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16.07.11 / »Grazil und elegant, voller Einfälle und Wendungen« / Bedeutende Orchester geben sich zum Mozartfest 2011 in der Residenz Würzburg ein Stelldichein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-11 vom 16. Juli 2011

»Grazil und elegant, voller Einfälle und Wendungen«
Bedeutende Orchester geben sich zum Mozartfest 2011 in der Residenz Würzburg ein Stelldichein

Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“. Dieses Wort Friedrich Nietzsches wäre das geeignete Leitmotiv beim Mo­zartfest. Die Formen­vielfalt Mo­zarts – Sinfonien, Serenaden, Solokonzerte, Kammermusik, Kirchenmusik, Vokalmusik – ist aufgeboten. Es gibt einen Mo­zarttag in der Innenstadt und eine Mozartnacht in der Residenz. Es gibt Mozart für Kinder und Lesungen über Mozart und aus Mozarts Briefen. Außer Mozart hört man Händel und Haydn, Beethoven und Schubert, Schumann und Mendelsohn, Dvorak und Sme­tana. Aber auch spätere Komponisten wie Kodaly und Schostakowitsch, Prokofieff und Gershwin sind „eingestreut“.

Bedeutende Orchester spielen, wie das Bayerische Rundfunkorchester und die Bamberger Sinfoniker. Der Dirigent Thomas Hengelbrock, der Geiger Gidon Kremer, der Cellist Heinrich Schiff, die Klarinettistin Sabine Meyer geben sich die Ehre. Entsprechend sind die Schauplätze des Geschehens: Residenz und nochmals Residenz, der Hofgarten, der Rokokogarten von Veitshöchheim, die Wallfahrtskirche Käppele, der Würzburger Dom.

Das Konzert der Bamberger Sinfoniker in der Residenz bot zwei Höhepunkte: der Oboist Francois Leleux spielte in eigner Bearbeitung Arien aus der Zauberflöte. Der helle, versonnene Klang dieses Instrumentes schwebte im Kaisersaal und verlieh diesen großen Arien kammermusikalische Intimität – ein Musikereignis der besonderen Art!

Und der Meis-ter auf der Oboe dirigierte dann die Sinfonie Nr. 4 von Schubert, vom Komponisten selbst „die Tragische“ genannt. Das Werk ist vielgestaltig: düster, melodisch, jubelnd, triumphal. Mit eindringlicher Dramatik treibt Francois­ Leleux die Musik voran, bis zum grandiosen Ende – höchstes Lob für Orchester und Dirigent! Und nochmals die Bamberger Sinfoniker im Kaisersaal der Residenz: Mozarts bekanntes Violinkonzert in D-Dur KV 218, ein „echter“ Mozart, grazil und elegant, voller Einfälle und Wendungen, wurde von Rainer Küchl, dem Konzertmeister der Wiener Philharmoniker ge-spielt. Über Mozarts herausragendes Pianistentum vergisst man oft, dass er auch ein Meister auf der Geige war, der sich in diesem Konzert schöpferisch voll entfaltet. Es folgte die achtsätzige Haffner-Serenade, ein Auftragswerk des reichen Kaufmanns gleichen Namens aus Salzburg zur Hochzeit seiner Schwester. Es ist das umfangreichste Werk seiner Art, der im 18. Jahrhundert beliebten Abend- und Nachtmusiken, die in der Regel im Freien, in den Parks des Adels und des reichen Bürgertums aufgeführt wurden. Mozart hat dieses Werk, um die drei konzertanten Sätze gekürzt, auch als Haffnersinfonie komponiert.

Im Würzburger Kiliansdom wurden, neben dem Requiem, wohl Mozarts bekannteste Sakralwerke, die Krönungsmesse in C-Dur und die Motette „Exultate, jubilate“, zu Gehör gebracht, aufgeführt vom Würzburger Domchor und von Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Würzburg. Die dreisätzig angelegte, sehr lange Motette ist ein einziger Jubel, in Koloratur gesetzt und verlangt der Sängerin alles ab. Transzendenz und Diesseitigkeit, Sakrales und Weltliches vereinigt gerade Mozart wie kaum ein anderer unserer großen Komponisten.

Zum Abschluss gab es eine Serenade im festlich illuminierten Hofgarten der Residenz. Die Zeit ist voll mit einbezogen: Das Musikfest beginnt am späten Abend, um 21 Uhr, und endet in der Nacht um

23 Uhr. Mozarts bekanntestes Werk, die Serenade aller Serenaden „Eine kleine Nachtmusik“, eröffnet das Spiel. Es folgt das wunderschöne dritte Hornkonzert in Es-Dur KV 447 und das Fest endet – nicht mit Mozart oder einem seiner Zeitgenossen, sondern mit Zoltan Kodalys „Tänzen aus Galanta“, einer glanzvollen Ehrbezeigung an die Musik der ungarischen Zigeuner, voller Csardas-Rhythmik. Was in Würzburg wohl einmalig ist: der vollendete Zusammenklang von Musik, Architektur, Plastik, Malerei und Gartenkunst. Dazu nochmals ein – leicht abgewandeltes – Nietzschewort als Kommentar: Ästethisch ist die Welt noch zu ertragen. Werner Dremel


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