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25.06.11 / Wer gehört wem? / Streitgespräch um Copernicus und Chopin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-11 vom 25. Juni 2011

Wer gehört wem?
Streitgespräch um Copernicus und Chopin

Wie wir Deutschen zum Beispiel auf Johannes Kepler und Immanuel Kant und Wolfgang Amadeus Mozart stolz sind, so suchen auch Polen, sich mit großen Persönlichkeiten zu schmücken. Im Anschluss an eine gemeinsam gehörte Rede unter anderem dieses Inhalts ergab sich zwischen dem Juristen Menno Aden und einer polnischen Studentin folgendes Gespräch:

Aden: Es ist wohl ein Problem Polens, zu wenige im europäischen Maßstabe große Polen vorweisen zu können. Daher immer wieder der Griff auf unseren Copernicus und Chopin, der mit einer polnischen Mutter und einem aus Westeuropa stammenden Vater doch nur halber Pole war.

Studentin: Nix da. Beide waren Polen. Chopins Musik ist doch völlig polnisch.

Aden: Wir haben eben beim Festakt einen der ungarischen Tänze von Johannes Brahms gehört. Diese klingen doch ziemlich echt nach Ungarn. Brahms stammt aber aus Hamburg. Der Klang seiner Musik macht einen Deutschen nicht zum Ungarn und einen Halbfranzosen nicht zum Vollpolen.

Studentin (unwirsch): Chopin war polnisch – durch und durch. Copernicus auch!

Aden: Ethnisch war Copernicus aber wohl Deutscher. Er wurde allerdings als Untertan des polnischen Königs in der kurz zuvor an Polen gekommenen Stadt Thorn geboren.

Studentin: Eben! Darauf kommt es an, auch wenn er Deutsch sprach.

Aden: Aber was ist dann mit ihrem Nationaldichter Adam Mickiewizc? Dieser sprach zwar Polnisch, aber er selbst und seine Vorfahren wurden außerhalb des heutigen Polen als russische Untertanen geboren. Seine Mutter, jüdischer Herkunft, hatte sogar prominente Juden als Vorfahren. Der polnische Nationaldichter also ein russischer Jude?

Studentin (verunsichert): Aber wenn wir Copernicus weggeben – dann haben wir doch niemanden mehr!

Aden: Das sehe ich ein. Aber Copernicus gehört nun einmal uns. Wenn Polen und Deutsche aber lernen, über alles, was zwischen uns geschehen ist, wahrhaftig und ohne Beschönigung zu reden, dann können wir meinetwegen auch über Copernicus reden. Dann kommt es eigentlich auch nicht mehr darauf an, wem er gehört. Schließlich ist er eine europäische Größe. Aber bis dahin bleibt Copernicus bei uns.

Aden (um die ganz geknickte Studentin aufzurichten): Chopin ist euer! Aber Copernicus bleibt bis zu dem genannten Zeitpunkt Deutscher.

Studentin (Adens Hand einschlagend, aber zögernd): Ja.


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