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09.07.11 / Neue Hotels in alten Schlössern / Wie im südlichen Ostpreußen das deutsche architektonische Erbe teilweise umgebaut und umgenutzt wird

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-11 vom 09. Juli 2011

Neue Hotels in alten Schlössern
Wie im südlichen Ostpreußen das deutsche architektonische Erbe teilweise umgebaut und umgenutzt wird

Nach der politischen „Wende“ 1989 erhoffte man eine sofortige Sanierung vieler baufälliger Schlösser im südlichen Ostpreußen. Die bisherigen Verwalter der ehemaligen Besitztümer deutscher Adeliger mussten die renovierungsbedürftigen Schlösser an den polnischen Staat zurückgeben. Der staatliche Verwalter vertrat die Meinung, dass sich bald wohlhabende private Unternehmer melden, die den immer mehr verfallenden Objekten ihren alten Glanz wiederbringen würden. Anfang der 90er Jahre wurden dann zum Beispiel Schlösser wie das in Schönberg bei Deutsch-Eylau oder das imposante Schloss des Geschlechts Lehndorff in Steinort am Mauersee den neuen Besitzern übergeben.

Die hatten jedoch weitgehend ihre finanziellen Möglichkeiten überschätzt, so dass statt der zu erwartenden Sanierung der Verfall dieser wie auch zahlreicher anderer kleinerer Objekte weiter fort schritt. Sowohl Heimatkundler als auch alle diejenigen, denen die Bewahrung des Kulturerbes am Herzen liegt, erfüllte diese Tatsache mit Sorge und Trauer.

Die Journalistin Joanna Wankowska-Sobiesiak aus Allenstein hat eine Reise unternommen, bei der sie den Ist-Zustand vieler denkmalgeschützter Sehenswürdigkeiten festgehalten hat. Ein Ergebnis ihrer Standortbesichtigungen und Recherchen ist eine Dokumentation, die den fortschreitenden Verfall der noch erhaltenen Baudenkmäler dokumentiert. In Form eines reich bebilderten Buches mit dem Titel „W swiecie zabytkowych ruin“ (In der Welt historischer Ruinen) hat sie den Zustand der Baudenkmäler festgehalten. Ihr Bemühen hat zur Ernüchterung der Öffentlichkeit bei der oftmals leichtsinnigen Übergabe der Architekturdenkmäler an die neuen Bauherren geführt und zu einer Reihe von Initiativen zur Lösung des Problems.

Schon vor einigen Jahren zeigte sich ein kleines Licht am Ende des Tunnels, als die berühmte Künstlerin Veruschka von Lehndorff ihren alten Familienbesitz in Steinort besucht hatte. Sie beschloss damals, sich für die Rettung der einst so prächtigen Schlossanlage vor ihrem endgültigen Verfall einzusetzen. Kurz darauf bewilligte das deutsche Kultusministerium 60000 Euro für deren Erhaltung. Der vollständige Wiederaufbau wird allerdings viel mehr kosten.

Schon jetzt sind andere positive Beispiele für ein gelungenes Nebeneinander von Alt und Neu zu verzeichnen. Dank reichlicher Unterstützung mit EU-Geldern wurde vor kurzem ein ganz neues Hotel in Heilsberg in Betrieb genommen. Sein Äußeres knüpft an das Aussehen des benachbarten Schlosses an, was glücklicherweise zu keinem Stilbruch geführt hat. Barbara Zalewska, die für die Einhaltung des denkmalgeschützten Baubestandes in der Region zuständig ist, hatte sich für diese Methode eingesetzt. In der Projektphase des Bauvorhabens auf dem Vorhof des Heilsberger Schlosses gab es zwar Vorbehalte, weil man ursprünglich in seiner direkten Nachbarschaft Tiefgaragen vorgesehen hatte. Dieser allgemein als wenig durchdacht betrachtete Entwurf wurde aber beizeiten geändert.

Der Heilsberger Initiative soll bald eine in Lötzen folgen. Viele verbanden diese Stadt bisher lediglich mit der gut erhaltenen Festung Boyen und wussten gar nicht, dass es dort überhaupt ein Schloss gibt. Vor kurzem wurden daran neue Flügel angebaut, die architektonisch ihren abgerissenen Vorgängerinnen aus dem 17. Jahrhundert nachempfunden wurden. Der Schlossausbau in Lötzen weckte bei den um die Bewahrung des historischen Kulturerbes bemühten Beamten größere Bedenken als der in Heilsberg. Auch diesmal wurde unterstrichen, dass die bisher als Ruine geltende Anlage in Lötzen die Besucher mit ihrem Komfort und einem historischen Ambiente eher anziehen wird als sie abzuschrecken. Seit ein paar Jahren ist es im Falle des in der Nähe gelegenen Städtchens Rhein so. Die dortige zum Teil restaurierte und zu einem Erholungsobjekt ausgebaute Burg genießt einen verdienten Ruhm. Auch die drittgrößte Stadt in der Woiwodschaft, Lyck, will sich weiterhin als ein touristischer Erholungsort mit vielen Attraktionen behaupten und ihren Reiz durch den Umbau des einstigen Ordensschlosses in ein Hotel oder ein Freizeitzentrum erhöhen.

Die in vergangenen Jahrzehnten bereits wiederaufgebauten Burgen in Städten wie Osterode und Neidenburg dienen heutzutage kulturellen Zwecken. In Neidenburg fand beispielsweise wie auch in den Jahren zuvor das Festival der Science-Fiction-Literatur statt, dem bekannte Schriftsteller und Liebhaber dieser Gattung aus dem In- und Ausland, darunter auch aus der Bundesrepublik Deutschland, beiwohnten.

Bessere Zeiten sind mittlerweile auch im Königsberger Gebiet eingekehrt, wo mit der umstrittenen Moskauer Baulöwin und Gattin des Ex-Bürgermeisters Jurij Luschkow, Jelena Baturinaeine, eine der einflussreichsten Frauen Russlands ein verkommenes Herrenhaus in ein nobles Hotel umwandeln will.     Grzegorz Supady


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