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18.06.11 / Christliche Werte / Vehemente Kampfansage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-11 vom 18. Juni 2011

Christliche Werte
Vehemente Kampfansage

Das „katholische Abenteuer“ Matusseks hat das Potenzial zu einem Bestseller der besonderen und unerwarteten Art. Nach Vorabdrucken in „Bild“, „Focus“ und anderen Zeitungen wissen inzwischen Millionen, wieviel Provokation der ehemalige Kulturchef des „Spiegel“ zwischen die beiden Buchdeckel gepackt hat. Und es sind keine Kampfansagen, die aus Kirchenhass und Atheismus geboren sind, wie sie einst Spiegel-Gründer Rudolf Augstein zu streuen pflegte.

Matussek verteidigt mit Vehemenz und Brillanz den katholischen Glauben und die Kirche. Er macht das nicht plump oder wie ein Theologe, sondern mit dem Herzblut eines Bekehrten. Denn der Journalist war in den 70er- und 80er-Jahren ein bekennender Kommunist – und fand durch Papst Johannes Paul II. zurück zum Glauben. Er weiß daher die Schätze zu würdigen, die er in seiner strengen katholischen Kindheit erlebt hat und schreibt darüber. Matussek ist weit in der Welt herumgekommen und kennt etwa die Christenheit in Südamerika, wo Priester gegen Armut und Korruption kämpfen. Er bewundert deren Einsatz.

Wie kaum jemand anders ist Matussek in der Lage, die Verirrungen des Zeitgeistes gleichsam aufzuspießen. Hier ist er unerbittlich, scharfzüngig, provokativ. Die sonst kritisierte kirchliche Tradition findet er positiv „subversiv“; die ewigen Kirchenkritiker Hans Küng und Heiner Geißler nennt er „zwei alte, narzisstisch gekränkte Männer, die sich jeweils für den besseren Papst halten“.

Oder die Kirchensteuer: Er fordert die Abschaffung dieser „Zwangsabgabe“ und bezeichnet sie als eine „moderne Form des Ablasshandels“. Da erbleichen evangelische und katholische Kirchenobere gleichermaßen.

Aber Matussek kann sich hier auf Papst Benedikt berufen, der vor einigen Jahren durchblicken ließ, dass man Kirchenzugehörigkeit nicht mit der Kirchensteuer und dem Empfang von Sakramenten verknüpfen dürfe. Diese Frage wird derzeit gerade höchstrichterlich geklärt.

Von solch einer Kritik müssen sich auch die „lautstarken Reformkatholiken“ des katholischen Zentralkomitees, diese „Anti-Römer“, provoziert fühlen, die kirchensteuerfinanziert gegen den Priester-Zölibat, für die Frauen-Weihe und demokratischere Strukturen kämpfen. Matussek wirft ihnen vor, fromme Jünger des Zeitgeistes, verkappte Protestanten zu sein und damit der Kirche zu schaden. Diese Gremienkatholiken würden sich in Staatsnähe bequem einrichten und Steuern dafür verwenden, „Glaubensbastionen und Traditionen einzureißen“.

Das Lebenszeugnis eheloser Priester, ihren Verzicht auf Sexualität, hält der Autor für das heute stärkste Zeichen in einer „antibürgerlichen Gegenwelt“. Die Verweigerung des Koitus sei heute die „letzte Todsünde in unserer übersexualisierten Gesellschaft“. Gegenüber den „Gremiensoldaten, die Reformpapiere durch Kirchenräume tragen“, lobt Matussek Papst Benedikt, der den „schwersten Job“ der Erde habe.

Das „katholische Abenteuer“ hat das Zeug zu einem zweiten „Sarrazin“ – nur auf einem anderen Gebiet. Matussek hat nicht nur die Gabe brillant zu schreiben; er verknüpft seine große Sachkenntnis in christlichen Dingen mit vielen persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen aus einem langen Journalistenleben. Gut zu lesen für alle, die Freude an Provokationen, Abenteuern und christlichen Werten haben oder sich über den Zeitgeist ärgern.  Hinrich E. Bues

Matthias Matussek: „Das katholische Abenteuer – Eine Provokation“, DVA, München 2011, gebunden, zahlreiche Abbildungen. 368 Seiten, 20,50 Euro


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