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28.05.11 / Die Anmut der Frauen gemalt / Den Namen des Malers Franz Xaver Winterhalter kennt man kaum, dafür aber seine Bildnisse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-11 vom 28. Mai 2011

Die Anmut der Frauen gemalt
Den Namen des Malers Franz Xaver Winterhalter kennt man kaum, dafür aber seine Bildnisse

Mit Musik, Liedern und Arien von Mendelssohn-Bartholdy, Brahms und Meyerbeer sowie mit Texten von Goethe, Heine und Kaiser Wilhelm I. feiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) in einer Veranstaltung der Höfischen Festspiele Potsdam e. V. den 200. Geburtstag von Kaiserin Augusta im Park vor dem Schloss Babelsberg.

Marie Luise Augusta Katharina wurde am 30. September 1811 in Weimar als zweite Tochter des Herzogs Karl Friedrich von Sachsen-Weimar und der Großfürstin Maria Pawlowna, einer Schwester des russischen Zaren Alexanders I., geboren. Am 11. Juni 1829 heiratete sie den 14 Jahre älteren Wilhelm Prinz von Preußen. 1831 gebar sie ihm den Sohn Friedrich Wilhelm und sieben Jahre später die Tochter Luise. In dem nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel errichteten Schloss Babelsberg verbrachte Augusta als preußische Königin, ab 1871 Kaiserin, viele Sommermonate. Die überzeugte Pazifistin, von Kanzler Bismarck aus der Politik verdrängt, wirkte karitativ, gründete Pflege- und Krankenheime und unterhielt als kunstsinnige Monarchin enge Kontakte zur Berliner Musikwelt. Wegen ihrer Leidenschaft für den von Lenné gestalteten Park nannte sie der Volksmund auch die „Königin von Babylon“.

Augusta war eine schöne Frau mit dunklen Locken. Zu dem Schluss kommt man beim Betrachten eines Porträts, das der damals berühmte Maler Franz Xaver Winterhalter schuf. Winterhalter hatte 1859 den Auftrag erhalten, König Wilhelm und seine Gemahlin zu porträtieren. Das Bild gefiel bei Hofe so gut, dass der Künstler dafür den Roten Adlerorden 3. Klasse erhielt. Zwei Jahre später wurde er in Berlin engagiert das Kronprinzenpaar zu malen. Die Princess Royal Vicky, Tochter der englischen Königin Victoria, hatte den preußischen Kronprinzen

Friedrich Wilhelm geheiratet. Eine Ehe, die von Augusta arrangiert worden war, nicht zuletzt um Preußens Beziehungen zu dem liberalen England zu stabilisieren.

Winterhalter, der Maler aus dem kleinen Dorf Menzenschwand im südlichen Schwarzwald, hatte zu der Zeit bereits eine beachtliche Karriere hinter sich. Der 1805 geborene Sohn eines einfachen Harzers (Harzgewinnung an lebenden Bäumen) und Küblers (Küfers) machte zunächst eine Ausbildung als Kupferstecher und Lithograf. Bereits während dieser Zeit fertigte er Porträts seiner Menzenschwander Landsleute an. Seinen ersten Auftrag aus Adelskreisen erhielt er 1831: ein Bildnis der Großherzogin Sophie Guillemette, das sich heute in einem Museum in Cleveland befindet. Überhaupt sind Winterhalters Gemälde in vielen bedeutenden Sammlungen zu finden, so in Schloss Windsor, im Buckingham Palast, im Nationalmuseum Warschau, im Musée d’Orsay, Paris, im Getty Museum, in Versailles und in Compiègne. Allein diese Namen machen deutlich, dass Winterhalter, der Bub aus dem Schwarzwald, es in höchste Kreise geschafft hatte. Er malte Königin Victoria und Prinz Albert, König Louis Philippe, Kaiser Napoleon III. und Kaiserin Eugénie. Sein Bildnis der Königin der Herzen im 19. Jahrhundert, Kaiserin Sisi mit Diamantsternen im Haar, ist sein heute bekanntestes Werk. Den Schöpfer aber hat man vergessen. Um sein Andenken zu wahren und seine Werke in die Erinnerung der Kunstfreunde zurückzurufen, hat Ingeborg Eismann im Imhof Verlag eine Monographie herausgegeben. Neben einem Lebensbild des Künstlers aus dem Schwarzwald findet der Leser Wissenswertes über seine Arbeit bei Hofe, seine Aufenthalte in Frankreich und England sowie sein Geschick, die Schönsten der Schönen auf die Leinwand zu bannen. Sie waren berühmt für ihre Schönheit und Anmut, manche aber auch für Skandälchen, in die sie verwickelt waren. So entstand ein buntes Bild des Lebens im 19. Jahrhundert. Winterhalter, der mit seinen 1,54 Meter Körpermaß nicht sehr viel größer war als sein preußischer Kollege Adolph von Menzel, gelang es mit sicherer Hand, die besondere Anmut der Frauen darzustellen, und manche, so auch Queen Victoria, war begeistert, als sie ihr Bildnis sah, so dass er sogar zu den Festen der höfischen Gesellschaft eingeladen wurde. Heute erinnert ein kleines Museum in Menzenschwand unweit seines Geburtshauses an den Fürstenmaler aus dem Schwarzwald.    Silke Osman

Der musikalisch-literarische Spaziergang durch Park Babelsberg auf den Spuren der Kaiserin Augusta findet am Donnerstag, 2. Juni (Himmelfahrt) sowie an den Sonntagen 17. Juli, 21. August und 9. Oktober, jeweils 14 Uhr, statt. Gespielt werden Kompositionen von Johann Nepomuk Hummel, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johannes Brahms und Giacomo Meyerbeer sowie von Kaiserin Augusta.

Ingeborg Eisenmann: „Franz Xaver Winterhalter – Der Fürstenmaler Europas“, Michael Imhof Verlag, Petersberg, 80 Seiten, 54 Farbabbildungen, gebunden, 29,95 Euro


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