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11.06.11 / Mülltonnen verstummen / Berlin: Projekt der »singenden Abfalleimer« vorzeitig beendet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-11 vom 11. Juni 2011

Mülltonnen verstummen
Berlin: Projekt der »singenden Abfalleimer« vorzeitig beendet

Mit Abfalleimern, die bei Mülleinwurf ein Musikstück von sich geben, wollte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) in den Berliner Parks für mehr Sauberkeit sorgen. Bereits nach zwei Wochen musste der Versuch allerdings vorzeitig abgebrochen werden – einer der Müllbehälter ist gestohlen, andere sind teilweise schwer beschädigt worden.

„Nett, kreativ und lebensfremd“ – urteilte Heinz Buschkowsky, Bürgermeister des Bezirks Neukölln, von vornherein über das „Park Sound Project“ seiner Parteifreundin Junge-Reyer. Im Mauerpark und im Görlitzer Park sollten per Solarstrom betriebene Müllbehälter Lieder mit Titeln wie „Müll ist lästig“ oder „Müll in die Tonne, das rockt“ erklingen lassen, sobald Parkbesucher ihren Abfall in einen der sieben Behälter befördern. Nach 14 Tagen wird das Projekt, das eigentlich bis        11. Juli laufen sollte, beendet.

Senatorin Junge-Reiyer hält den Versuch dennoch für einen Erfolg: „Das Projekt hat viele Berliner und Berlinerinnen motiviert, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und über ihr Verhalten im Umgang mit Müll in den städtischen Grünflächen nachzudenken“, lässt die Senatsverwaltung verlauten. Bereits zu Beginn des Versuchs hatte Heinz Buschkowsky gewarnt, dass es Menschen gebe, denen der öffentliche Raum egal sei und als Lösung ein starkes Ordnungsamt favorisiert. Auch in anderen Bezirken wurde das Problem der Vermüllung nüchterner gesehen als von der Senatorin. Peter Beckers (SPD), Ordnungsamts-Stadtrat in Fried­richshain-Kreuzberg, hatte die Aufstellung größerer Abfallcontainer gefordert.

Auf die Erhebung von Bußgeldern für „Müllsünder“ wie in anderen Großstädten will Junge-Reyer nach wie vor verzichten. Die Begründung mutet angesichts der 60000 Euro, die das „Park Sound Project“ kostete, sonderbar an: Geldmangel. Die Ordnungsämter könnten es sich nicht leisten, zum Beispiel an den Wochen­enden Patrouillen zu entsenden. Außerdem sei die Einführung von Bußgeldern unrealistisch: „Weil es kaum möglich ist, jemanden auf frischer Tat zu ertappen.“

Angesichts dieser Haltung wird den Berliner Bezirken zunächst nur übrig bleiben, weiterhin die enormen Kosten für die Säuberung der vermüllten Parks zu tragen. Allein der Bezirk Mitte musste nach Ostern 20 Tonnen Abfälle aus dem Tiergarten entsorgen, was den Bezirk 20000 Euro gekostet hat.     Norman Hanert


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