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25.06.11 / Wer soll das bezahlen? / »Kämpfende Wisente« beschädigt – Keiner fühlt sich zuständig wegen ungeklärter Besitzverhältnisse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-11 vom 25. Juni 2011

Wer soll das bezahlen?
»Kämpfende Wisente« beschädigt – Keiner fühlt sich zuständig wegen ungeklärter Besitzverhältnisse

Eine der bekanntesten Skulpturen in Königsberg, die „Kämpfenden Wisente“ des deutschen Bildhauers August Gaul, wurden beschädigt. Dass das Kunstwerk repariert werden soll, steht außer Frage, ungeklärt ist jedoch, wer die Kosten tragen soll.

August Gauls berühmte Skulptur vor dem ehemaligen Gebäude des Land- und Amtsgerichts in der Hufenallee am Steindammer Tor, die der Künstler selber „Kämpfende Auerochsen“ nannte, ist seit Kurzem beschädigt. Am Rumpf eines der Tiere klafft ein Loch, in das mindestens zwei, wenn nicht gar drei Finger hineinpassen.

Es ist schwer zu sagen, wann das Loch entstanden ist. Möglicherweise handelt es sich noch um einen schlecht reparierten Kriegsschaden, der nun wieder zum Vorschein gekommen ist. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Vandalen am Werk waren, wie unlängst in Tilsit, wo eines der Symbole der Stadt willkürlich beschädigt wurde. Dort hatte man dem Elch eine Schaufel abgebrochen.

Um die Skulptur zu reparieren, ist es nach Ansicht eines Spezialisten vonnöten, zunächst das verbogene Grundgerüst der Skulptur wieder zu richten. Dann erst könnte man ein Stück Bronze auf die Öffnung aufgießen, das anschließend geschliffen und im Farbton der restlichen Skulptur angepasst werden müsste.

Bleibt die Skulptur unrepariert, könnte sie insgesamt Schaden nehmen durch eindringende Feuchtigkeit. Mit der Zeit würden die Temperaturunterschiede zwischen dem Inneren der Skulptur und der Außenfläche zu weiteren Schäden führen. Und das würde sich insgesamt auf das Aussehen der Wisente negativ auswirken.

Bei der geplanten Reparatur sollen auch die ungewollten Spuren vorheriger „Restaurierungen“ beseitigt werden, doch bis die Arbeiten ausgeführt werden, könnten noch zwei bis drei Monate ins Land ziehen. So lange wird es allein schon dauern, bis alle Formalitäten erledigt sind. Denn ein solches Projekt muss zunächst öffentlich ausgeschrieben und die zwangsläufig damit verbundenen bürokratischen Hürden überwunden werden. Die Kosten für die Reparatur werden auf umgerechnet um die 2000 Euro geschätzt. Die Krux besteht darin, dass die Skulptur juristisch gesehen niemandem gehört, also weder der Stadt noch einer Privatperson. Infolgedessen fühlt sich auch niemand für den Erhalt verantwortlich. Zwar steht das auf der staatlichen Liste des denkmalgeschützten Kulturerbes regionaler Bedeutung aufgeführte Kunstwerk auf städtischem Boden, taucht aber in der Bilanz der Stadt nirgends auf. Ein Widerspruch in sich!

Dabei hat die Skulptur in diesem und im nächsten Jahr ein rundes Jubiläum: August Gaul hat sie 1911 erschaffen und die Enthüllung erfolgte am 12. November 1912. Zwei Jahre später, im Jahr 1914, wurde das Verwaltungsgerichtsgebäude vollendet, vor dem die Skulptur steht. Die Bronzeskulptur versinnbildlicht mit ihren kräftemessenden Wildrindern den Kampf zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Jurij Tschernyschew


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