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16.07.11 / »Ach, da ist noch etwas« / Mit Vergnügen verkörperte Peter Falk den unscheinbaren »Inspektor Columbo«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-11 vom 16. Juli 2011

»Ach, da ist noch etwas«
Mit Vergnügen verkörperte Peter Falk den unscheinbaren »Inspektor Columbo«

Wer kannte (und liebte) ihn nicht, den kleinen Detektiv mit dem beigen, leicht zerknitterten Mantel über dem Anzug von der Stange, dem Glasauge unter dem zerzausten dunklen Haarschopf, dem alten Peugeot und den coolen Sprüchen? Er war der unscheinbar auftretende Kommissar der Los-Angeles-Mordkommission auf der Spur von Verbrechen der Reichen und Mächtigen, der es faustdick hinter den Ohren hatte. Wenn die arroganten Täter am Ende seiner entnervenden Untersuchung gerade höhnisch verschwinden wollten, nach einem letzten triumphierenden Blick auf den vermeintlichen Verlierer, sprach der kleine Mann mit der heiseren Stimme die berühmt gewordenen Worte „Ach, da ist noch etwas ….“ und der Weg auf die geplante Sieges-Party endete stattdessen im Gefängnis.

Peter Falk hat mit seinem „Columbo“ dem Fernsehen einen der größten weltweiten Hits in der TV-Geschichte beschert. Er übertrumpfte mühelos selbst Konkurrenz-Fernseh-Detektive wie James Garner’s „Rockford“ und Telly Savalas’ „Kojak“. 1971 startete die Serie, lief wöchentlich sechs Jahre, dann sporadisch, und danach gab es bis 2003 diverse „Columbo“-Filme. Falk wurde „Columbo“ nie los und das war sein größtes Vergnügen. „Ich liebe Columbo“, sagte er. „Er ist exzentrisch… Seine Besessenheit verbirgt sich unter seiner Freundlichkeit. Er hat einen verschmitzten Humor, ist von natürlicher Höflichkeit und bar jeder Angabe. Aber wehe dem, der in Los Angeles einen Mord begeht!“

Umso trauriger erschien jetzt die Mitteilung vom 23. Juni, dass „Columbo“, der den Mördern so lange ein Schnippchen schlug, nun selber von dem größten Mörder überhaupt besiegt wurde, dem Tod. Und besonders tragisch, dass er, dessen heller Kopf auch die schwierigste Aufklärung von Verbrechen meisterte, keinem überraschenden Herzschlag erlag oder gar einem Racheakt zum Opfer fiel, sondern dass er langsam seinen wachen, humorvollen Geist verlor und in die Dunkelheit von Alzheimer entglitt. Wie vor ihm Ronald Reagan, Frank Sinatra und Charlton Heston. 86 ist er geworden, zuletzt in seinem schönen Haus in Beverly Hills als Pflegefall lebend, betreut von seiner langjährigen Ehefrau, der Schauspielerin Shera Dannese. Sein Tod machte größere Schlagzeilen als das Ableben vieler anderer, einst großer Stars. Und die Nachrufe waren oftmals nostalgisch gefärbt – wie bei dem unersetzlichen Verlust eines guten Freundes.

Geboren 1927 in New York City (seine Eltern besaßen später eine Boutique in Ossining, New York), verlor Peter Falk mit drei Jahren sein Auge durch Krebs. Vielfach gehänselt, lernte er, sein Glasauge mit Humor und Selbstsicherheit zu tragen. Nach Schulabschluss 1945 war er ein Jahr Koch bei der Handelsmarine. Danach erwarb er einen College-Abschluss als Bachelor of Arts in Politischen Wissenschaften und später ein Masters Degree der Syracuse Universitet in Öffentlicher Verwaltung. Dann siegte sein Talent und mit 28 wurde er professioneller Schauspieler. Schon ein Jahr später erregte er Off-Broadway-Aufsehen als Bartender in Eugene O’Neill’s „Der Eismann kommt“. Danach ging es steil bergauf. Broadway, Fernsehen, Filme. Zwei Oscar-Nominierungen – amüsanterweise für einen Mörder – in „Murder Inc.“ 1960 und einen Mafia-Boss-Assistenten 1961 in Frank Capra’s „Pocketful of Miracles“. 1971 startete „Columbo“, zunächst gedacht für Bing Crosby, der ablehnte, weil die Rolle mit seinem Golfspiel konterkarierte. Der Rest ist Geschichte.

Der listige Detektiv, der nie eine Waffe trug (im Arm nur seinen schläfrigen Basset-Hund), der stattdessen seinen Verstand benutzte, rankt unter Nr. 7 auf einer Liste vom „TV-Guide“ der 50 wichtigsten TV-Persönlichkeiten aller Zeiten.

Persönlich war Peter Falk mit Shera Dannese in zweiter Ehe verheirat und hatte zwei Adoptiv-Töchter aus erster Ehe. Sein Hobby war Zeichnen, womit er sich beschäftigte, als die Demenz seine hochaktive Schauspieler­karriere ab 2007 langsam beendete.

1987 hatte Wim Wenders in seinem Film „Der Himmel über Berlin“ die Rolle des „Filmstars“ mit Falk besetzt, und im Fortsetzungsfilm „In weiter Ferne, so nah!“ von 1993 spielte er sich selbst. Das Motiv des Engels, der seine Unsterblichkeit opfert für ein Leben auf der Erde – jetzt erfüllt es sich umgekehrt. Liselotte Millauer


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