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21.05.11 / Wenn es passt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-11 vom 21. Mai 2011

Wenn es passt
von Theo Maass

Quoten für alle möglichen gesellschaftlichen Gruppen haben Konjunktur. Am bekanntesten sind Frauen- und Ausländerquoten. Im öffentlichen Dienst haben diverse Frauenförder- und Gleichstellungspläne den im Beamtengesetz festgeschriebenen Grundsatz der Bestenauslese bereits angeknabbert. Seltsamerweise will niemand Frauenquoten in weniger bevorzugten Berufen wie Maurer, Straßenbauarbeiter oder Müllwerker.

Da wo Quoten allein nicht helfen, bedient man sich verschärfter Werkzeuge. Das Partizipations- und Integrationsgesetz des Landes Berlin ist so eines: Künftig soll „Mehrsprachigkeit“ oder die „Zugehörigkeit zu mehreren Kulturen“ zu den Einstellungsvoraussetzungen im öffentlichen Dienst gehören. Einheimische Bewerber können dies oft nicht erfüllen und werden so aussortiert. Der Kreuzberger CDU-Abgeordnete Kurt Wansner sprach von der „Karikatur eines Gesetzes“. Allerdings besteht kaum Gefahr, dass bald unfähige, aber „mehrsprachige“ Mitarbeiter den Öffentlichen Dienst dauerhaft bevölkern, denn die klamme Stadt Berlin baut weiter Personal ab. Nach drei Jahren sitzen die „Partizipierenden“ dann wieder da, wo sie herkommen: auf der Straße.

Bei derartigen Diskriminierungen der Mehrheitsbevölkerung fragt man sich besorgt, ob es nicht auch eine Quote für diese Menschen geben sollte. In Frankreich haben Fußballfunktionäre tatsächlich überlegt, eine Quote für Ausländer aus Schwarzafrika und dem arabischen Raum einzuführen. Die Sorge galt nicht einheimischen Fußballtalenten, sondern ging darauf zurück, dass sich geförderte Nachwuchskicker mit doppelter Staatsbürgerschaft später oft für eine Karriere in ihren Herkunftsländern entscheiden. Angeblich spielen durchschnittlich „26 von 30 Spielern“, welche die Akademie Clairefontaine absolvieren, später für ein anderes Land.

Zeitungen und Politiker zeigten sich indes empört über das Vorhaben der Fußballfunktionäre. Von Rassismus war allenthalben die Rede. Frankreichs Sportministerin Chantal Jouanno feuerte sogar den technischen Direktor des Verbandes François Blaquart. Über die Zukunft des Nationaltrainers Laurent Blanc wird derzeit spekuliert.

Sind Quoten nur für solche Bevölkerungsgruppen gedacht, denen der politische Zeitgeist zulächelt? Kommen sie also für Männer, Einheimische, Raucher, Autofahrer oder Familienväter nicht in Frage? Eine Ausländerquote von 30 Prozent im französischen Fußball würde immer noch weit über dem tatsächlichen Anteil der dortigen Ausländer an der Gesamtbevölkerung liegen. Dennoch sind Quoten, ob in Berlin oder Paris, nur ganz bestimmten Gruppen vorbehalten. Ob sie tatsächlich „unterrepräsentiert“ sind oder nicht, spielt nur dann eine Rolle, wenn es passt.


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