18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
18.06.11 / Weltweiter Kernkraftboom / 120 neue Meiler geplant oder im Bau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-11 vom 18. Juni 2011

Weltweiter Kernkraftboom
120 neue Meiler geplant oder im Bau

Trotz der Atomkatastrophe von Fukushima winken den Herstellern atomarer Kraftwerke weiterhin rosige Geschäftsaussichten. Für etwa 30 Staaten ist alternative Energie noch keine Alternative. Sie setzen unverdrossen auf den Bau neuer Atommeiler. Denn nach Berechnungen der Energieexperten wird sich der weltweite Bedarf an Strom bis 2030 verdoppeln. Beispielsweise will die Regierung des sonnigen Wüstenstaates Saudi-Arabien, so Abdul Ghani Maliban, Chef der saudischen Nuklearagentur, für rund 60 Milliarden Euro in den kommenden zwanzig Jahren 16 Kernkraftwerke installieren. Ihre Aufgabe ist es, neben der Erzeugung von Energie die Entsalzung von Meerwasser voranzutreiben. Nach den Worten Malibans werde man auch den Ausbau alternativer Energiequellen im Auge behalten.

Spitzenreiter der atomaren Zukunftspläne aber bleiben China und Indien. Zu den bisher 13 in der Volksrepublik in Betrieb befindlichen Anlagen sollen 34 weitere kommen, von denen bereits 25 im Bau sind. Einige von ihnen werden, wie in Japan, auf durch Erdbeben gefährdeten Gebieten entstehen. Indiens Premier Manmohan Singh kündigte bis 2020 den Ausbau der nuklearen Kapazität von derzeit 5000 Megawatt auf mindestens 20000 Megawatt an. Ihm schwebt eine Kombination mit erneuerbaren Energien vor, um den Strombedarf der expandierenden Volkswirtschaft zu decken. Die USA, wo allein 104 der weltweit operierenden 443 Atommeiler stehen, planen 20 neue Einheiten in den kommenden 20 Jahren, Kanada baut mit französischer Hilfe einen neuen Reaktor.

Der Leiter von Russlands staatlicher Atomagentur Rosatom, Sergei Kiriyenko, betonte am 6. Juni bei einer internationalen Atomkonferenz in Moskau, dass die Nutzung der Kernenergie ein vitales Interesse für das wirtschaftliche Wachstum der ganzen Welt darstelle. Russland bleibt deshalb seiner Atompolitik treu, wonach der Anteil des in Reaktoren erzeugten Stroms von derzeit 16 auf 33 Prozent bis 2030 wachsen soll.

Auch in Europa bleibt Atomstrom weiterhin auf der Agenda. Großbritannien verfügt über 19 Kernkraftwerke, 26 wurden bereits abgeschaltet, Frankreich will den bislang operierenden 58 weitere zwölf hinzufügen, ein zusätzliches ist bereits im Bau. Spanien plant zu den existierenden acht weitere zwei. Belgien will den bereits sieben Reaktoren einen weiteren hinzufügen, Schweden zu zehn Meilern drei neue Projekte, Finnland zu vier Werken ein weiteres, Weißrussland und Ungarn haben zwei im Bau, die Ukraine will ebenfalls zwei neue errichten.

Rumänien fügt seinen zwei Anlagen weitere zwei hinzu. Polen plant ein erstes Kernkraftwerk und die Türkei will sich mit zwei, ausgerechnet in Erdbebengebieten geplanten, Meilern in den Kreis der Atomstromproduzenten einreihen. Slowenien und die Slowakei halten an ihren Meilern fest, die bereits 50 Prozent des Energieverbrauchs speisen. Pakistan, der Iran, Südafrika, Brasilien, Chile, Argentinien, Mexiko, Südkorea, Nordkorea und Taiwan setzen ebenfalls weiter auf den Ausbau der Kernkraft. Joachim Feyerabend


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren