28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
11.06.11 / Inkompetenz oder Korruption? / Griechische Kreditausfallversicherungen wurden trotz der finanziellen Schieflage des Landes verkauft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-11 vom 11. Juni 2011

Inkompetenz oder Korruption?
Griechische Kreditausfallversicherungen wurden trotz der finanziellen Schieflage des Landes verkauft

Georgios Papandreou sieht sich im griechischen Parlament mit brisanten Anschuldigungen konfrontiert. Obwohl regierungsintern die finanzielle Schieflage des Landes bereits bekannt war, hat die staatlich kontrollierte Hellenic Postbank noch im Dezember 2009 Kreditausfallversicherungen veräußert. Käufer der Papiere waren private Investoren, die zum Bekanntenkreis des Bruders von Ministerpräsident Papandrou zählen.

Auf den ersten Blick machen die Geschäfte der Hellenic Postbank mit Kreditausfallversicherungen (CDS) auf griechische Staatsanleihen in der zweiten Hälfte des Jahres 2009 nur den Eindruck einer gehörigen Portion Inkompetenz. Sollte die Geschäftsführung der Bank, deren größter Aktionär der Staat Griechenland ist, nichts davon mitbekommen haben, dass die eigene Regierung intern bereits Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds über ein Hilfsprogramm aufgenommen hat? Die erst im Sommer 2009 von der Bank angekauften CDS-Papiere wurden bereits im Dezember 2009 weiterverkauft. Im Nachhinein gesehen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.

Kurz nach dem Verkauf wurden auch in der breiten Öffentlichkeit Details zur wahren Finanzlage Griechenlands bekannt. Inzwischen hat sich die Lage so weit zugespitzt, dass sogar ein Staatsbankrott nicht ausgeschlossen scheint. Die Bonität Griechenlands wird aktuell so schlecht eingeschätzt, dass zur Absicherung griechischer Anleihen im Wert von zehn Millionen Euro Versicherungsprämien in Höhe von 1,38 Millionen Euro fällig werden. Die CDS-Papiere, die von der Hellenic Postbank im Dezember 2009 für 1,3 Milliarden Euro an eine in Genf ansässige Firma verkauft wurden, haben inzwischen einen Marktwert von 23 Milliarden Euro. Im Falle eines tatsächlichen Staatsbankrotts würde sich der Marktwert sogar auf 60 Milliarden Euro erhöhen.

Dass bei dem Geschäft nur eine völlige Fehleinschätzung der finanziellen Situation Griechenlands durch die Hellenic Postbank vorlag, wird inzwischen von Vertretern der Opposition angezweifelt. Panos Kammenos, Abgeordneter der Nea Dimokratia, hat in der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit dem Geschäft schwere Vorwürfe erhoben. Im griechischen Fernsehen verlangte er von Ministerpräsident Papandreou Aufklärung über die damaligen Vorgänge: „Klären sie uns auf, wieso hat die Hellenic Postbank die CDS an eine private Firma verkauft,  just zu dem Zeitpunkt, als die geheimen Gespräche von Papandreou mit Strauss-Kahn stattfanden und die CDS anschließend in den folgenden Monaten explodiert sind?“ Kammenos gilt innerhalb der griechischen Politik keineswegs als „Hinterbänkler“ – in der Vergangenheit hat er sich einen guten Ruf in zahlreichen Untersuchungsausschüssen bei der Aufklärung von Korruptionsfällen erarbeitet.

In der Tat sind die Umstände des Geschäfts merkwürdig. Dass Papandreou die Öffentlichkeit mit der Aussage „Es ist genug Geld da“ belogen hat, während er hinter den Kulissen bereits mit dem Internationalen Wahrungsfonds Verhandlungen aufgenommen hatte, ist in Griechenland inzwischen weithin bekannt.

Sollte von dem Täuschungsmanöver aber auch die staatlich kontrollierte Postbank betroffen gewesen sein? Zweifel sind angebracht, zumal bei der Postbank selbst genug Einblick in die finanzielle Lage des Landes vorhanden gewesen sein dürfte. Noch fragwürdiger wird die Transaktion allerdings, wenn man einen Blick auf die Käufer der CDS-Papiere wirft, die bei dem Geschäft eine besonders „glückliche Hand“ bewiesen haben. Gesellschafter des Unternehmens sind bekannte griechische Persönlichkeiten, unter anderem Miranda Xafa, ehemalige Ökonomin beim Internationalen Währungsfonds, sowie Theodore Margellos, der bereits in der Vergangenheit wegen umstrittener Exportgeschäfte im Blick der Öffentlichkeit stand.

Es ist aber vor allem ein Name, der in der griechischen Öffentlichkeit Argwohn erregt: Jose-Maria Figueres. Dieser gilt als Bekannter von Andreas Papandreou Jr., dem Bruder des Ministerpräsidenten. Beide sitzen gemeinsam im Vorstand einer anderen Gesellschaft. Den Nachweis, dass sich die Familie Papandreou persönlich bereichert hat, konnte Panos Kammenos noch nicht erbringen. Bisher haftet dem Geschäft nur der starke Verdacht einer Begünstigung Dritter an. Solange die Vorwürfe durch einen Untersuchungsausschuss des Parlaments nicht geklärt sind, muss sich zumindest die Hellenic Postbank den Vorwurf völliger Inkompetenz gefallen lassen. Der Gewinn für die Bank durch den Verkauf soll sich auf 35 Millionen Dollar belaufen, während die Investorengruppe ihren Einsatz von 1,3 Milliarden Euro vervielfacht hat.

Hätte die Hellenic Postbank die  Kreditausfallversicherungen erst jetzt veräußert, könnte Griechenland den Gerüchten über eine drohende Zahlungsunfähigkeit etwas gelassener entgegen sehen. Die Staatskasse würde 23 Milliarden Euro mehr vorweisen.            Norman Hanert


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren