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18.06.11 / Sinnbild für Kraft und Stärke / Eine Ausstellung in Nürnberg widmet sich der »Frucht der Verheißung – Zitrusfrüchte in Kunst und Kultur«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-11 vom 18. Juni 2011

Sinnbild für Kraft und Stärke
Eine Ausstellung in Nürnberg widmet sich der »Frucht der Verheißung – Zitrusfrüchte in Kunst und Kultur«

Man schätzt sie besonders in der kalten Jahreszeit als Vitamingeber. Doch auch im Hochsommer werden sie als erfrischende Beigabe zu Desserts und Getränken gern verwendet. Zitrusfrüchte gehören heute zur alltäglichen Küche. Eine Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zeigt derzeit eine große Sonderausstellung über die „Frucht der Verheißung“.

Zitronen, Pomeranzen und Orangen – die sagenumwobenen, goldenen Äpfel sind längst Teil des modernen Alltags. Um sie ranken sich seit der Antike etliche Verheißungen, Mythen und Sehnsüchte. Sie gelten als Symbol für ewiges Leben, für Reinheit, für Fruchtbarkeit, für Tugend und für den Duft der weiten Welt. In Nürnberg hat man Meisterwerke aus bedeutenden europäischen Sammlungen zusammengetragen, sie geben einen einzigartigen Einblick in die Bedeutung dieser Früchte in Mythos, Religion, Brauchtum, Medizin und Wissenschaft. Zum ersten Mal wird auf diese Weise die Wirkung der Zitrusfrüchte in Kunst und Kultur gewürdigt. Mit über 200 Objekten wird dem Besucher ein überwältigendes kulturgeschichtliches Panorama vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart geboten.

„Prachtvolle Fayencen und Porzellane, kostbare Tafelaufsätze, der nach aufwändiger Restaurierung erstmals gezeigte ,Meerwunder-Teppich‘ von 1515 und zahlreiche seltene Bücher, Grafiken und Mappenwerke machen die Ausstellung zu einem kulturgeschichtlichen Kosmos, der den Besuchern viele ungewöhnliche Entdeckungen ermöglicht“, betonen die Veranstalter.

Die Ausstellung gliedert sich in neun Abteilungen: Hesperidenmythen, Religion, Bräuche, Krankheit und Tod, Porträts, Stillleben, Botanik, Orangerien, Zitrushandel und Tischkultur. „Ausgangspunkt sind die ,Nürnbergischen Hesperides‘ von  Johann Christoph Volkamer (1644–1720), ein mehrbändiges Werk über Zitrusfrüchte und eines der prachtvollsten barocken Pflanzenbücher“, erläutern die Ausstellungsmacher. „Die Publikation legte erstmals ein umfangreiches Zeugnis von der reichen Nürnberger Gartenkultur ab. Die Vorzeichnungen zu diesem Buch befinden sich im Germanischen Nationalmuseum und wurden nie zuvor ausgestellt.“ Aufgrund der Fülle der Exponate fällt es schwer, eine Auswahl zu treffen. Dennoch seien wenige Höhepunkte genannt. Das großformatige Gemälde, das Bartolomeo Bimbi 1715 für Cosimo III. de Medici als ein Element einer vierteiligen Serie schuf, besticht durch die große Zahl der Zitrusfrüchte, die in Originalgröße wiedergegeben wurden und ein beeindruckendes Bild von der Vielfalt der in der Toskana angebauten Sorten zeichnen. Typisch für Maria Sibylla Merian ist ihre Darstellung von Insekten auf ihren Futterpflanzen. Der Stich „Zitronatzitrone und Bockkäfer“ wirkt alles andere als romantisch. Ganz anders das „Stillleben mit Goldfischglas“, das Paula Modersohn-Becker schuf. Es zeigt mit seinen kräftigen Farben den Einfluss der französischen Avantgarde. Neben einem Goldfischglas und einem Tonkrug ist eine Schale mit Orangen zu sehen. Einige Schalen liegen auf dem Tischtuch. Wie ein roter Faden zieht sich die Darstellung von Orangen und Zitronen durch das Werk der Künstlerin, die leuchtende Rot- und Gelbtöne besonders schätzte.

Die Ausstellung setzt nicht zuletzt auch besondere Ak­zente in der Darstellung der Rolle der Zitrusfrüchte in der Medizin und im Begräbnisbrauch. Die Zitrone wurde glei­chermaßen als Sinnbild für Stärke, aber auch als Zeichen für die Bitternis des Todes gesehen.          SiS

Die Ausstellung „Die Frucht der Verheißung – Zitrusfrüchte in Kunst und Kultur“ ist bis zum 11. September im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg, Kartäusergasse 1, dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr geöffnet, Eintritt 6 / 4 Euro. Katalog im Museum 33,80 Euro.


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