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18.06.11 / Ende eines Schutzabkommens / Vor 50 Jahren erlangte Kuwait mit einem Notenwechsel die Unabhängigkeit von Großbritannien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-11 vom 18. Juni 2011

Ende eines Schutzabkommens
Vor 50 Jahren erlangte Kuwait mit einem Notenwechsel die Unabhängigkeit von Großbritannien

Mubarak war von seinem Bruder, dem kuwaitischen Scheich Mohammed, als „Emir der Beduinen“ vor die Tore der Stadt verbannt worden – und beide wussten warum. Mubarak war ein scharfer Kritiker von Mohammeds Anlehnung an den großen osmanischen Nachbarn und stürzte ihn deshalb schließlich auch. In einer Nacht des Jahres 1896 ritt Mubarak mit einer kleinen Schar von Getreuen vor die Tore der Stadt, ließ absitzen, schlich sich durch das Stadttor zu seinem Vaterhaus und erschoss seinen Bruder. Anstandshalber weckte er vorher den Scheich, damit dieser noch mitbekam, wer ihn mit einem gezielten Schuss ins Jenseits beförderte. Das ist nun mal so Sitte.

Von Ho Tschi Minh stammt das Wort, dass er lieber die nächsten fünf Jahre französische Scheiße riechen als sein Leben lang chinesische essen wolle. Der vietnamesische Revolutions- und Staatsführer wollte damit sagen, dass er eine ferne Kolonialmacht für ein geringeres Übel hielt als einen übermächtigen Nachbarn. Mubarak scheint ähnlich getickt zu haben. Er zog die Exkremente der Briten denen der Osmanen vor.

Kaum dass er die Nachfolge seines Bruders angetreten hatte, suchte Scheich Mubarak nämlich den Schutz der Briten vor der Umarmung durch das osmanische Reich. London zeigte sich jedoch anfänglich uninteressiert an dem Raum, wie die anderen europäischen Großmächte auch. Das änderte sich erst im Zuge der Entwicklung des Imperialismus. In Großbritannien setzte sich schließlich die Meinung durch, auch in dieser unwirtlichen Gegend der Welt den anderen Großmächten zuvorkommen zu müssen. Maßgebend war hier Lord George N. Curzon, der die arabische Halbinsel zum Vorfeld, zum „Glacis“ Indiens, dem „Juwel in der Krone des Empire“, erklärte. Ende 1898 stieg der Lord zum Vizekönig von Indien auf und im darauffolgenden Jahr bekam Kuwaits Scheich sein Schutzabkommen.

Am 23. Januar 1899 unterzeichneten der Scheich für Kuwait und dessen „Political Resident“ in Bu­schehr für Großbritannien ein Geheimabkommen. In ihm ging der Kuwaiti als Gegenleistung für britische Unterstützung für ihn und seine Nachfolger für sich und seine Nachkommen die Verpflichtung ein, kein kuwaitisches Gebiet an eine fremde Macht oder deren Untertanen abzutreten und keinen Vertreter einer fremden Regierung in Kuwait zu empfangen.

Weitere Verpflichtungen des Scheichs gegenüber der britischen Schutzmacht folgten. 1899 sagte Mubarak den Briten in einem Abkommen zu, den Waffenhandel über sein Scheichtum zu unterbinden. 1904 erhielt die britische Regierung das Postmonopol für Kuwait. 1907 bekamen die Engländer vom Scheich das Recht, auf dessen Territorium Leuchttürme zu bauen und Bojen zu verlegen. 1911 verpflichtete sich Mubarak, die Erteilung von Perlenfischereikonzessionen von der englischen Zustimmung abhängig zu machen. 1913 schließlich ging der Scheich eine analoge Bindung für Ölkonzessionen ein. 1934 vergab Mubaraks Nachfolger Ahmad die erste Ölkonzession an ein anglo-amerikanisches Konsortium.

Erst im Zuge der allgemeinen Dekolonisation nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Abhängigkeit Kuwaits von Großbritannien ein Ende. In einem britisch-kuwaitischen Notenwechsel mit Datum vom 19. Juni 1961 einigten sich beide Seiten auf die Kündigung des Abkommens vom 23. Januar 1899, da dieses mit der Souveränität und Unabhängigkeit Kuwaits unvereinbar sei.  Manuel Ruoff


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