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16.07.11 / Eingefangen und verkauft / In der Dritten Welt blüht wieder der Sklavenhandel – Freikäufe umstritten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-11 vom 16. Juli 2011

Eingefangen und verkauft
In der Dritten Welt blüht wieder der Sklavenhandel – Freikäufe umstritten

Mit einem dringenden Appell hat sich John Eibner, US-Geschäftsführer der Organisation Christian Solidarity International (CSI), an das Repräsentantenhaus in Washington gewandt und gefordert, die Sklaverei im Sudan müsse ein Ende haben, sonst sei ein dauerhafter Friede im neuen Staat Südsudan nicht erreichbar. Im Zeichen von rassistischem und religiösem Fanatismus würden noch immer mit Billigung der Regierung in Karthum vor allem Frauen und Kinder des Stammes der Dinka aus dem Gebiet Bahr-al-Ghazal (Gazellenfluss) und des Nubaflusses als Sklaven gehalten. Dort befindet sich die Nahtstelle zwischen dem muslimischen Norden und dem christlich oder animistisch orientiertem Süden, vornehmlich von Menschen dunkler Hautfarbe besiedelt. Verschärft werden die Spannungen immer wieder auch dadurch, dass im Süden reiche Ölquellen sprudeln, deren „schwarzes Gold“ bislang auf Rechnung der Nordens vor allem vom Roten Meer aus nach China verschifft wurde.

Zurzeit leben, so nordsudanesische Regierungsquellen, rund 35000 solcher Unfreien im Norden des Landes. Sie wurden zum großen Teil während des Bürgerkrieges zwischen den beiden Landesteilen von bewaffneten Reiterhorden eingefangen. Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen bestätigt die Sklaverei im Sudan, nachdem unabhängige Untersuchungskommissionen durch das Land reisten und entsprechende Belege fanden.

Der Sklavenhandel in Nordafrika, von Mauretanien und der Elfenbeinküste bis in den Sudan, hat eine lange, durch den Koran gedeckte Tradition. Leibeigene werden als selbstverständliche Einrichtung aufgeführt, sollten allerdings eine gute Behandlung erfahren. Auch in Mali, Burkina Faso, Niger, Nigeria, Togo und Benin werden meist Kinder als Sklaven rekrutiert, die in den Kakaoplantagen der Westküste ungeschützt Pestizide versprühen und schwere Lasten tragen müssen. Die UN-Sonderberichterstatterin zur Sklaverei, Gulnara Shahinian aus Armenien, hat wiederholt öffentlich die mauretanische Regierung abgemahnt.

Menschenrechtsgruppen wie SOS Esclaves gehen von 600000 Leibeigenen allein für Mauretanien aus, obwohl es in dem fundamentalistisch geführten Staat seit 2007 ein Gesetz gegen die Sklaverei gibt. Terres des hommes rechnet weltweit sogar mit mehr als zwölf Millionen versklavten Menschen, wobei auch sogenannte Zwangsarbeiter erfasst sind. Diese gibt es in Brasilien, in Indien, in Pakistan, in Nepal und in Bangladesch. In Nepal trifft es vor allem tausende minderjähriger Mädchen zwischen dem vierten und dem 15. Lebensjahr. Als sogenannte „Kamalaris“ sind sie rechtlos und haben bis zu 16 Stunden zu arbeiten, werden zudem oft sexuell missbraucht. Tausende werden auch an Bordelle im benachbarten Indien verkauft. Haiti und die Dominikanische Republik stehen ebenfalls auf der Liste der inkriminierten Staaten.

Auf Kritik vor allem von Unicef und der britischen Organisation Anti Slavery International stößt immer wieder die Praxis von CSI, Sklaven freizukaufen und dafür Spenden zu sammeln. Das ermutige geradezu, sich immer neue Opfer zu beschaffen, um an die harten Dollars von CSI zu kommen. Erst dadurch werde ein lukrativer Markt für den Sklavenhandel geschaffen. Aus diesem Grund wurde bereits das System der Identifizierung mittels Fingerabdruck eingeführt, um einen Mehrfachver­kauf zu verhindern. Joachim Feyerabend


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