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09.07.11 / Brandenburg ist Nummer eins / Die Mark führt im Ranking der dynamischsten Wirtschaftsregionen Deutschlands

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-11 vom 09. Juli 2011

Brandenburg ist Nummer eins
Die Mark führt im Ranking der dynamischsten Wirtschaftsregionen Deutschlands

Berlin und sein Umland haben sich überraschend gut in der bisherigen Wirtschaftskrise behaupten können. Brandenburg hat sich sogar in den letzten drei Jahren bundesweit mit der größten Wirtschaftsdynamik entwickelt: Zu einem erstaunlichen Ergebnis kommt das zum neunten Mal veröffentlichte „Länderranking“ des  Magazins „Wirtschaftswoche“, der arbeitgebernahen „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) und des Wirtschaftsforschungsunternehmens  IW Consult.

Das industriestarke Baden-Württemberg war im Zeitraum 2007 bis 2010 Verlierer in Bezug auf die Dynamik der Wirtschaftsentwicklung.  Die Produktivität sank in dem erfolgsverwöhnten Land so stark wie in keinem anderen Bundesland (minus 3,3 Prozent). Die größte Dynamik konnte hingegen ein Bundesland entfalten, das in der Vergangenheit eher mit gescheiterten Großprojekten für negative Schlagzeilen sorgte: Brandenburg.

Überhaupt hat sich die gesamte Hauptstadtregion bisher gut in den wirtschaftlichen Turbulenzen der weltweiten Finanzkrise behaupten können. Während Deutschland insgesamt 0,3 Prozent des realen Bruttoinlandsproduktes einbüßte, konnte Berlin immerhin mit einem Plus von sechs Prozent beim Wirtschaftswachstum in den Jahren von 2007 bis 2010 aufwarten. Die Zahl der Erwerbstätigen legte im untersuchten Zeitraum um 5,1 Prozent zu.

Großer Pluspunkt der Stadt aus Sicht vieler Unternehmer: die hohe Zahl von Beschäftigten, die einen höheren Bildungsabschluss vorweisen können. Immerhin 14,8 Prozent aller regulär Beschäftigten verfügen über ein Hochschul- oder Fachhochschulexamen. Noch dynamischer als Berlin ist nur das die Stadt umgebende Brandenburg gewachsen. Sowohl bei der Entwicklung der Steuerkraft als auch bei den Zunahmen von Arbeitsplätzen führt Brandenburg bundesweit mit großem Vorsprung. Der Geschäftsführer der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, Hubertus Pellengahr, spricht sogar von einem „Aufbruch der Region Berlin-Brandenburg“.

Die Gründe für diese Entwicklung in Brandenburg sind vielfältig: Bei der Förderpolitik wurde vom anfangs praktizierten „Gießkannenprinzip“ Abschied genommen. Statt der wahllosen Förderung in den 90er-Jahren konzentriert  man sich inzwischen darauf, einzelne Leistungszentren gezielt voranzutreiben. Insbesondere in der Biotechnologiebranche hat dies zu sichtbaren Erfolgen bei der Ansiedlungspolitik geführt und das Land sogar europaweit in diesem zukunftsträchtigen Bereich an die Spitze gebracht.

Allein 2010 sind zwölf Biotechnikfirmen neu gegründet worden – die Zahl der Unternehmen auf diesem Gebiet stieg damit auf 200. Insgesamt sind über 25000 Menschen auf den Gebieten Biotechnologie, Medizintechnik oder in Pharma-Unternehmen beschäftigt. Auch hier sind die in der Region vorhandenen Fachkräfte für  Unternehmen immer öfter ein Argument zur Ansiedlung.

Zur zweiten Triebkraft des Brandenburger Wirtschaftsaufschwungs hat sich die Luftfahrtbranche entwickelt. Die beiden Hersteller von Triebwerken Rolls-Royce und MTU, die sich bereits in den 90er-Jahren ansiedelten, haben einen hohen Anteil an den Exporten Brandenburgs. Weiteren Schwung bringt der im Bau befindliche Großflughafen Berlin-Brandenburg, der sich immer mehr zu einem Jobmotor entwickelt. Das Zwei-Milliarden-Projekt, das ziemlich genau in einem Jahr eröffnet werden soll, hat nicht nur der regionalen Bauindustrie Aufträge im dreistelligen Millionenbereich beschert, sondern zieht auch zahlreiche dauerhafte Arbeitsplätze nach sich.

Erst dieser Tage hat die Lufthansa den Grundstein für ein neues Wartungszentrum auf dem neuen Großflughafen mit einem Investitionsvolumen von 16 Millionen Euro gelegt. Schon jetzt hat sich „Berlin-Brandenburg International“ zu einem Magnet für Firmenansiedlungen aus zahlreichen Branchen entwickelt.

Die Verantwortlichen hoffen, dass sich eine Entwicklung ähnlich wie in der Region um München-Freising nach dem Bau des dortigen Flughafens wiederholen wird. Das vor 30 Jahren überwiegend von Landwirtschaft geprägte Gebiet zählt inzwischen bundesweit zu den führenden Wirtschaftsregionen.

Dass auch noch ein nennenswertes Wachstum möglich ist, wenn bereits ein hohes Niveau erreicht ist, beweist Hamburg. Der Stadtstaat ist unter den alten Bundesländern nicht nur am dynamischsten gewachsen – fast so stark wie Berlin –, sondern auch bei der Wirtschaftsleistung pro Kopf liegt die Hansestadt in Deutschland vorn. Allerdings rührt der gute statistische Wert auch daher, dass Hamburg im Unterschied zu Flächenländern wie Bayern oder Baden-Württemberg keine ländlichen Räume umfasst.

Bis Berlin die in Hamburg bereits erreichte wirtschaftliche Stärke vorweisen kann, ist es noch ein weiter Weg.  Beim Vergleich der aktuellen Wirtschaftskraft pro Kopf landete die Hauptstadt noch auf den hinteren Plätzen. Nur Sachsen-Anhalt schnitt bei diesem Kriterium noch schlechter ab. Ähnlich deprimierend ist die Lage bei der hohen Zahl von Hartz-IV-Empfängern. Mit 12,8 Prozent liegt sie doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt.  Auch der Blick auf die Arbeitslosenquote von 13,6 Prozent (Bundesschnitt 7,7) macht deutlich, dass, bei aller wirtschaftlichen Dynamik und guten Zukunftsaussichten, der Aufschwung bei vielen Berlinern noch nicht angekommen ist.  Norman Hanert

Foto: Im Biotechnologiepark Luckenwalde: Ein junger Mann arbeitet an einem Doppelmantel­reaktor. Seine Firma stellt Wirkstoffe für die pharmazeutische Industrie her. Mit hochtechnologischen Produkten punkten brandenburgische Betriebe auf dem Weltmarkt


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