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25.06.11 / Schlüsseljahr 1941 / Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus thematisiert Deportation

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-11 vom 25. Juni 2011

Schlüsseljahr 1941
Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus thematisiert Deportation von Russlanddeutschen

Das Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus würdigt ein historisches Ereignis anhand einer Veranstaltungsreihe. Die Düsseldorfer Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus – Deutsch-osteuropäisches Forum hat das Jahresthema „1941 und die damit verbundenen Folgen“ aufgegriffen. Der bevorstehende 70. Jahrestag des Angriffs der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion und die Deportation der Russlanddeutschen stehen im Fokus verschiedener Veranstaltungen. Ein Stichtag, der das Leben und Schicksal vieler Russlanddeutscher weitgehend geprägt hat, ist der 23. August 1941, als die Deportation der Deutschen in der Sowjetunion begann.

Die Veranstaltungen werden größtenteils in Kooperation mit der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und mit der Vereinigung zur Integration der russlanddeutschen Aussiedler e. V. (VIRA e. V.) angeboten.

Der Vortrag „Von Katharina der Großen bis zum Ersten Weltkrieg (1763–1914)“ von Prof. Dr. Hans Hecker, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, veranschaulichte ebenso das Jahresthema wie auch der Beitrag von Prof. Dr. Jürgen Förster, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Mit dem Titel „Vernichtungskrieg ist nicht gleich Vernichtungskrieg: Die deutsche Kriegführung gegen Polen und gegen die Sowjetunion 1939/1941“ wurde hier sowohl auf Gemeinsamkeiten als auch auf Unterschiede beim Vorgehen deutscher Kräfte zunächst in Polen seit dem September 1939 und dann in der Sowjetunion seit dem Juni 1941 eingegangen.

Dr. Winfrid Halder, Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses, erläuterte: „Die Form, in der vor allem die damaligen deutschen Ostprovinzen von den sowjetischen Streitkräften erobert und besetzt wurden, und ferner der Umgang mit den Deutschen, die in den 1945 zum neu umschriebenen polnischen Staat geschlagenen Gebieten lebten, ist also nicht zu trennen vom Verhalten wenigstens von Teilen der deutschen Besatzungskräfte zuvor auf polnischem und sowjetischem Territorium. Daher ist es wichtig, auch dies in die Erinnerung an das Schlüsseljahr 1941 einzubeziehen.“

Professor Förster gilt als einer der führenden deutschen Militärhistoriker. Er hat einen wesentlichen Anteil an dem Großprojekt „Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg“, das seit 2008 in zehn umfangreichen Bänden abgeschlossen vorliegt und als das wissenschaftliche Standardwerk von deutscher Seite gilt.

In Erinnerung an die kollektive Katastrophe der erzwungenen Ansiedlung in eine bis dahin völlig fremde Umgebung, die lang andauernden Diskriminierungen in der Sowjetunion und die vielfältigen Benachteiligungen der Russlanddeutschen, hat das Gerhart-Hauptmann-Haus weitere Veranstaltungen geplant. Zu den Höhepunkten zählte auch der zweite historisch wertvolle Beitrag von Prof. Dr. Hans Hecker „Von Nikolaus II. zu Stalin – Die Russlanddeutschen zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg 1914–1941“. Ende Mai bot Dr. Alfred Eisfeld, Nord-Ost-Institut an der Universität Hamburg, das Referat „Die Deutschen in der Sowjetunion zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der Stalin-Ära 1941–1956“. Dieser Vortrag hatte die mit dem deutschen Angriff vom 22. Juni 1941 beginnende, grauenvollste Phase der Geschichte der Deutschen in der Sowjetunion zum Gegenstand. Er spannte den Bogen bis zum Ende der Stalin-Ära, denn die Deutschen in der Sowjetunion blieben auch nach dem für die UdSSR siegreichen Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 eine diskriminierte Bevölkerungsgruppe.

In Anlehnung an die geschichtlichen Vortragsveranstaltungen hat das Gerhart-Hauptmann-Haus auch das Kinemathek-Programm angepasst. So beleuchten die Dokumentarfilme „Majestät brauchen Sonne“ und „Stalin“ zwei prägende historische Persönlichkeiten.

Da die Integration von Spätaussiedlern im kulturellen Bereich seit mehr als zwei Jahrzehnten erklärtes Ziel der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus ist, steht auch die Förderung von jungen Russlanddeutschen im Mittelpunkt der Aktionen. Dieser Zielgruppe bietet das Haus verstärkt Raum für die kreative Entfaltung im kulturellen Sektor. Jüngst gab es anlässlich der „Nacht der Museen“ im Eichendorff-Saal ein abwechslungsreiches Musikprogramm mit dem Titel „east meets west“, an dem sich Musiker mit russischem Hintergrund beteiligten. Zu ihnen gehört auch die Rockband „The Spiderpigs“, die langjährige Hausband des Gerhart-Hauptmann-Hauses.

Weitere interessante Veranstaltungen mit, über und für Russlanddeutsche sind in der zweiten Jahreshälfte geplant. Dieter Göllner


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