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02.07.11 / Auch im Memelland gibt es Bernstein / Schachspiel erinnert an eine Geschichte, die bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht – Künstler will Museum gründen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-11 vom 02. Juli 2011

Auch im Memelland gibt es Bernstein
Schachspiel erinnert an eine Geschichte, die bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht – Künstler will Museum gründen

Der aus Litauen stammende Bernsteinkünstler Evaldas Geistoraitis hat auf dem Deutschlandtreffen der Ostpreußen in Erfurt ein von ihm ausschließlich aus ostpreußischem Bernstein und heimischem Holz hergestelltes Schachspiel vorgestellt. Der Großvater des gelernten Straßenbauingenieurs war Preuße, stammte aus dem Raum Eydtkuhnen/Eydtkau, Kreis Ebenrode/Stallupönen und hieß Endrus Geistoreitis. Nach seiner Heirat wurde der Name in Andrius Geistoraitis lituanisiert.

Über ein Jahr brauchte Evaldas Geistoraitis mit seinen zahllosen Helfern für das Kunstwerk, vom März 2010 bis April 2011. Und noch ist das Werk nicht unbedingt vollendet. So kann Geistoraitis sich durchaus vorstellen, Teile, die noch nicht aus Bernstein sind, nachträglich durch Bernsteinteile zu ersetzen. Ob er das derzeitige Unikat einmal verkaufen oder was er sonst damit machen will, weiß Geistoraitis noch nicht. Jedenfalls will er nicht ohne Stolz deutlich machen, dass es nicht nur im heute russischen, sondern auch im litauischen Teil Ostpreußens wertvolle Bernsteinvorkommen gibt.

Deren gewerblich-industrielle Ausbeutung reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück. Den Anfang machte ein Vorkommen bei Prökuls (Priekule), genauer lagen die Fundstellen beim Dorf Pempen. Später erst wurden bei der Vertiefung der Fahrrinne des Kurischen Haffs bei Schwarzort (Juodkrante) erhebliche Mengen Bernstein zutage gefördert. 1860 gründete der 1817 in Stolbeck bei Tilsit geborene Friedrich Wilhelm Stantien mit dem damals 30-jährigen Danziger Moritz Becker das Unternehmen Stantien & Becker, das im darauffolgenden Jahr vom preußischen Staat die Lizenz zur Bernsteingewinnung erwarb.

Das 150. Gründungsjubiläum dieses Unternehmens nahm Geistoraitis 2010 zum Anlass, mit der Arbeit an seinem Bern­steinschachspiel zu beginnen. Vor und während der Fertigung unterstützte der Präsident der „Prussia, Gesellschaft für Heimatkunde Ost- und Westpreußens“ mit Ideen und Materialien das Projekt. Auch daher schmückt das Signum der Gesellschaft wie auch eine im Bernstein eingelassene preußische Urmess­tischkarte mit dem historischen Fundort bei Prökuls die Unterseite.

Nun, da dieses Meisterstück der Bernsteinkunst (im Grunde) fertig ist, hat sich der einst Straßen und Brücken bauende Bernsteinfreund ein neues Ziel gesetzt: die Gründung eines Museums der industriellen Gewinnung von Bernstein. Er setzt dabei auf die Hilfe der Europäischen Union mit ihren Strukturfonds. Wenn man bedenkt, wofür die EU ansonsten das Geld der Steuerzahler ausgibt, wäre dieses doch einmal ein lohnender Zweck – und eine weitere Brücke von der preußischen Vergangenheit zur litauischen Gegenwart wäre konstruiert.         PAZ


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