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04.06.11 / Auf Augenhöhe mit Hollywood / Deutsche Filmproduzenten bedrohen US-Hegemonie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-11 vom 04. Juni 2011

Auf Augenhöhe mit Hollywood
Deutsche Filmproduzenten bedrohen US-Hegemonie

Erstmals wagen sich zwei deutsche Firmen aus der Filmbranche an die Produktion von Filmen jenseits der 100-Millionen-Dollar-Grenze. Die Berliner Firma X-Filme und die Münchner Constantin Film haben unter dem Fachpublikum während des zwölftägigen Treffens der Filmbranche auf dem Filmfestival in Cannes für eine Überraschung gesorgt. Wie die „Financial Times Deutschland“ berichtet, ist ihnen der Abschluss der Finanzierung von internationalen Produktionen für jeweils rund 100 Millionen Dollar gelungen.

Bisher galten Filme mit derartigen Produktionskosten als ausschließliches Revier von US-Produzenten. Die Literaturverfilmung „Cloud Atlas“ der Firma X-Filme wird ein Volumen von bis zu 110 Millionen Dollar haben. In der Produktion werden Hollywoodstars wie Halle Berry und Tom Hanks an Drehorten in Berlin, Großbritannien und Spanien mitwirken. Die erst 1994 in Berlin gegründete Film- und Fernsehproduktionsfirma X-Filme war in der Vergangenheit bereits mit Filmen wie „Lola rennt“ und „Good Bye, Lenin!“ kommerziell sehr erfolgreich. Die Münchner Constantin Film („Der Untergang“) wagt sich dagegen an die Produktion eines Historienfilms mit dem Titel „Pompeji“. Der 100 Millionen Dollar teure Film soll in aufwändiger Drei-D-Technik produziert werden. Die Nachricht von den deutschen Großproduktionen trifft die US-Konkurrenten in einer schwierigen Phase. Während der Finanzkrise hat Hollywood mangels Investoren die Produktion von Filmen drosseln müssen und sich auf Produktionen konzentriert, bei denen der Erfolg nahezu garantiert war. Erst in der letzten Zeit scheint sich auch bei den US-Studios das Geschäft wieder zu beleben.

Erstaunlicherweise hatten in der Vergangenheit gerade deutsche Investoren einen wesentlichen Anteil an der Finanzierung von Großproduktionen von Hollywood. Bis 2004 waren von insgesamt 157 für einen Oscar nominierten Filmen aus US-Produktion allein 46 mit dem Geld deutscher Anleger gedreht worden. Im Zuge eines Steuersparmodells sammelten Medienfonds Kapital ein, um teure Hollywood-Projekte zu finanzieren. Die Investoren konnten die hohen Anfangsverluste aus der Filmproduktion in kurzer Zeit abschreiben und mit ihren Einkünften verrechnen. Üblich war bei diesem Abschreibungsmodell, dass, noch bevor die Filme im Verleih Gewinne schrieben, die Medienfonds mit dem Geld der Investoren bereits wieder aus dem Geschäft ausstiegen. Erst im Jahr 2005 machte der Fiskus einen Strich durch diese Rechnung. Bis dahin hatten deutsche Anleger schätzungsweise mehr als zwölf Milliarden Dollar in die amerikanische Filmindustrie investiert. In den USA wurde dieses Anlagemodell, das zulasten deutscher Steuerzahler die Grundlage zahlreicher Hollywood-Produktionen lieferte, geringschätzig als „stupid german money“ bezeichnet.

In Fachkreisen hat insbesondere die Finanzierung der 110-Millionen-Dollar-Produktion der Berliner X-Filme für Aufmerksamkeit gesorgt. Teilweise wird das Kapital von Investoren aus dem asiatischen Raum bereitgestellt, was als Zeichen der gewachsenen Stärke der hiesigen Filmbranche gewertet wird. Sowohl das Projekt von X-Filme als auch das der Constantin Film werden in der Branche als Bewährungstest für zukünftige Großprojekte gewertet.    N. Hanert


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