29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.07.11 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-11 vom 02. Juli 2011

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,           
liebe Familienfreunde,

in diesem Sommer wird Caro Malessa aus Lüdinghausen nach Ostpreußen fahren. Eingeladen von ihrem 75-jährigen Vater, weil sie als Einzige aus der achtköpfigen Enkelgeneration auf dem Gebiet der Familienforschung den Stein ins Rollen gebracht hat. Nicht zu spät, wie die Erfolge beweisen, die sie uns jetzt mitgeteilt hat, um anderen Suchenden Mut zu machen. „Es forschen ja noch immer sehr viele Menschen nach ihren Verwandten, und ich bin froh, dass ich es geschafft habe“, meint Frau Malessa. Und führt den Weg auf, der sie letztendlich zum Erfolg führte, und den beschreibt sie so informativ, dass wir ihn hier nachzeichnen wollen, zumal unsere Zeitung auch eine Mittlerrolle spielt.

Gesucht wurden von Frau Malessa Verwandte ihres Großvaters Otto Gustav Malessa aus Ostpreußen, der nach dem Krieg, aus russischer Gefangenschaft entlassen, nach Westdeutschland kam. Auch im Ostpreußenblatt wurde ihr Vater als Heimkehrer und Vertriebener aus Ostpreußen im Lager Friedland namentlich erwähnt. Leider verstarb er nach erfolgreicher Familienzusammenführung mit seiner Frau und seinen fünf Kindern bereits 1957 an den Folgen eines Motorradunfalls.

„Ich bin ein Nachzügler-Enkelkind und habe erst in den 90er-Jahren mit der Ahnenforschung begonnen“, schreibt Caro Malessa. „Mein Vater und meine Tanten hatten nur lückenhafte Erinnerungen, und aus meiner Großmutter konnte ich nicht viel über die familiären Verflechtungen seitens der Familie ihres Mannes herausquetschen. Ich habe von Ihrer Zeitung damals Tipps bezüglich Adressen bekommen, an die ich mich wenden konnte. Immerhin gab es tatsächlich eine Heiratsurkunde meiner Großeltern, die ich mir als beglaubigte Kopie vom Standesamt Berlin verschaffte. Jahre später benutzte ich das Internet, kam aber auch dort nicht entscheidend weiter. Ich erstellte einen Stammbaum auf der kostenlosen Seite ,verwandt.de‘, die im letzten Jahr mit der amerikanischen Seite ,myheritage.com‘ zusammengelegt wurde. Regelmäßig werden die Stammbäume verglichen.

Jetzt im März dann ein absoluter Schock: In einem anderen Stammbaum tauchten die Namen meiner Großeltern und der ihrer Kinder auf, unter denen sich ja mein Vater befindet. Geburtsjahre alle richtig und identisch. Zeitgleich erreichte mich davon unabhängig eine E-Mail mit einem Foto aus dem Jahr 1930. Es stellte sich heraus, dass die Absenderin Monika die Verwalterin des genannten Stammbaumes ist. Wie sie an meine E-Mail-Adresse kam? Ich hatte vor Jahren diverse Sucheinträge in Ostpreußen-Foren gestartet. Wir haben schnell festgestellt, dass unsere Großväter Brüder waren, sie und ich sind also Großcousinen, wir verstehen uns sehr gut. Ich kenne jetzt die Namen meiner Urgroßeltern und die vieler Geschwister meines Großvaters. Die Vergangenheit hat endlich ein paar Namen. Es ist unglaublich, dass so etwas über 50 Jahre nach dem Tod meines Großvaters überhaupt möglich ist.“

O doch, liebe Frau Malessa, und manchmal ist die Zeitspanne noch viel, viel länger. Wie im Fall des Monsieur Camille Stein aus Frankreich, der durch unsere Ostpreußische Familie die von ihm gesuchte Verwandtschaft aus Westpreußen fand. Vor einem Jahr konnten wir über diese kaum glaubliche Familienzusammenführung berichten. Die mit einem Vakuum begann, denn Camille und seine federführende Frau Bernadette hatten nur einen einzigen Anhaltspunkt, und der war auch noch so vage, dass wir selber an einem Erfolg zweifelten. Die Steins hatten den Geburtsort von Camilles Mutter, die schon vor dem Ersten Weltkrieg in das Rheinland und später nach Frankreich gegangen war, als „irgendwo im Osten gelegen“ bezeichnet. Die Mutter hatte nie über ihre Herkunft gesprochen, erst nach ihrem Tod fand der Sohn die betreffenden Angaben. Tatsächlich konnten wir den kleinen Ort ermitteln, es war das westpreußische Brinsk (Brynsk). Aber wie sollten wir da Verwandte ausmachen? Der Zufall übernahm die Mittlerrolle: Francek Zaparowski aus Polen las auf einem Besuch bei in Südostpreußen lebenden Verwandten die PAZ mit der Suchfrage und schrieb sofort an uns, denn er glaubte, dass er ein Verwandter von Camille Stein sein könnte. Und so war es dann auch. Unser französischer Freund fand nicht nur einen Cousin, sondern auch noch weitere Verwandte, und es gab im Juli 2010 eine Zusammenführung am Stammort der Familie, in Brinsk. Die Freude war auf beiden Seiten groß und hielt an, ja, sie konnte sogar noch gesteigert werden, denn jetzt erfolgte der Gegenbesuch der in Polen lebenden Verwandten bei den Steins in Frankreich.

Wir sehen auf dem Foto eine fröhliche Familie, alle Generationen sind vertreten, wenn auch leider der Mann fehlt, der die Schlüsselrolle in dieser Geschichte innehatte, der in Polen lebende Francek Zaparowski. Das war der einzige Wermutstropfen im Freudenbecher: Der 85-Jährige war am 22. Mai in seiner Heimat verstorben Aber er hatte noch erleben dürfen, einen bis dahin unbekannten Cousin aus Frankreich zu finden, hatte diesem die Familiengeschichte erklären und mit kleinen Anekdoten bereichern können. Das war ein unverhofftes Erlebnis für ihn und er hat seine Empfindungen an Kinder und Enkel weitergegeben, so dass diese die Verbindung fortsetzen, ja noch intensivieren wollen. Wenn man dieses Foto sieht, dann verspürt man die Freude über diese Familienfindung. Und Frau Bernadette, die alles in die Wege geleitet hat, sagt uns im Namen aller Familienmitglieder Dank: „Und all dies dank Ihrer tatkräftigen Hilfe, für die wir nochmals aus tiefstem Herzen danken!“ Einen herzlichen Gruß nach Frankreich!

Von Frankreich nach England. Dorthin hatte es den aus Ostpreußen stammenden Bruno Smeilus nach dem Krieg verschlagen, er war nach der Gefangenschaft dort verblieben, hatte eine Familie gegründet. Nun wollte der 83-Jährige mit Hilfe seines Enkels Richard seine Familiengeschichte aufarbeiten und hatte sich deshalb an uns gewandt, um nach seinen Wurzeln zu forschen und noch lebende Verwandte zu finden. Bruno wurde als Sohn von Otto Smeilus am 21. November 1925 in Schillen/Szillen im Kreis Tilsit-Ragnit geboren, so lautet jedenfalls die uns übermittelte Angabe. Der Kirchspielvertreter von Schillen, Herr Walter Klink, hat sich nun mit der in Folge 20 veröffentlichten Angelegenheit befasst und schreibt: „Nach der mir vorliegenden Kopie vom Geburtenverzeichnis Kirchspiel Schillen (Szillen) 1850–1934 ist Bruno Smeilus dort nicht verzeichnet. Es handelt sich hierbei um eine nach Orten geordnete Abschrift von Taufregistern, die ich vor Jahren in einem Archiv in Wilna einsehen konnte. Dieses Dokument ist aber stark beschädigt, und es fehlen zahlreiche Seiten.“ Im Einwohnerverzeichnis des Landkreises Tilsit-Ragnit hat Herr Klink für Schillen den Molkereigehilfen Paul Smeilus und im nahen Ansten den Postschaffner Max Smeilus gefunden, weder Bruno noch dessen Vater Otto Smeilus sind dort vermerkt. Herr Klink hat sich inzwischen mit Brunos Enkel Richard in England in Verbindung gesetzt, und gemeinsam wollen sie nun weiter die Spurensuche fortsetzen, die sehr schwierig ist, weil Bruno Smeilus nur noch wenige Erinnerungen an Familie und Heimat hat, die er als 17-Jähriger verlassen musste. Irgendwelche Verwandten haben sich weder bei Richard Smeilus noch bei uns gemeldet, aber das ist wohl erst zu erwarten, wenn genauere Angaben vorliegen. Die Sache verlangt noch viel Spürsinn, den hat Herr Klink auch in Erfurt bewiesen, als er einigen Ahnensuchenden aus der Enkelgeneration schon vor Ort weiterhelfen konnte. Jetzt reist er zuerst einmal in die Heimat mit Ziel Schillen. Ich danke Herrn Walter Klink jedenfalls sehr, dass er sich der Sache so engagiert annimmt – vielleicht gibt es dann eines Tages für Mr. Smeilus ähnliche Erfolge wie für unsere Freunde in Frankreich. Beste Grüße nach England!

Welche weiten Kreise kann doch ein Kieselstein ziehen, wenn man ihn auf eine spiegelglatte Wasserfläche wirft. Wir ostpreußischen Kinder haben es mit Vorliebe getan – „Steinchen schmeißen“ war ein beliebtes Spiel, und ein Bach, ein Teich, ein See war ja immer da. Man kann diesen Vergleich auch auf unsere Ostpreußische Familie übertragen, denn eine kleine Erinnerung, fast nebenbei erwähnt, kann weite, sehr weite Kreise ziehen. Und diese führen sogar nach Israel. Da hatten wir im vergangenen Jahr einen Zeugenbericht, der kurz nach dem Krieg aufgezeichnet wurde, die furchtbaren Geschehnisse in Königsberg nach dem Russeneinmarsch dokumentiert, indem besonders auf die kaum vorstellbaren Leistungen der Ärzte eingegangen wurde. Es wurden viele Namen genannt, und in den darauf folgenden Ausgaben tauchten immer wieder Erinnerungen an weitere Ärzte auf, denen die Mitteilenden viel zu verdanken hatten. So erwähnte ich auch unseren Königsberger Hausarzt Dr. Rosenstock, der vor allem bei der Behandlung der schweren Wanderrose-Erkrankung meiner Mutter unermüdlich gewesen war und ihr auch bei der Genesung half. Es meldete sich darauf eine Enkelin von ihm aus den Niederlanden, die es bewegend fand, dass sich jemand nach so langer Zeit an ihren Großvater erinnert und ihm posthum einen Dank abstattete. Wir telefonierten miteinander und konnten noch weitere Erinnerungen intensivieren. Und jetzt schlug der kleine Stein noch einen weiten, sehr weiten Kreis: Aus Israel meldete sich die Schwester der in Holland lebenden Enkelin und teilte mir mit, dass auch bei ihr die Erinnerungen an den Großvater, die sie in unserer Ostpreußischen Familie las, Emotionen geweckt hätten. Sie möchte mit mir noch weitere Erinnerungen austauschen, wenn sie in einigen Monaten nach Hamburg kommt. Ich freue mich darauf, liebe Frau Dorette, und sende viele Grüße nach Jerusalem.

Und dann wird noch ein ganz bestimmtes Foto gesucht, aber ich glaube, wir werden hier wenig Glück haben, denn es handelt sich um einen kleinen Ort im Samland, der nur aus einigen Höfen bestand. Er hieß Schupöhnen und lag 23 Kilometer nordwestlich von Königsberg. Schupöhnen gehörte zur Gemeinde Grünhoff, das Kirchspiel war Pobethen. Da die Geschichte des Ortes bis auf die Gründung im Jahre 1405 zurückgeht und es sich um große Höfe handelt, die wahrscheinlich seit Generationen im Familienbesitz waren, wäre es denkbar, dass noch alte Privataufnahmen existieren. Das wäre natürlich ein Zufall, aber der hat ja in unserer Ostpreußischen Familie schon oft eine Rolle gespielt. (Zuschriften an die LO Ostpreußen z. Hd. Frau Ute Vollmer, Buchtstraße 4 in 22087 Hamburg.)

Und auch bei der Frage von Herrn Wolfgang W. Stawitz aus Hofheim geht es um ein Foto, das im Ostpreußenblatt als „Erinnerungsfoto 478“ veröffentlicht wurde, aber das war im Jahr 1974! Das Klassenbild mit der Lehrerin Fräulein Toni Stawitz von der Cäcilienschule in Tilsit wurde nach Abdruck an die Einsenderin, Frau Charlotte Woll, zurückgesandt. Nun ist Herr Stawitz sehr an diesem Bild interessiert und hätte gerne eine Kopie von dem Original. Fast noch wichtiger sind ihm die Lebensdaten der Lehrerin, da es sich wohl um eine Verwandte handelt. Wer kann Herrn Stawitz helfen? (Wolfgang G. Stawitz, Am Berg 4 in 65719 Hofheim.)

Eure Ruth Geede


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren