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16.07.11 / So wichtig wie das Militär / Israel investiert kräftig in Wissenschaft und Bildung – Bedeutender Standortvorteil für die Wirtschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-11 vom 16. Juli 2011

So wichtig wie das Militär
Israel investiert kräftig in Wissenschaft und Bildung – Bedeutender Standortvorteil für die Wirtschaft

Seit vielen Jahren und Jahrzehnten bringt Israel, das kleine und in vieler Hinsicht bedrohte Land am Mittelmeer, viele Nobelpreisträgern und tausende erfolgreiche Patente hervor. Das ist ein wesentlicher Standortfaktor, der erheblich zum Erfolg der israelischen Wirtschaft beiträgt. Worin aber liegt dieses „israelische Geheimnis“ der erfolgreichen Forschung?

Es „basiert auf dem Bildungssystem“, verrät der Präsident der Tel Aviv University (TAU), Joseph Klafter, freimütig. Es brauche eine Grundstimmung in einem Land, in der Bevölkerung, die quasi in der Luft liege. Auch die Israelis könnten „Innovation nicht lehren“, sie aber den Studierenden erklären. Denn „passieren“ müssten die neuen Entdeckungen bei den Studenten selbst, so der Präsident der TAU.

Wer Israel besucht und dabei die Wissenschaftsszene in Augenschein nimmt, dem fällt eines auf: Selbst wissenschaftsferne Menschen, die ihr Leben lang mit Forschung selbst nichts zu tun hatten, sind stolz auf die Wissenschaftstürme des kleinen Landes. Sie gehören in vielen Bereichen der Forschung zu den besten weltweit. Dieser Erfolg entsteht jedoch nicht rein zufällig oder auf Grund einer überdurchschnittlichen Intelligenz der Bevölkerung. Die Investitionen für Bildung und Forschung stehen neben den Ausgaben für das Militär ganz oben auf der Agenda des Landes.

Das Weizmann Institute of Science (WIS) ist einer dieser weltberühmten „Leuchttürme“ der Wissenschaft. Die Anfänge des WIS, das 1949 offiziell gegründet wurde, gehen auf das Daniel-Sieff-Forschungsinstitut zurück, das 1934 von Israel und Rebecca Sieff im Gedenken an ihren Sohn Daniel gestiftet wurde. Die treibende Kraft hinter der wissenschaftlichen Arbeit an diesem Institut war Chaim Weizmann, ein renommierter Chemiker und Zionist, der später zum ersten Präsidenten des Staates Israel gewählt wurde.

Eine Wissensmaschine der Extraklasse wird das WIS auch genannt, weil aus seinen Reihen bereits 1400 Patente angemeldet und 169 Abkommen mit israelischen Firmen verzeichnet werden konnten. Im Jahre 1954 entwarf man hier einen der ersten Computer der Welt, später wurden wichtige Medikamente zur Behandlung von Multipler Sklerose und von Krebserkrankungen entdeckt.

Der heutige Präsident des WIS, Daniel Zajfmann, nennt als Hauptfaktor für diesen Erfolg die von „Neugier und Leidenschaft angetriebene Forschung“. Was wie ein Allgemeinplatz klingt, den viele Bildungspolitiker gerne im Munde führen, hat beim WIS einen konkreten Hintergrund: die richtigen Mitarbeiter und die richtigen Studierenden. Die 250 Dozenten und nur 1000 graduierten Studierenden sind handverlesen. Nur die Besten dürfen an dieser Universität mit dem einmaligen Lehrer-Studierenden-Verhältnis lehren oder lernen.

Studiengebühren gibt es nicht. „Wir zahlen für sie, also müssen wir sie auch aussuchen“, sagt der WIS-Präsident. Ein in Deutschland fremdes Denken, ebenso wie der Wille, die „absolute Topqualität“ zu erreichen, wie Zajfmann betont. Man müsse die Studierenden auch richtig behandeln, wozu ein schöner Campus unabdingbar dazu gehöre; ein schönes Umfeld „inspiriere die Studenten“ beim Lernen ebenso wie „freie Luft zum Atmen“, womit er unumwunden einer Entschulung des Studiums das Wort redet. Zum Forschen brauche man die absolute „Freiheit zum Denken“, was extrem wichtig und eben nicht billig zu haben sei.

Die Finanzen fließen auch in Israel nicht von selbst. Wer israelische Universitäten besucht, findet an vielen Gebäuden Tafeln mit den Namen von Mäzenen, die ihr Geld nicht in Aktien oder Immobilien, sondern selbstlos in die Bildung investieren. Das Weizmann-Institut hat für 2011 ein Budget von 200 Millionen Euro. Ein Drittel kommt vom Staat, ein Viertel von den Wissenschaftlern über eingewobene Sponsorengelder (Grants), der Rest und somit knapp die Hälfte wird gespendet. Dabei spielt der „Endowment Fund“ der WIS mit derzeit 1,2 Milliarden Euro Kapital eine wichtige Rolle. Er wird von ehemaligen Studenten und Philanthropen gefüttert. 65 Prozent dieses Fonds sollen nie angetastet werden. Im Laufe der Zeit soll das Kapital weiter wachsen, sodass die Universität nur aus der Universität gefördert werden kann. Ein ähnliches Konzept verfolgt auch die weltberühmte Harvard-University in Boston. Erhebliche Mittel investiert das WIS in eine erfolgreiche „Wissenschafts-Vermittlung“. Das 2001 gegründete „Davidson Institute for Science Education“ will „Null bis 120-Jährigen“ die Forschung näherbringen, berichtet Zajfmann. Egal ob jung oder alt, für die Forschung und deren teilweise bahnbrechende Erkenntnisse ließen sich viele begeistern. Nicht zuletzt auf diesem Wege überlegt sich dann der eine oder andere, in eine wissenschaftliche Karriere einzusteigen oder ein Teil des eigenen Vermögens den großen Fonds des WIS zu stiften – um so das Leben der zukünftigen Generationen nachhaltig und erfolgreich zu fördern. Hinrich E. Bues


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