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02.07.11 / Ausgebeutet / Größter Fall von Menschenhandel in der EU

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-11 vom 02. Juli 2011

Ausgebeutet
Größter Fall von Menschenhandel in der EU

Im Auftrag des tschechischen Staates wurden über 1500 Arbeiter aus Vietnam und der Mongolei, aber auch aus EU-Staaten wie der Slowakei und Rumänien zu Aufforstungsarbeiten angeworben, gelockt von findigen Subunternehmen der staatlichen Firma „Lesy CR“, die das Monopol über die nationalen Wälder hat. Diese heuert arbeitslose Ausländer zu Forstarbeiten an, aber den versprochenen Lohn und die Verpflegung sehen sie nie. Zehn Firmen haben 81 Prozent der öffentlichen Aufträge von „Lesy CR“. Das Holz wird ins Ausland verkauft, die Aufforstungsarbeiten windigen Firmen wie „Affumicata“ überlassen.

Durch die Wirtschaftskrise haben viele ausländische Arbeitskräfte in tschechischen Fabriken ihre Stelle verloren. In Prag werden ihnen von den Werbern der „Affumicata“ Löhne zwischen 800 und 1300 Euro pro Monat versprochen, plus Unterkunft und Verpflegung. Dem Vietnamesen Tuan widerfuhr nach Vertragsunterzeichnung Folgendes: Mit weiteren achtzig Landsleuten und vierzig Rumänen wurde er nach Nordböhmen gebracht, um am Fuße des Erzgebirges Bäumlinge zu pflanzen. „In den ersten Wochen bekam jeder noch 20 Euro, zwei Hühner und einen Sack Reis“, berichtet Tuan. Einen Monat lang schufteten sie im Wald bei jedem Wetter und einer Sieben-Tage-Woche. Von dem versprochenen hohen Lohn sahen die Arbeiter keinen Cent mehr. Als der Reis ausging, flüchtete Tuan und ließ sich den Vertrag übersetzen: Ihm war ein Ausbildungsvertrag untergejubelt worden, laut dem er fürs Bäumepflanzen noch 20 Euro monatlich an die „Affumicata“ zahlen müsse.

Rechtsanwalt Matouš Jira hat sich der Baumpflanzer angenommen: „Was da in den tschechischen Wäldern passiert, ist der größte dokumentierte Fall von Menschenhandel innerhalb der EU.“ Das Landwirtschaftsministerium weist jede Verantwortung von sich, die  Staatsanwaltschaft zeigt kein Interesse an einer Untersuchung des Falles. Erst nach dem Gang durch alle Instanzen kann Jira vor dem Europäischen Gerichtshof in Straßburg klagen.„Sudetenpost“/PAZ


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