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11.06.11 / Festung wird Museum / Königsberg hat mit dem restaurierten Friedrichsburger Tor eine neue Sehenswürdigkeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-11 vom 11. Juni 2011

Festung wird Museum
Königsberg hat mit dem restaurierten Friedrichsburger Tor eine neue Sehenswürdigkeit

Viele Jahre lang war die Festung Friedrichsburger Tor halb zerstört und diente als Lager. Ende Mai wurde sie vollständig wieder aufgebaut der Öffentlichkeit übergeben. Königsberg hat somit eine weitere Sehenswürdigkeit.

Nach langer Bau- und Restaurierungsphase zeigte das Fried­richsburger Tor sich am 27. Mai wieder in seiner vollen Pracht. Viele Menschen waren zur feierlichen Eröffnungszeremonie gekommen. Unter ihnen Vertreter der Gebietsregierung und der Stadtverwaltung sowie Künstler, Journalisten und Diplomaten. Aus dem Portal vor der eigentlichen Befestigungsanlage erklang klassische Musik. Einige Mitglieder des Klubs für historische Rekonstruktionen trugen Kriegsuniformen aus der napoleonischen Zeit und demonstrierten den Versammelten ihre „Kriegskünste“. Die Besucher konnten sich mit damaligen Artilleriewaffen vertraut machen.

Die Geschichte der Festung Friedrichsburg begann im Jahr 1657, als auf Befehl des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm das Tor gebaut wurde. Die Festung wurde nach Berechnungen des höfischen Mathematikers Christian Otter errichtet. 1697 besuchte der russische Zar Peter I. während seiner Reise mit der großen Gesandtschaft die Festung. Er studierte hier das Artilleriewesen. Nach seiner Rückkehr nach Russland ließ er sogar einige Festungen nach dem Vorbild des Fried­richsburger Tors bauen.

Das Portal der Festung ist das einzige erhaltengebliebene Element des ursprünglichen Gebäudes. Es wurde 1852 nach Plänen Friedrich Stülers im neogotischen Stil errichtet. Das Eingangstor besteht aus einem zentralen Eingangsportal in Bogenform, von dem aus in symmetrischer Anordnung zu beiden Seiten die Kasematten für die Garnison angeordnet sind, an den vier Ecken stehen runde Türme.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galten die Verteidigungsanlagen des zweiten Wallrings als veraltet. Ab 1910 wurde das Fried­richsburger Tor nicht mehr militärisch genutzt und bald darauf abgerissen. Auf dem Gelände wurden Eisenbahnschienen verlegt, nur das Eingangs­portal blieb erhalten. 1960 erhielt es den Status eines Architektur- und Städtebaudenkmals. Dennoch blieb das Tor herrenlos und seinem weiteren Verfall überlassen. Erst im Jahr 2002 erhielt das Friedrichsburger Tor den Status eines schützenswerten Denkmals mit föderaler Bedeutung.

Die Wiederherstellungsarbeiten haben etwas über drei Jahre gedauert, nachdem das Tor eine Filiale des Ozeanmuseums geworden war. Die Restaurierungsarbeiten gingen nur schleppend voran. Das lag daran, dass das bewilligte Geld nur etappenweise ausgezahlt wurde, weil die vom russischen Kulturministerium ausgewählten und beauftragten Unternehmen ständig wechselten.

Weil sich Zar Peter I. im Fried­richsburger Tor Kenntnisse in Militärtechnik angeeignet hatte und hier den Grundstein zum russischen Schiffsbau legte, wird die künftige Ausstellung den Namen „Auferstehung des Schiffbaus“ tragen. Es wurden bereits Exponate aus allen Teilen Russlands zusammengetragen. Ein Teil von ihnen wird auf dem Gelände der Festung ausgestellt. Das erste Exponat, ein Lodka-Kischanka (ein für den Norden typisches kleines Ruderboot mit Segeln) aus Petrosawodsk wurde bereits im Hof der Festung aufgebaut.

In zwei Sälen der Ausstellung „Auferstehung des Schiffsbaus“ wird die Geschichte des Aufbaus der russischen Flotte erzählt. Hier werden neben Modellen der ers­ten Schiffe Peters des Großen Andreasorden, Flaggen und andere Gegenstände ausgestellt. Später soll ein „Hafen“ im Hof entstehen, in dem echte Boote der Völker Russlands ausgestellt werden.

Die Eröffnungsfeier endete mit einem farbenprächtigen Feuerwerk, und die Mitglieder des Klubs für historische Rekonstruktionen feuerten einige Salven aus Gewehren und Kanonen, die aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Diese schöne und effektvolle Inszenierung versetzte das Publikum in Begeisterung.  Jurij Tschernyschew


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