18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
18.06.11 / „Zwei Bier, bitte!“ – „Sorry?“ / In Berliner Szenelokalen wird kein Deutsch mehr akzeptiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-11 vom 18. Juni 2011

„Zwei Bier, bitte!“ – „Sorry?“
In Berliner Szenelokalen wird kein Deutsch mehr akzeptiert

Was haben Berliner Innenstadtkneipen wie das „Soho House“, „The Bird“, das „Hüftengold“ oder „Madame Claude“ gemeinsam? Dort wird gepanscht – nicht das Bier, sondern die deutsche Sprache. Nicht nur, dass die Namen auf englische Bezeichnungen lauten. Wer in den genannten Szenelokalen von Prenzlauer Berg oder Kreuzberg Speisen und Getränke in der Landessprache bestellen will, muss sich ein irritiertes „Sorry?“ – wie bitte? – anhören. Die Gaststätten zählen zu den Einkehrmöglichkeiten in der Hauptstadt, wo die Bedienung die Gäste auf Englisch anspricht oder vielfach nicht willens oder in der Lage ist, Bestellungen auf Deutsch entgegenzunehmen.

„Denglisch“, schlechtes Deutsch mit englischen Vokabeln durchsetzt, breitet sich im öffentlichen Raum offenbar immer weiter aus. Der Fahrkartenschalter bei der Bahn ist zum „Counter“ verhunzt, das englischsprachige „Sale“, das für Ausverkauf oder Sonderangebot steht und vom Verein Deutsche Sprache zum „nervigsten und überflüssigsten Wort des Jahres 2009“ gewählt wurde, ist an die Stelle des Sommer- und Winterschlussverkaufs getreten. Im Döner-Kebap-Imbiss wird man von Deutsch radebrechenden Türken nach „Salat alles?“ gefragt.

Die Prenzlauer-Berg-Kneipe „White Trash Fast Food“ setzt noch einen drauf: Dort ist Deutsch von der Speisekarte verschwunden. Im Angebot sind „home made Veggie“-Burger, „bad-ass-big“-Burritos sowie „Fish’n’Chips London Style“. Das Personal aus Spanien, Skandinavien und Australien der von einem Amerikaner betriebenen Wirtschaft spricht mit den Gästen ausschließlich Englisch. Und in Boutiquen rund um den Hackeschen Markt gilt Englisch als erste Wahl.

Es gibt keine Statistik über die Zahl der Orte, an denen Kellner, Verkäufer und Boutiqueangestellte ganz selbstverständlich Englisch mit den Kunden sprechen. Auch bei der Marketinggesellschaft „Visit Berlin“ nicht. Dennoch freut sich Pressesprecherin Natascha Kompatzki über die Entwicklung, die vor allem die Innenstadtbezirke beträfe und der Hauptstadt gut zu Gesicht stünde. Vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sei das Bewusstsein dafür geschärft worden, dass Berlin „internationaler auftreten“ müsse:  „Die ganze Welt ist bei uns zu Gast und die Weltsprache ist eben Englisch.“ Die alternative Schickeria am Ort findet das „weltoffen“.           Christian Rudolf


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren