den Kopf. In der Erwartung, an diesem Tag den Fliegertod zu sterben, brausten die beiden im Tiefflug über den Strand und verschossen ungezielt ihre gesamte Munition. Damit war der einzige Einsatz der Luftwaffe am D-Day nach wenigen Minuten beendet, die Chance, die alliierte Landung aus der Luft zu verhindern, vertan.

Nun war eingetreten, wovor Priller noch einen Tag zuvor gewarnt hatte. Vehement hatte er sich gegen die Verlegung der deutschen Jagdverbände ins Innere Frankreichs gewehrt. So, wie Generalfeldmarschall Erwin Rommel – vergeblich – die Stationierung seiner Panzer in Küstennähe gefordert hatte, war Priller davon überzeugt, dass die Flieger angesichts der erwarteten Invasion weit vorn bleiben müssten. Wahnsinn sei es, so beschwor er seine Vorgesetzten, sie jetzt nach hinten zu verlegen. Doch niemand wollte auf ihn hören. Ihm wurde beschieden, derartige Entscheidungen den Generalstäblern zu überlassen, denn die verstünden mehr davon.

Als Priller am Morgen des Landungstages den Startbefehl bekam, lagen seine Staffeln auf weit entfernten Flugplätzen, während sich das Bodenpersonal und der Tross noch auf dem Marsch befanden und auf den Landstraßen von den gegnerischen Jagdbombern zusammengeschossen wurden. Außer sich vor Zorn beschimpfte Priller nach seiner glücklichen Rückkehr am Telefon seine Vorgesetzten. Die Dummheit und Borniertheit der „Klotzköpfe“ in der Generalität wären schuld an der geglückten Landung, der Luftüberlegenheit der Alliierten und der drohenden Niederlage im Westen.

Priller war in der Luftwaffe als reizbarer Mann und für seinen Jähzorn bekannt. Er stand in dem Ruf, selbst Generalen die Meinung zu sagen. Meistens hatte er Recht. Der am 15. Juli 1915 in Ingolstadt geborene Priller trat 1935 in das Infanterieregiment 19 ein. Ein Jahr später wechselte er zur Luftwaffe und wurde Jagdflieger. Während des ganzen Krieges an der Westfront eingesetzt, erzielte er bei 1307 Feindflügen 101 Abschüsse. Damit zählte er zu den „Assen“ der deutschen Jagdwaffe, was auch durch die Verleihung des Ritterkreuzes mit Eichenlaub und Schwertern zum Ausdruck kam. Anfang 1945 wurde er, inzwischen Oberst, zum Inspekteur der Jagdflieger Ost ernannt und durfte keine Einsätze mehr fliegen. Akribische Stabsarbeit war nicht seine Sache; gesunder Menschenverstand, soldatischer Instinkt und ein hohes fliegerisches Können wiesen ihm stets den Weg zum Erfolg. Dass er das Herz am rechten Fleck und oftmals auch auf der Zunge trug, machte ihn bei seinen Untergebenen ebenso beliebt wie bei seinen Vorgesetzten gefürchtet.

Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft studierte Priller Brauwesen und arbeitete anschließend als Direktor einer Augsburger Privatbrauerei. Auch wenn ein Wiedereinstieg in den Soldatenberuf für ihn nicht in Frage kam, fühlte er sich der Bundesluftwaffe, in der viele seiner eins­tigen Fliegerkameraden Dienst taten, verbunden. Im Alter von erst 45 Jahren erlag er am 20. Mai 1961 einem Herzinfarkt. Die Luftwaffe flog über seinem Grab eine Ehrenformation, als er auf dem Augsburger Westfriedhof mit militärischem Zeremoniell beigesetzt wurde.    Jan Heitmann


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